Charlotte sorgt für soziale Kompetenz

Marpingen. Sie ist rotblond, mittelgroß und im besten Alter. Zwei- bis dreimal die Woche heißt es für sie: Um sechs Uhr aufstehen, frühstücken und auf die Arbeit. Sie heißt Charlotte, ist rund 35 Jahre alt und seit August der erste Schulhund im Kreis St. Wendel.Ein Blick zurück: Die erste Schulwoche nach den Sommerferien hat begonnen

Marpingen. Sie ist rotblond, mittelgroß und im besten Alter. Zwei- bis dreimal die Woche heißt es für sie: Um sechs Uhr aufstehen, frühstücken und auf die Arbeit. Sie heißt Charlotte, ist rund 35 Jahre alt und seit August der erste Schulhund im Kreis St. Wendel.Ein Blick zurück: Die erste Schulwoche nach den Sommerferien hat begonnen. Martina Pape, Klassenlehrerin der 5b der Gemeinschaftsschule Marpingen und ausgebildete Schulhundführerin, stellt ihren Labradoodle (Mischling zwischen Pudel und Labrador) Charlotte den 23 Schülern ihrer neuen Klasse vor. Zuerst herrschte große Aufregung unter den Zehn- bis Elfjährigen. Schwanzwedelnd begrüßt die Hundedame die jungen Leute, wird von einem zur anderen weitergereicht, gestreichelt und liebkost. Und plötzlich: Keiner ruft mehr durch die Klasse, niemand zappelt mehr auf seinem Stuhl, alle warten ruhig und geduldig darauf, dass sie an die Reihe kommen, mit Charlotte Freundschaft zu schließen. Die Generalprobe ist geglückt. In den kommenden Monaten wird Charlotte regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Zur Beruhigung mancher Zappelphillippe, zur Motivation für Schüchterne, als Knuddelpartnerin für diejenigen, die es schwerer haben als andere, in die Klassengemeinschaft integriert zu werden.

Jetzt, nach nunmehr drei Monaten mit Schulhund Charlotte, lässt sich sagen: Das Projekt ist ein voller Erfolg. "Charlotte ist ein sehr, sehr netter Hund", findet zum Beispiel die zehnjährige Alina. Und ihr Mitschüler Marc betont, dass sich jetzt alle besser konzentrieren könnten. "Alle sind viel ruhiger, seit wir Charlotte haben, Charlotte ist auch so zutraulich und sehr intelligent", ergänzt Lenya und findet große Zustimmung.

Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diese Einschätzung der Jungen und Mädchen: Der Umgang mit Hunden, gerade in der Schule, stellt eine besondere Form des sozialen Lernens dar, die zum Rückgang aggressiven und störenden Verhaltens führen kann. Verantwortungsbereitschaft und gegenseitige Rücksichtnahme können gefördert, die Lautstärke im Unterricht verringert und damit die Lernbereitschaft erhöht werden.

Um Schulhund zu werden, musste Martina Pape mit Charlotte allerdings mehrere Hürden nehmen: zum einen eine mehrjährige Hundeausbildung, die sie bei Sabine Aulenkamp, Fachfrau für Hundeerziehung und Hundetraining in Saarbrücken, absolvierte. Danach folgte der Antrag beim Kultusministerium für Bildung, für den eine offizielle Prüfung und ein Gutachten notwendig waren. Anschließend mussten die Eltern der Schüler ihre Zustimmung geben. Alles wurde von Charlotte mit Bravour bestanden. Und nun ist sie bereits seit vier Monaten stolze Schulhundedame - und die Gemeinschaftsschule Marpingen stolze Vorreiterin eines innovativen Lernansatzes. red

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