Sturm Burglind „Burglind“ packt die Peitsche aus

Saarbrücken · Zwei Verletzte, Stromausfälle, 169 Feuerwehr-Einsätze und Überflutungen – das ist die vorläufige Bilanz des Sturmtiefs „Burglind“.

 Ein Bild, das sich Autofahrern im Saarland gestern häufig bot: Straßen-Sperrungen wegen umgestürzter Bäume oder Baumsturzgefahr. Unser Foto entstand zwischen Werbeln und Differten.

Ein Bild, das sich Autofahrern im Saarland gestern häufig bot: Straßen-Sperrungen wegen umgestürzter Bäume oder Baumsturzgefahr. Unser Foto entstand zwischen Werbeln und Differten.

Foto: Ruppenthal

Sturmtief „Burglind“ könnte das Saarland teuer zu stehen kommen. Bereits gestern Mittag verzeichneten die Saarland-Versicherungen eine erhöhte Anzahl von Meldungen über Schäden an Fassaden, Autos und Dächern. „Beziffern können wir die Höhe der Schadensregulierung allerdings frühestens Ende dieser Woche“, sagte Sprecher René Seelbach. Dass die Schadensregulierung mehrere Millionen Euro betrage wie 2010 bei Sturmtief „Xynthia“, hielt er nach ersten Prognosen aber für unwahrscheinlich.

„Burglind“ wütete in der Nacht zu Mittwoch und am gestrigen Morgen mit einer Windgeschwindigkeit von teilweise bis zu 100 Stundenkilometern in der Region. Wie die Integrierte Leitstelle Saarland mitteilte, verzeichnete sie „ein deutlich erhöhtes Notrufaufkommen im ganzen Land“.

Laut Feuerwehr gab es wegen der Witterung zwei Verletzte: Umstürzende Bäume trafen die Autos eines 34-Jährigen aus Namborn vor der Auffahrt zur B41 und einer Fahrerin auf der L151 zwischen Thailen und Wadern. Beide kamen leicht verletzt ins Krankenhaus. 

Nach Angaben des Innenministeriums rückte die Feuerwehr wegen des Sturmtiefs bis zum Mittag 169 Mal aus, die Polizei hatte 90 Einsätze. Die meisten Hilferufe kamen aus dem Landkreis Merzig-Wadern. Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer, blockierte und überflutete Fahrbahnen, Überschwemmungen und herumwirbelnde Gegenstände hielten die Saarländer in weiten Teilen des Landes auf Trab.

Auf der L 151 in Weiskirchen kollidierte ein durch die Luft fliegendes Trampolin mit einem Auto. In Losheim-Britten wehte der Wind das Dach eines Buswartehäuschens mehrere Meter durch die Luft, auf dem Losheimer Campingplatz kam eine Person nicht mehr aus ihrem Wohnwagen heraus, weil ein umgestürzter Baum die Tür versperrte. Und mitten im Berufsverkehr stürzten auf der A 6 – hinter der Grumbachtalbrücke – zwei Nadelbäume auf die Fahrbahn. Zuerst einer auf die Fahrbahn Richtung Saarbrücken, kurz darauf der nächste auf die Fahrbahn Richtung Mannheim. Allein hier waren 22 Feuerwehrleute im Einsatz. Im gesamten Saarland sperrte die Polizei zeitweilig sieben Straßen. In Saarbrücken-St. Johann kam es zu erheblichen Verkehrs­problemen bis elf Uhr. Dort hatte eine Sturmböe die Glaskuppel eines Wohnhauses in der Innenstadt abgehoben und auf der Straße zerschellen lassen. In direkter Nachbarschaft traf es ein Baugerüst, das der Wind zerlegte.

Der Flughafen Ensheim musste gestern Morgen wegen der Windverhältnisse den Flug der Luxair-Frühmaschine annullieren. Das Flugzeug aus Luxemburg konnte Saarbrücken nicht anfliegen und ist direkt nach Hamburg weitergeflogen, erklärte Flughafen-Sprecher Ludwin Vogel. Zu Ausfällen kam es auch auf der Bahnstrecke zwischen St. Wendel und Neubrücke (Rheinland-Pfalz). Umgestürzte Bäume hatten die Schienen blockiert, meldete eine Sprecherin der Deutschen Bahn in Frankfurt/Main. Busse wurden auf dem Abschnitt eingesetzt. Die Trasse blieb ganztägig gesperrt. Auf der Zuglinie zwischen Saarbrücken und Trier machte es der Sturm Bahnkunden ebenfalls schwer: Wegen Schäden an den Oberleitungen war zwischen Saarburg und Traben nur eine von zwei Spuren zu befahren, was zu Verspätungen führte.

 Im Landkreis St. Wendel stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Der Fahrer (34) kam leicht verletzt ins Krankenhaus.

Im Landkreis St. Wendel stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Der Fahrer (34) kam leicht verletzt ins Krankenhaus.

Foto: Dirk Schäfer/Feuerwehr
 „Burglind“ brachte viel Regen mit und ließ Keller überfluten, wie hier in Hostenbach.

„Burglind“ brachte viel Regen mit und ließ Keller überfluten, wie hier in Hostenbach.

Foto: Ruppenthal

„Burglind“ machte auch der Energis-Netzgesellschaft zu schaffen. Es kam zu acht größeren Strom-Ausfällen (Dauer: bis zu zwei Stunden) und 30 kleineren Störungen im Land. Betroffen waren Anwohner in Rehlingen, Eppelborn, Lebach, Wadern, Merzig, Mettlach und Tholey. „Wenn Äste oder Bäume in die Freileitungen fallen, kommt es zu Kurzschlüssen, und aus Sicherheitsgründen schaltet sich dann der betroffene Stromkreis ab“, erklärte Jens Leinenbach, Leiter der Arbeitsverteilung bei der Energis-Netzgesellschaft. Alle verfügbaren Monteure der Energis seien wohl noch bis Ende dieser Woche im Einsatz, um die Schäden zu beheben.

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