Bus und Bahn fallen als Alternative durch

Dillingen. Die Bilanz von Eva Schlüter, nach wenigen Tagen Bus und Bahn fahren, fällt ernüchternd aus: "Wenn man berufstätig ist, ist der öffentliche Personen-Nahverkehr keine Alternative. Vor allem nicht mit Kind." Die Dillingerin verzichtet mit Unterstützung der Verbraucherzentrale und des Saarländischen Verkehrsverbunds (SaarVV) im September auf ihr Auto

Dillingen. Die Bilanz von Eva Schlüter, nach wenigen Tagen Bus und Bahn fahren, fällt ernüchternd aus: "Wenn man berufstätig ist, ist der öffentliche Personen-Nahverkehr keine Alternative. Vor allem nicht mit Kind." Die Dillingerin verzichtet mit Unterstützung der Verbraucherzentrale und des Saarländischen Verkehrsverbunds (SaarVV) im September auf ihr Auto. Statt mit dem VW Käfer geht es mit Bus und Bahn zuerst nach Beckingen, um ihren Sohn Moritz in den Kindergarten zu bringen, und dann nach Mettlach zur Arbeit. Eine Ahnung von den bevorstehenden Schwierigkeiten bekommt sie schnell. "Ich habe beim SaarVV angerufen und gesagt: Ich habe als Aufgabe bekommen, mich mal einen Monat mit dem ÖPNV im Saarland von A nach B zu bewegen. Die Antwort des netten Herren am Telefon: Na dann viel Spaß´. Und das war sehr ironisch betont", erzählt Schlüter. Von der Suche nach den passenden Verbindungen ist sie dann auch schnell genervt. "Die Fahrpläne sind sehr unübersichtlich. Oft stimmen die Fahrtzeiten nicht, und viele Haltestellen sind gar nicht verzeichnet", beschreibt sie. Dazu kommen die unpassenden Verbindungen, die Schlüter entweder eine Stunde in Beckingen warten lassen, oder sie am Wochenende bei Privatfahrten nur in eine Richtung bringen. Besonders schwierig wird es, wenn sie mit dem Kinderwagen unterwegs ist. Schlüter: "Auf den meisten Bahnhöfen muss ich mit dem Kinderwagen viele Treppen nehmen, um zum Gleis zu gelangen." Die Familienmutter bricht das Experiment nach wenigen Tagen ab. Zwar testet sie weiterhin am Wochenende Verbindungen etwa nach Saarbrücken oder Siersburg. Für die täglichen Wege steigt sie aber wieder aufs Auto um. Petra Stein von der Verbraucherzentrale des Saarlandes hat volles Verständnis für die Entscheidung: "Trotz einer Freifahrkarte im gesamten Bundesland sowie hoher Bereitschaft zum Testen, ist sie auf die klassischen Schwierigkeiten, die am saarländischen ÖPNV immer wieder kritisiert werden, gestoßen", sagt Stein. Dazu gehören die unübersichtlichen Fahrpläne sowie unpünktliche und dem Bedarf wenig angepasste Fahrzeiten. Stein: "Unter diesen Rahmenbedingungen ist es nicht gerade leicht, Menschen zu einer häufigeren Nutzung von Bus und Bahn im Saarland zu motivieren."

Auf einen BlickDie Verbraucherzentralen befassen sich zur Zeit bundesweit mit Projekten zur CO2-Einsparung. Ein Thema ist die Mobilität, weitere sind Ernährung und Energie. Das Faltblatt "Warum bekommen Fußgänger und Fahrradfahrer mehr Sonntagsbrötchen" und die Broschüre "Mobil bleiben - Klima schonen" informieren über die Möglichkeiten, sich ohne Auto fortzubewegen. Da 25 Prozent der Treibhausgase durch den privaten Konsum entstehen, gibt es viele Möglichkeiten für die Verbraucher, sie zu reduzieren. Maßnahmen zum Klimaschutz im Alltag könnten außerdem auch Spaß machen, Geld sparen und die Lebensqualität verbessern. Das Klimateam der Verbraucherzentrale gibt dazu entsprechende Tipps. Es gilt insgesamt, seine persönliche CO2-Bilanz zu verbessern, und das kann bei jedem unterschiedlich aussehen: Dem einen fällt es leicht, mehr Gemüse als Fleisch zu essen, dafür fährt er mehr Auto - der andere fährt kaum Auto, will aber seine Ernährung nicht umstellen. Seine persönliche CO2-Bilanz kann man sich unter www.uba.klima-aktiv.de ausrechnen. Kontakt: Verbraucherzentrale des Saarlandes, Haus der Beratung, Trierer Straße 22, 66111 Saarbrücken, Telefon (0681) 500 890, vz-saar@vz-saar.de. red

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