CDU und Junge Liberale: Grüner beleidigt Menschen im Viertel

St. Johann. Wollte er bewusst provozieren? Oder ist es ihm nur so rausgerutscht? Dass er "Arschloch-Magneten" gesagt hat, bringt den Stadtrats-Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Thomas Brück (Foto: bub), jedenfalls in die Kritik

St. Johann. Wollte er bewusst provozieren? Oder ist es ihm nur so rausgerutscht? Dass er "Arschloch-Magneten" gesagt hat, bringt den Stadtrats-Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Thomas Brück (Foto: bub), jedenfalls in die Kritik. "Wir wollen keinen weiteren Arschloch-Magneten", hatte er bei einem Gesprächsabend seiner Fraktion am Donnerstagabend im Nauwieser Viertel gesagt. Und erklärt: Das Viertel habe genug "Schickimicki".Die politische Konkurrenz gibt sich entrüstet. Brück solle sich entschuldigen, fordert die CDU-Stadtverordnete Elke Masurek (Foto: CDU). Er solle gar über seinen Rücktritt nachdenken, legt ihm die Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen (Julis), Petra Meiser (Foto: FDP), nahe.

Dass Brück die Gastronomie im Nauwieser Viertel als "Arschloch-Magneten" bezeichnet habe, sei "unverschämt", sagt Masurek, die selbst im Viertel wohnt. Damit beleidige Brück "einen nicht unerheblichen Teil der Bewohner des Viertels, die sich gerade wegen dessen besonderen Flairs dort eine Wohnung gesucht" haben, "auch wenn dies zugegebenermaßen nicht so ganz günstig" sei, findet Masurek.

"Aber muss man sich als Arbeitnehmer jetzt schon dafür schämen und sich als Arschloch bezeichnen lassen, wenn man wirtschaftlich in der Lage ist, eine Wohnung im Viertel anzumieten?", fragt die Christdemokratin. Brück blende völlig aus, dass neue Gastronomieansiedlungen auch eine Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen bedeuten.

Im Plan der Stadt, im Viertel keine weitere Gastronomie zuzulassen, sehen die Jungen Liberalen "eine weitere Überregulierung des Stadtlebens". Von Schickimicki sei im Viertel eh "weit und breit keine Spur, es ist ein gesunder Mix aus kulturell verschiedenen Lebensstilen", sagt Petra Meiser.

Weder Meiser noch Masurek haben die Grünen-Gesprächsrunde mit Bürgern aus dem Viertel miterlebt. Die "Arschloch-Magneten"-Äußerung kennen sie nur aus der Zeitung. Der Vorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, Friedhelm Fiedler, war vor Ort, hat sie gehört - aber erst mal nicht beanstandet, weil er als Gast den Gastgeber nicht offen kritisieren wollte. Etwas mehr "Wort-Kultur" habe er gerade von einem Grünen aber schon erwartet, sagt Fiedler.

Wobei ihm die Sorge vieler Viertelbewohner, dass Wohnraum teurer wird und die Wohnqualität sinkt, wenn mehr Gastronomie zugelassen wird, nicht fremd ist. Wie in Baden-Württemberg könne man doch versuchen, mit städtischen Regelungen zu verhindern, dass weiterer Wohnraum in Gewerbefläche umgewandelt wird. Es sei doch zum Beispiel schade, dass am Staden viel Wohnraum durch andere Nutzung verloren gegangen ist.

Den Begriff "Arschloch-Magnet" hat Thomas Brück übrigens nicht erfunden. Er hat ihn sich bei Rocko Schamoni von den Hamburger "Dorfpunks" ausgeliehen. Der hatte einen "Arschloch-Magneten" am Hamburger Hafen in der so genannten Hafen-City gefordert, um Menschen, die ihm im Hamburger Schanzenviertel nicht gefallen und dort die Mieten in die Höhe treiben, dorthin "auszulagern".

Ihm gehe es darum, erklärte Brück am Donnerstag, dass "Leute, die nicht unbedingt den gesellschaftlichen Normen entsprechen" nicht aus dem Nauwieser Viertel vertrieben werden.