"Völklingens Charme wird oft unterschätzt""Dreckig, aber gemütlich!" Das Herz der SizilianerinFischzüchter mit eigenem Teich"Ich möchte hier nie mehr weg"Die Heimat des SchulmeistersMacken machen die Stadt authentischMit Familie Niebes durch dick und d

"Opa hat immer gesagt: Völklingen ist dreckig, aber gemütlich, und im Kern liegt er richtig", lacht Daniel Paulus. Die Luft ist heute zwar sauberer als in mancher Kurstadt, aber Völklingen "ist halt immer noch eine Industriestadt, und das sieht man ja auch", sagt der bodenständige Rettungsassistent in Diensten des Roten Kreuzes

"Opa hat immer gesagt: Völklingen ist dreckig, aber gemütlich, und im Kern liegt er richtig", lacht Daniel Paulus. Die Luft ist heute zwar sauberer als in mancher Kurstadt, aber Völklingen "ist halt immer noch eine Industriestadt, und das sieht man ja auch", sagt der bodenständige Rettungsassistent in Diensten des Roten Kreuzes. Den stressigen Job in der Rettungswache gleicht der 30-Jährige mit viel Sport und Reisen zu Rockkonzerten aus. Bevorzugte Stilrichtung: natürlich Heavy Metal!Maria Calandra wurde das Temperament der sizilianischen Eltern in die Luisenthaler Wiege gelegt. Die stets gut gelaunte Powerfrau mit dem italienischen Pass, 42 und eigentlich ledig, ist trotzdem vergeben: Sie hat ihr Herz an die Mittelstadt verloren. Was ihr besonders gefällt: "die angenehmen, toleranten Menschen". 1997 machte sie sich mit ihrem Friseursalon in der Bismarckstraße selbstständig; wegen ihres Geschicks für Farben und Schnitte kommen die Leute auch von weit her. Heinz Bauer versteht etwas von Fischzucht. Süßwasser, wohl gemerkt. Der 78-jährige Angelsportler wohnt seit 1955 in einem Siedlungshaus auf der Hermann-Röchling-Höhe und fühlt sich dort wegen der Naturnähe munter wie ein Fisch im Wasser. Das Bauersche Anwesen verfügt - natürlich - über einen Fischteich, an dem außerdem Frösche und ein Eisvogel zu bewundern sind. Alexandra Heymans arbeitet und lebt (im eigenen Haus) erst seit 2002 in Völklingen, hat hier aber schon einen größeren Bekanntenkreis um sich geschart als in den 25 Jahren davor in der Geburtsstadt Saarbrücken. "Die Völklinger sind besonders offen und liebenswert, fast wie ein kleine Familie. Ich möchte nie wieder weg hier", versichert die Floristin, die in der Kühlweinstraße am Friedhof ein Geschäft betreibt. Verheiratet ist sie übrigens mit einem Blumengroßhändler aus Holland. "Hallo Herr Bien, kennen Sie mich noch?" Ständig wird Reinhold Bien, Jahrgang 1936, auf der Straße angesprochen. Wegen seiner 1,85 Meter erkennt man ihn ja auch leicht. Reinhold Bien war an zig Schulen in der Stadt Lehrer, zuletzt 20 Jahre Rektor an der Schule Bergstraße. So kommt es, dass fast alle Völklinger, die zwischen 1950 und 1980 geboren wurden, irgendwann mal mit ihm zu tun hatten. Herr Bien, der auch Fußball spielte, war ein sehr beliebter Schulmeister, deshalb widerfährt ihm bis heute auch so viel Sympathie in der Öffentlichkeit. In Völklingen hat er sein ganzes Leben verbracht und genießt es an der Seite seiner Frau Christel bis heute. Er fühlt sich, um es in einem Wort auszudrücken: "daheim", und wenn er über Völklingen spricht, dann mit Dankbarkeit und Respekt für eine Stadt, deren Gang er begleiten durfte. "Völklingen hatte tolle Zeiten, und es gehört bald wieder dahin, wo es schon einmal war. Das geht aber nur, wenn die echten Völklinger wie wir bei der Stange bleiben und der Stadt treu bleiben", legt Jörg Niebes ein Bekenntnis zu seiner Heimat ab. Der überregional bekannte und geschätzte Pferdemetzger in vierter Generation, 49 Jahre alt, ist sicher, dass Völklingen in naher Zukunft eine überdurchschnittlich gute Entwicklung nehmen wird, auch im Ansehen der Auswärtigen. Die Stadt sei ja derart in Grund und Boden geredet worden, dass es eigentlich nur aufwärts gehen könne. Mutter und (seit 54 Jahren!) Wirtin Adele Niebes, 72, hat dem ganzen Krisengerede ohnehin nie über den Weg getraut. "In Völklingen ist alles, was ich brauche, ich komme überall ohne Auto hin." Was gab es also da zu jammern? Fotos: Dietze (1), Becker & Bredel (9)Völklingen und die Hütte sind nicht zu trennen. Vom Arbeiter bis zum Direktor haben die Mitarbeiter hier Wohnsitz genommen, Familien gegründet und das Gemeinwesen getragen. Einer von ihnen ist Martin Baues, 50. "Ich lebe gern in Völklingen, weil Völklingen eine der Städte ist, in denen gearbeitet und gelebt wird. Diese historische Dualität hat dieser Stadt viele Macken zugefügt, aber das macht sie auch authentisch", schwärmt der Leiter der Saarstahl-Neubau-Abteilung. Nach Völklingen kam die Straßburgerin Gaby Bongard einst der Liebe zu einem Mann wegen; die Zahnärztin heiratete den Fürstenhausener Schreinermeister Ralf Westermann. Inzwischen hat sich die Elsässerin aber auch in die Stadt verliebt: "Völklingen ist schön und interessant geworden, vor allem das kulturelle Angebot ist unheimlich groß", ist sie begeistert. Das Ehepaar engagiert sich ehrenamtlich im Theaterverein Titania. Die Westermanns loben die Unterstützung des Theaters durch die Stadt.Wer gern läuft, findet im waldreichen Völklingen beste Bedingungen. Simone und Jörg Noack sind dank traumhafter Stadtrandlage nach wenigen Metern im Wald. Die 48-jährige Sekretärin zählt zu den besten Langstreckenläuferinnen des Saarlandes. Ihr Mann Jörg, 56, Berufsschullehrer, ist Vorsitzender des Leichtathletikclubs. "Der Charme Völklingens wird von Außenstehenden immer noch unterschätzt", sagen die Noacks und rühmen neben ihrer netten Nachbarschaft auch das Angebot an Schulen. So schnell wie der Techniker Sükrü Basören war noch keiner im Anpassen. In Ankara geboren, kam er als junger Mann ins Saarland, fühlte sich sofort heimisch, hatte nach vier Wochen eine deutsche Freundin (die er denn auch heiratete), wurde Deutscher. Der heute 70-Jährige lebt auf der Hermann-Röchling-Höhe im eigenen Haus, von wo ihn keiner mehr wegbringt, allein schon wegen der naturnahen Lage und wegen des Freundeskreises. Als Dolmetscher hatte er Gelegenheit, so manche Sprachbarriere niederzureißen. So kann's gehen

Schreibt dd.

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