Bunte Werbung statt Einheitsfarbe

Saarbrücken. Für viele Wartende an den Haltestellen von Bus und Saarbahn im Bereich des Verkehrsverbundes Saar (saarVV) ist es bereits ein beliebtes Ratespiel geworden, um sich die Wartezeit zu vertreiben. "Kommt als erstes der Café-Schubert-Bus oder die LBS-Saarbahn?", so könnte eine der Wetten lauten. Grund dafür sind die neu gestalteten Busse und Bahnen

Saarbrücken. Für viele Wartende an den Haltestellen von Bus und Saarbahn im Bereich des Verkehrsverbundes Saar (saarVV) ist es bereits ein beliebtes Ratespiel geworden, um sich die Wartezeit zu vertreiben. "Kommt als erstes der Café-Schubert-Bus oder die LBS-Saarbahn?", so könnte eine der Wetten lauten. Grund dafür sind die neu gestalteten Busse und Bahnen. Anders als vor wenigen Jahren, als den Bussen noch ein regelrechtes Schmuddel-Image anhaftete und als die Saarbahn noch typisch elfenbein-blau sein musste, kommen sie jetzt als wahre Werbekunstwerke an den Haltestellen an.Nathalie Zimmer, Diplom-Betriebswirtin in der Abteilung Marketing-Verkehrsmittel bei der Saarbahngesellschaft, ist es, die Busse und Bahnen zu Werbemitteln macht. Sie kennt auch die Kritik an ihrer Arbeit: "Dem einen ist ein Motiv zu erotisch, dem anderen gefällt die dunkle Farbe eines Saarbahnzuges nicht." Viele glaubten auch, dass die Insassen nicht mehr aus den öffentlichen Fahrzeugen hinaus schauen könnten, weil ihnen durch die Werbefolien der Blick nach draußen verklebt sei. Schließlich können Passanten von der Straße aus nicht mehr in so manchen Bus schauen. Zimmer dazu: "Das ist aber nicht so, schon wegen der Straßenverkehrsordnung wäre das nicht möglich", erklärt sie. Dennoch: Auch die SZ erreichten Klagen von Busnutzern, die berichteten, dass man durch die Folie deutlich schlecher nach draußen sehen könne.Zur Folie informiert Zimmer: "Wir dürfen nur spezielle Folien verwenden, die reißen, wenn das Glas zu Bruch geht." Das müsse so sein, weil manche Busscheiben im Notfall als Notausstieg dienen und dann eingeschlagen werden müssen.Die Spezialfolie sei nicht billig. Die Gestaltung des Fifty-Six-Busses habe zum Beispiel rund 5000 Euro gekostet. Diese Kosten würden den Werbekunden in Rechnung gestellt, ebenso die späteren Kosten, um das Gefährt wieder in den Ursprungszustand zurück zu versetzen. So lange das Motiv auf Bahn oder Bus prangt, zahle der Kunde eine monatliche Miete. Stolz sagt die Betriebswirtin: "Dieses Konzept zur Neugestaltung der Verkehrsmittelwerbung mit neuen Angebotsformen wurde im Jahre 2007 erstellt." In dieser Sitzung sei auch die Entscheidung gefallen, die Saarbahn nach über zehn Jahren beschriften zu dürfen. Bei den Kunden kam das Angebot an, denn die Werbeflächenauslastung ist von etwa 65 auf mittlerweile 99 Prozent angestiegen.Als Flaggschiff der Fahrzeuge der neuen Werbegeneration bezeichnet Zimmer übrigens die LBS-Saarbahn (Landesbausparkasse). Bei ihr wird das Thema Eigenheim im Inneren der Bahn fortgesetzt: Mit einem Kaminmodell, Stuckornamenten unter dem Fahrzeughimmel, rotem Teppichboden und vielen weiteren hübschen Details fühlen sich die Saarbahnpassagiere eher wie im eigenen Wohnzimmer als in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Ob dies auch dazu führt, dass Sitzbänke nicht mehr bekritzelt werden, muss sich allerdings erst noch zeigen.

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