Bürger: Malstatt ist wie eine große Familie, aber auch schmutzig

Malstatt. Zur zweiten Gesprächsrunde der Initiative "Malstatt - gemeinsam stark" hat Anne-Marie Marx vom Stadtteilbüro Malstatt besondere Regeln aufgestellt: statt "Motzen über Molschd" zuerst loben. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde fühlen sich nämlich ganz wohl in ihrem Stadtteil. "Malstatt ist wie eine große Familie", sagt eine Bürgerin

Malstatt. Zur zweiten Gesprächsrunde der Initiative "Malstatt - gemeinsam stark" hat Anne-Marie Marx vom Stadtteilbüro Malstatt besondere Regeln aufgestellt: statt "Motzen über Molschd" zuerst loben. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde fühlen sich nämlich ganz wohl in ihrem Stadtteil. "Malstatt ist wie eine große Familie", sagt eine Bürgerin. Sobald sie ihr Haus verlasse, treffe sie Menschen, die mit ihr plaudern. Die Molschder kennen sich und reden miteinander. Unter anderem im türkischen Obst- und Gemüseladen im Oberen Malstatt, das können alle Zuhörer bestätigen. Hier treffen sich Menschen aus aller Welt und kommen miteinander ins Gespräch.Das Stadtteilbüro und der Migrationsdienst des Diakonischen Werkes in Malstatt haben viel zur interkulturellen Kommunikation beigetragen. Anne-Marie Marx hat erreicht, dass die Bürger dem Nachbarn zuhören. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde sollen im Zweiergespräch herausfinden, was dem Gegenüber besonders gefällt. Die Ergebnisse? "Wir haben schöne Grünflächen - den Bürgerpark!" Die Malstatter wissen es zu schätzen, dass freundliche und kompetente Ärzte in ihrer Nähe sind. Das Cinestar-Kino ist gleich um die Ecke, es gibt Tanztreffs und Laientheatergruppen, die Einwohner seien kulturell gut versorgt. Wer nicht will, bekomme in Malstatt also alles. Auf Transparenten haben die Zuhörer 14 positive Punkte zusammengetragen - aber auch zwölf negative. Aufgerissene Kleidersäcke, liegen gebliebene gelbe Säcke, fehlende Container: Mit der Sauberkeit sind die Bürger nicht zufrieden. Die Teilnehmer beschweren sich auch darüber, dass frisch gestrichene Hauswände schnell mit Graffiti verschmiert würden.

Einige vermissen eine Bäckerei, viele Geschäfte mussten in den vergangenen Jahren schließen. Ein Weg zur Saar sei gefährlich, weil holprig und verdreckt. Und auch wenn die Bürger die Grünanlagen loben: Manche Männer, Obdachlose wohl, die sich im Bürgerpark versammeln, sprächen selten durch die Blume. "Da wird man angepöbelt", gibt ein Rentner aufgebracht zu Protokoll. Er fühlt sich bedroht.

Anne-Marie Marx ist guter Dinge, solche Probleme gemeinsam mit vielen Bürgern zu lösen: "Nicht nur wer besonders einflussreich ist oder über viel Geld verfügt, kann etwas bewirken, sondern auch viele Menschen, die gemeinsam an einem Strang ziehen." Das soll so aussehen: Während einer Bürgerversammlung im evangelischen Gemeindezentrum bestimmen die Teilnehmer, welcher Probleme sie sich annehmen. "Wir bilden Arbeitsgruppen, die Nachforschungen anstellen und Lösungen vorschlagen", erklärt Marx. Bis dahin sollen sich die engagierten Bürger weiter über "ihr Malstatt" austauschen und weitere Probleme aufzählen, die gemeinsam gelöst werden sollen - aber die erfreulichen Aspekte des Stadtteils dabei nicht vergessen. dma

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