Grubenwasser Camphausen wird RAG-Versuchslabor

Ensdorf · Der Bergbaukonzern legt Pläne gegen die PCB-Belastung vor. Doch oberstes Ziel bleibt: der umstrittene Grubenwasser-Anstieg.

 Das Grubenwasser am RAG-Standort in Camphausen wird in den Fischbach eingeleitet. Messungen ergaben dort deutlich erhöhte PCB-Werte.

Das Grubenwasser am RAG-Standort in Camphausen wird in den Fischbach eingeleitet. Messungen ergaben dort deutlich erhöhte PCB-Werte.

Foto: Robby Lorenz

Der Bergbaukonzern RAG will seinen Standort in Camphausen zu einer Art Versuchslabor zur Reduzierung des Umweltgifts PCB im Grubenwasser machen. Ein entsprechendes Konzept wurde vom Umweltministerium gestern offiziell abgenickt, wie die Behörde unserer Zeitung mitteilte. „Jetzt kommt es darauf an, was die RAG daraus macht“, so eine Sprecherin. Das Ministerium hatte die RAG zur Vorlage eines Konzepts verpflichtet, nachdem ein Messprogramm im April die Überschreitung von PCB-Grenzwerten in denjenigen Gewässern offenlegte, in die direkt oder indirekt Grubenwasser aus ehemaligen Bergwerken eingeleitet wird. Eine Gesundheitsgefahr für den Menschen besteht nach Expertenansicht nicht (wir berichteten).

Die RAG setzt bei ihrem Konzept vor allem darauf, das Grubenwasser vor dem Einleiten in saarländische Gewässer „zur Ruhe kommen zu lassen“. Das Ziel: Im Grubenwasser befindliche Schwebstoffe – an die sich PCB anhaftet – sollen absinken und sedimentieren. Dazu sollen zwei Varianten am Standort Camphausen erprobt werden, wie der RAG-Experte Markus Roth gestern bei der Vorstellung der Pläne in Ensdorf erläuterte. Zum einen soll das Grubenwasser ununterbrochen und in gleichmäßiger Geschwindigkeit in den Fischbach eingeleitet werden. Bisher geschah dies stoßartig, zeitweise wurde überhaupt nicht eingeleitet. Die RAG erhofft sich von dem „verstetigten Pumpen“, dass das Grubenwasser nicht immer wieder aufgewirbelt wird und so PCB auch während des Ableitens im Grubengebäude absinkt. Die eingeleitete Menge an Grubenwasser bleibe dabei im Jahresmittel gleich, betonte Roth. Mit dem verstetigten Pumpen soll „in den nächsten Wochen“ begonnen werden. Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) werde den Ablauf überwachen.

Zum anderen soll ebenfalls in Camphausen erprobt werden, inwieweit sich PCB mithilfe von „Flockungsmitteln“ zum Absinken bewegen lässt. Die Methode wird bereits bei der Wasseraufbereitung und der Abwasserreinigung angewandt. Dabei werden feinste Substanzen durch Zugabe eines Flockungsmittels in größere Flocken überführt und sinken so schneller ab. Entsprechende Versuche sollen im Oktober anlaufen. Auf dem Gelände der ehemaligen Grube Reden läuft zudem noch bis zum Spätjahr eine Testphase des PCB-Filters der saarländischen Firma Blue Filtration. Drei Methoden zur PCB-Reduzierung also, die die RAG nun parallel erproben will.

Wann wäre mit Ergebnissen zu rechnen? Nach einem RAG-internen Zeitplan wird im März kommenden Jahres mit verlässlichen Daten sowohl bezüglich des gleichmäßigen Einleitens von Grubenwasser sowie mit Blick auf die Flockungsmethode gerechnet. Länger auf sich warten lassen wird nur der Befund des Blue-Filtration-Filters. Denn dieser müsse im Anschluss an die jetzige Testphase noch eine etwa einjährige Pilotphase durchlaufen, sagte Roth der SZ. Kurzum: „Wir rechnen damit, Mitte bis Ende nächsten Jahres zu wissen, was das Mittel der Wahl zur Reduzierung des PCB-Eintrags ist“, so Roth. Das erfolgreiche „Mittel“ könne dann gegebenenfalls auch bei der Grubenwasser-Einleitung in den Klinkenbach in Reden übernommen werden. Was dort allerdings nichts bringt: das verstetigte Pumpen. Das werde in Reden nämlich schon praktiziert, habe aber nicht zu verringerten PCB-Werten geführt, so Roth. Von all dem unabhängig plant die RAG für die Einleitung in die Saar am Standort Duhamel eine Enteisungsanlage, die auch PCB aus dem Grubenwasser filtern soll. Grund: Bei einem Ansteigen des Grubenwassers werde dort mit einer erhöhten Eisenkonzentration gerechnet.

Das zeigt, worauf die RAG nach wie vor setzt: eine Genehmigung des Grubenwasser-Anstiegs. Dann wäre – so die RAG-Argumentation – auch manche Maßnahme zur PCB-Verringerung unnötig. Denn würde die beantragte erste Teilflutung erlaubt, stiege das Grubenwasser auf 320 Meter unter Null und liefe über Querverbindungen von den Gruben Reden und Göttelborn in die Grube Dilsburg und in das Bergwerk Saar (Duhamel). Bedeutet: In Reden würde kein Grubenwasser mehr eingeleitet. Und glaubt man der RAG, scheint der Tag der Entscheidung auch zu nahen. Der RAG-Regionalbeauftragte Uwe Penth sagte gestern, er rechne „Anfang nächsten Jahres mit dem Erörterungstermin“ in dem Genehmigungsverfahren um die beantragte Teilflutung. Der Erörterungstermin, in dem noch einmal alle Seiten gehört werden, gilt als letzter Schritt vor einer Entscheidung des Oberbergamtes.

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