Bühne frei für das Fagott

Homburg. Fagott - das ist für viele der brummelig-besorgte Großvater in Sergei Prokofjews musikalischem Märchen "Peter und der Wolf". Oder auch das große Instrument irgendwo zwischen den bekannteren Oboen und Klarinetten, bei dem der Musiker in ein kleines s-förmiges Rohr bläst

 Guilhaume Santana spielt morgen, am Donnerstag, 18. Oktober, gemeinsam mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim im Homburger Saalbau. Foto: Santana/Jordi Farrus

Guilhaume Santana spielt morgen, am Donnerstag, 18. Oktober, gemeinsam mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim im Homburger Saalbau. Foto: Santana/Jordi Farrus

Homburg. Fagott - das ist für viele der brummelig-besorgte Großvater in Sergei Prokofjews musikalischem Märchen "Peter und der Wolf". Oder auch das große Instrument irgendwo zwischen den bekannteren Oboen und Klarinetten, bei dem der Musiker in ein kleines s-förmiges Rohr bläst. Als Solo-Instrument ist es weniger geläufig - und schon deswegen ist das nächste Konzert in der Meisterreihe im Homburger Saalbau besonders: Zwei sehr unterschiedliche Werke für Fagott und Orchester sind da unter anderem zu hören. Spielen wird sie Guilhaume Santana, der seit 2007 Solo-Fagottist der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern ist und im vergangenen Jahr zum Professor für Fagott an der Hochschule für Musik Saar berufen wurde. Zu Gast im Saalbau ist zudem das Kurpfälzische Kammerorchester aus Mannheim unter der Leitung von Markus Korselt."Es ist absolut kein übliches Soloinstrument", sagte Santana im Gespräch mit unserer Zeitung. Und er selbst sei auch auf "eher kurios Art und Weise" dazu gekommen. "Ich habe früher Geige gespielt und wollte andere Instrumente lernen", berichtet der gebürtige Franzose. Wegen einer festgelegten Altersgrenze habe er zwischen Kontrabass, Tuba und Fagott auswählen können. "Das Fagott war da am reizvollsten." Es habe einen Klang, der sehr viel von der menschlichen, speziell sogar der männlichen Stimme habe. Sein Ton sei nicht so durchdringend wie der einer Trompete oder einer Posaune. Man sollte schon eine Leidenschaft haben, es sei kein einfaches Instrument. "Man schafft es, schön zu spielen, muss aber sehr lange suchen, um ein Klangideal zu formen", beschreibt er einen Weg des langen Übens. Wolfgang Amadeus Mozart habe jedenfalls an das Fagott geglaubt. Ergebnis dieser Wertschätzung ist das Konzert für Fagott und Orchester in B-Dur, KV 191, das dieser als Jugendlicher komponiert habe. "Ein absoluter Meilenstein in der Literatur" sei dieses Stück, sagt Santana. Und zugleich "etwas, was man als Fagottist nicht vermeiden kann". Wie es klingt, kann man am Donnerstag im Saalbau hören. Während das Mozart-Konzert also in Fagottkreisen einer der Ohrwürmer sein dürfte, sieht das beim zweiten Solokonzert des Meisterabends ganz anders aus: Das Fagott-Konzert von Henri Tomasi (1901-1971) werde sehr selten gespielt, sagte Santana. Grund dafür sei die technische Virtuosität, die sowohl vom Orchester als auch vom Solisten gefordert werde. "Das verlangt viel Fingerfertigkeit und eine Kontrolle von allen Lagen des Instruments." Die Anfangskadenz könne man unglaublich ausdrucksvoll spielen vor dem Hintergrund aus Harmonien, den das Orchester bietet. Als "Ausstellung komischer Skulpturen" charakterisiert er diesen Beginn, danach höre man eine Art Waldfantasie. Im zweiten Satz könnten die Klänge kleine Insekten beschreiben, die im Wald herumlaufen. Prinzipiell sei das Tomasi-Werk nicht nur virtuos und modern, sondern "lässt einen als Solist auch viel anbieten". Dass es nicht gerade zu den meist gespielten Stücken für Fagott gehöre, "finde ich sehr schade", betonte Santana.

Wer also eine der raren Gelegenheiten nutzen möchten, in dieses und weitere Stücke (siehe Infokasten) hineinzuhören, der kann dies morgen in Homburg tun. Und dabei auch entdecken, dass so ein Fagott mehr kann als großväterlich zu brummeln. Es hat, sagte Santana, eine "ganz eigene Welle".

Hintergrund

Das Kurpfälzische Kammerorchester aus Mannheim unter der Leitung von Markus Korselt spielt am Donnerstag, 18. Oktober, 20 Uhr, im Homburger Saalbau. Zu hören ist die Sinfonie "La casa del diavolo" (Teufelsschloss) von Luigi Boccherini. Außerdem steht auf dem Programm Wolfgang Amadeus Mozarts "Konzert für Fagott und Orchester B-Dur KV 191". Solist ist Guilhaume Santana, der im zweiten Teil auch den Solopart im Fagott-Konzert von Henri Tomasi spielt. Zuletzt erklingt die "2. Sinfonie für Streicher und Trompete ad lib." von Arthur Honegger.

Guilhaume Santana wurde 1982 in Frankreich geboren. Er spielte bereits mit vielen bekannten Orchestern, auch unter der Leitung von Claudio Abbado. Seit 2007 ist er Solo-Fagottist der Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, seit 2011 auch Professor für Fagott an der Musikhochschule in Saarbrücken.

Infos und Karten beim Kulturamt unter Tel. (0 68 41) 10 11 68. ust

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