Bürger haben Angst um ihre Häuser

Brotdorf. Alfred Enzweiler ist nach wie vor ungehalten: "Warum geht niemand auf die Nöte der Anlieger ein, warum hat sich bis jetzt noch niemand mit uns zusammengesetzt?", kritisiert der Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Brotdorf

Brotdorf. Alfred Enzweiler ist nach wie vor ungehalten: "Warum geht niemand auf die Nöte der Anlieger ein, warum hat sich bis jetzt noch niemand mit uns zusammengesetzt?", kritisiert der Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Brotdorf. Grund für Enzweilers Verärgerung: der geplante Einkaufsmarkt in der Pützwiesenstraße in unmittelbarer Nähe seines Betriebsgeländes, wo auch sein Wohnhaus steht. Enzweiler gehört zu dem Kreis der Anwohner, die im Zuge des Planungsverfahrens starke Bedenken gegen den Bau des Lebensmittel-Marktes an dem geplanten Standort, einem Wiesengelände nahe dem Seffersbach, geltend gemacht hatten.Und diese Bedenken sieht Enzweiler trotz des zustimmenden Votums von Ortsrat und Stadtrat zu dem Projekt und der öffentlichen Erklärungen des Planers für den Markt in der SZ (Ausgabe von Montag) nicht ausgeräumt. Ihn ärgere besonders, dass er von der Stadt auf seine Einwände nur eine sehr lapidare und vom Brotdorfer Ortsvorsteher, den er auch angeschrieben hatte, noch gar keine Antwort bekommen habe.

Er befürchte, dass schon während der Bauphase Schäden an umliegenden Gebäuden entstehen könnten, erklärt Enzweiler gegenüber der SZ: "Wenn dort, wie vom Planer beschrieben, 150 bis 200 Schotterpfähle in den Boden getrieben werden sollen, dann geschieht das mit schweren Maschinen. Diese verursachen Vibrationen, die sich in dem weichen Erdreich bis zu den umliegenden Häusern fortpflanzen - da wird mancher Risse in die Fassade bekommen", findet Enzweiler. Die Anwohner hätten Angst um den Bestand ihrer Häuser. Doch niemand sei bereit, ihnen gegenüber eine Gewährleistung zu übernehmen, womit er für Schäden, die durch den Bau des Marktes entstehen, die Haftung übernehme. Enzweiler sieht noch ein zweites Problem durch den neuen Markt auf die unmittelbaren Anlieger zukommen: die Belastung durch den Verkehr. Zwar werde der Markt durch eine eigene Zufahrt von der Provinzialstraße her erschlossen. Aber es werde eine zweite Zufahrt über die Pützwiesenstraße geben, die Enzweiler für diesen Zweck als nicht geeignet ansieht. "Da geht es sehr eng zu, und die Straße kann auch nicht weiter ausgebaut werden." Unmittelbar gegenüber dem geplanten Marktareal befinde sich ein Kinderspielplatz. "Wer wird seine Kinder noch ruhigen Gewissens alleine dorthin gehen lassen, wenn dort einige 100 Autos am Tag entlangfahren?", sagt Enzweiler.

Aus einem weiteren Grund steht Enzweiler dem Markt ablehnend gegenüber: Er hält ihn für zu groß. "Wenn dort ein Lebensmittel-Vollsortimenter mit 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie mit Back-und Fleischtheke hinkommt, werden die noch verbliebenen Lebensmittel-Fachgeschäfte im Ort über kurz oder lang schließen. Und wenn in ein paar Jahren der Rewe-Konzern zu dem Schluss kommt, dass der Standort nicht lukrativ ist und ihn aufgibt, dann haben wir im Ort gar nichts mehr", mutmaßt der Geschäftsmann. Ein Markt dieser Größe werde nach seiner Ansicht in Brotdorf nicht gebraucht.

Er werde "mit allen Mitteln" gegen die Errichtung des Marktes in dieser Größe und an diesem Standort vorgehen, ähnlich wie andere Anwohner auch, bekräftigt Alfred Enzweiler. "Ich lasse jetzt den Ist-Zustand meines Hauses dokumentieren, damit ich gewappnet bin, sollten später Schäden dort auftreten und Regressansprüche geltend gemacht werden müssen." "Die Lebensmittel-

Fachgeschäfte im Ort werden über kurz oder lang schließen."

Alfred Enzweiler

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