Bürstenmusik trifft auf Besenkammer-Kunst

Saarbrücken. Kunst, Gespräche, Essen, Getränke und Musik gegen freiwillige Spenden - fast war's wie am Originalschauplatz. Aber die nun am Freitag erst mehrere Monate nach Ende des Projekts "Die Besenkammer - etwas Raum für Kunst" nachgereichte Katalogvorstellung ging nicht in der gleichnamigen Abstellkammer in der Rosenstraße über die Bühne

 Bei der Vorstellung des Kunstkatalogs traten Peter Strickmann (links) und Marcus Michael Käubler als Bürsten-Kammerensemble in der "Einheit 1" auf. Foto: Dietze

Bei der Vorstellung des Kunstkatalogs traten Peter Strickmann (links) und Marcus Michael Käubler als Bürsten-Kammerensemble in der "Einheit 1" auf. Foto: Dietze

Saarbrücken. Kunst, Gespräche, Essen, Getränke und Musik gegen freiwillige Spenden - fast war's wie am Originalschauplatz. Aber die nun am Freitag erst mehrere Monate nach Ende des Projekts "Die Besenkammer - etwas Raum für Kunst" nachgereichte Katalogvorstellung ging nicht in der gleichnamigen Abstellkammer in der Rosenstraße über die Bühne. Ort des Geschehens war die "Einheit 1", gemeinsames Atelier, Grafikbüro und Ausstellungsraum von Mirjam Elburn und Pascal Kiefer in der Großherzog-Friedrich-Straße 58.Dort war es zwar wegen der vorbeifahrenden Saarbahn deutlich lauter, aber auch deutlich größer als in besagter Besenkammer, was der gemütlichen Atmosphäre keinen Abbruch tat. Hauptsächlich junge Leute aus dem Dunstkreis der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar tummelten sich um den legendären Küchentisch, auf dem nun die Kataloge lagen und der einst in Peter Strickmanns ehemaliger WG-Wohnküche das Zentrum bildete für intime Kunstgespräche. Von Januar bis Oktober 2010 hatte er mit freundlicher Genehmigung seiner beiden WG-Genossinnen den Abstellraum als öffentlichen Ausstellungsort zur Verfügung gestellt. Binnen zehn Monaten gab es fünf Ausstellungen, die jetzt in dem von Stefanie Balzert und Ajkune Hoxhaj gestalteten Katalog in Text und Bild dokumentiert sind: Jeweils ein Einzelprojekt auf einem DIN- A-2-Blatt, das sich zu einem Plakat auseinanderfalten lässt. Die Redaktion hatten Strickmann und Mirjam Bayerdörfer; beide sind im Neuen Saarbrücker Kunstverein aktiv, der den Katalog zusammen mit der HBK finanziert hat.

"Etwas Raum?" Die damit nur ungefähr definierte Kammer hatte eine Grundfläche von einem Quadratmeter, und diese Größe war Konzept. "Die ausstellenden Künstler mussten mit diesen eingeschränkten Bedingungen umgehen können", erzählt Strickmann. Das waren alles Studenten der HBK. Er stammt aus dem Ruhrgebiet, wo er mit einer Künstlergruppe den "Kunstraum Mülheim" betrieb. Als er nach Saarbrücken kam, um an der HBK bei Christina Kubisch audiovisuelle Kunst/Plastik zu studieren, vermisste er genau solche "selbst gemachten Ausstellungsräume" aus studentischen Reihen. Diese Lücke habe er mit der Besenkammer füllen wollen.

Dazu passend ertönte am Freitag Live-Musik der skurril-minimalistischen Art. Dafür hatte Strickmann, der zusammen mit HBK-Kollege Philipp Hawlitschek im Klangperformance-Duo "Krapfnn" aktiv ist, den aus Thüringen angereisten HBK-Absolventen Marcus Michael Käubler eingeladen. Gemeinsam hantierten die zwei mit Bürsten, Besen und Schrubbern auf einer elektronisch präparierten Platte und lieferten so den optimalen Besenkammer-Sound. Der Applaus veranlasste einen Hund zur Flucht in den Nebenraum. Anders lautenden Gerüchten zum Trotz handelte es sich dabei nicht um eine Besenkammer.

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