Buden, Barden, Bauchtänzerinnen

Nohfelden. "Mit Humpen, Schwert und Psalter schritt man durchs Mittelalter." Dieser Spruch am Wiesbadener Ratskeller traf am Wochenende haargenau auf das mittelalterliche Treiben in Nohfelden zu. Mit Humpen, gefüllt mit Met, schritten ein Germane aus Berlin, den Ger in der linken Hand, und Wikinger aus Bochum und Stuttgart gut gelaunt am Fuß der Burg entlang

Nohfelden. "Mit Humpen, Schwert und Psalter schritt man durchs Mittelalter." Dieser Spruch am Wiesbadener Ratskeller traf am Wochenende haargenau auf das mittelalterliche Treiben in Nohfelden zu. Mit Humpen, gefüllt mit Met, schritten ein Germane aus Berlin, den Ger in der linken Hand, und Wikinger aus Bochum und Stuttgart gut gelaunt am Fuß der Burg entlang. Sie standen nicht auf dem Programm, wollten einfach nur dabei sein, wie sie einhellig betonten. Auf dem Programm stand jedoch die Gruppe Hartigo aus Tschechien, deren Krieger mit Schildern und Schwertern miteinander kämpften. "Der rote Mantel macht unsichtbar", rief einer seinem Gegner zu. Weil das aber nicht klappte, gab es wieder einen Kampf, diesmal mit Ketten und Eisenkugeln. Schließlich musizierte die Gruppe Tancredo und Lothar mit Psaltern, den im Mittelalter üblichen Kastenzithern.Publikum wird einbezogenAuch den Zauberer Shri Margada aus "Indien" umgaben bei seinen Auftritten viele Besucher. Er bezog die Kinder mit ein. Zum Beispiel Michelle. "Glaubst du an die Macht der Magie?", fragte der Zauberer die Kleine. "Nein", antwortete das Mädchen. Dennoch zog sie aus einer winzigen Perle mithilfe des Zauberers einen ellenlangen weißen Faden. Wie jedes Jahr begeisterte wieder die Gruppe Zeter und Mordio mit ihrem mittelalterlichen, teils schaurigen Theater. Arundo Sonans und die Gruppe Donner und Doria lockten mit Musik auf historischen Instrumenten die Leute an, die den Kampf-, Ruhm- und Schmähliedern lauschten. Den Kindern wurde es nie langweilig. Ritter Siegfried von der Drachenburg in Hanau lud die Kleinen, unterstützt vom zwölfjährigen Ritter Michael, zum Ritterturnier ein. Angetan mit Gewand und Helm und mit einer Lanze in der Hand mussten sie mehrere Aufgaben erfüllen: (Kürbis-)Köpfe herunterstoßen, eine (Plüsch-)Sau erstechen und mit dem blechernen Ritter Roland kämpfen. Am Schluss wurden die Kinder zum Ritter geschlagen. Für zwei Taler konnten die Jungen und Mädchen bei einer Burgbelagerung mitmachen. Das Schießen mit Pfeilen auf die Ritter auf den Zinnen bereitete ihnen viel Spaß. Wie Handel, Handwerk und Gewerbe im Mittelalter aufblühten, das spiegelte sich auf dem Markt wider. Räucherwerk aus Hölzern, Kräutern und Harzen bot Sascha Holste aus Rosenkopf an. Und den Markasit, auch "Diamant der Armen" genannt. Es ist aber nur ein glitzernder Stein. Susanne Bonn aus Lindenfels saß in einer den Klosterfrauen ähnlichen Tracht hinter ihrem Stand und verkaufte Bücher und CDs zu mittelalterlichen Themen. "Diese Tracht war im 13. Jahrhundert die Kleidung der bürgerlichen Frauen", erzählte sie. An der Bude von "Tanderadey" gab es historische Gewänder aus vielen Epochen und Fruchtweine in Apothekerflaschen. Persische Feinkost aus dem Mittelalter bot Mario Sadjadi aus Kaufbeuren an: süße Kichererbsen, persischen Honig, Datteln mit Walnuss und wilde Feigen. "Alles Natur und ohne Konservierungsstoffe", versicherte der Händler. Für zehn Silberlinge las eine Seherin aus den Händen ihrer Kunden Zukunft und Vergangenheit. Die Pilgertränke, das schottische Badehaus und die Taverne versorgten die Marktbesucher mit vielen Köstlichkeiten. Am Samstagabend lief eine große Feuerschau ab. Während eine Geschichte vorgetragen wurde, zeigten 16 Mitwirkende Stabjonglagen mit Feuerstäben, wurde Feuer geschluckt und gespuckt und, zum Schrecken der Zuschauer, selbst Feuer am Körper ertragen. Der Mittelaltermarkt lebte von den vielen Gruppen, die durch die Gassen schlenderten und mit den Besuchern plauderten - wie die aus Büchenbeuren im Hunsrück. Ihre Gewänder waren fantasievoll und nicht unbedingt einer bestimmten Zeit zuzuordnen. "Mein Umhang ist aus Venedig und mein Kleid aus Nohfelden", lachte Delia Bebbon.

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