Brückenbauer geht in Ruhestand

Sulzbach · Nach 35 Jahren Dienstzeit endet der Arbeitsalltag für Engelbert Walle mit dem Beginn der Sommerferien. Der stellvertretende Rektor des Theodor-Heuss-Gymnasiums freut sich auf den neuen Lebensabschnitt.

 Engelbert Walle in der SZ-Redaktion. Foto: Thomas Seeber

Engelbert Walle in der SZ-Redaktion. Foto: Thomas Seeber

Sulzbach. Am Montag beginnen im Saarland die Sommerferien. Für Engelbert Walle endet ein Abschnitt seines Lebens. 1977 kam er als Lehrer für Mathematik und Religion ans staatliche Gymnasium Sulzbach, morgen unterrichtet der mittlerweile stellvertretende Direktor des Theodor-Heuss-Gymnasiums zum letzten Mal. "Nach 35 Jahren endet eine tolle Zeit", sagt der 63-jährige Pädagoge, "ich war immer gern Lehrer, aber ich habe diesen Schritt selbst gewählt und darum überwiegt eindeutig die Freude auf das, was jetzt kommt."1955 wurde Walle in der katholischen Volksschule in Ormesheim eingeschult, 1968 baute er in Speyer sein Abitur und begann schon ein Jahr später sein Studium an der Universität in Saarbrücken. "Mathematik, Religion und auch Physik. Physik aber nur bis zum Vordiplom", erzählt Walle und fügt lachend hinzu: "Mit dieser Fächerkombination kannst du die ganze Welt erklären. Auf der einen Seite das Beweisbare, auf der anderen Seite gibt es ja auch vieles, was nicht beweisbar ist."

Als Walle nach Sulzbach kam, war die Schule zweigeteilt - in verschiedener Hinsicht. "Damals gab es noch den Altbau in der Vopeliusstraße und den Neubau am Quierschieder Weg", erzählt Walle, der sich damals mit Vollbart und langen Haaren vorstellte, "auch im Kollegium klaffte eine Lücke zwischen älteren Lehrerinnen und Lehrern und uns jungen, die teilweise zur 68er Generation gehörten." Walle engagierte sich im Personalrat als Brückenbauer, heute sagt er: "Es hat mir über Jahrzehnte Spaß gemacht, in diesem Kollegium zu arbeiten. Das ist auch einer der wichtigen Gründe, warum ich nie den entferntesten Gedanken daran verschwendet habe, die Schule zu wechseln."

Veränderungen sind dem Lehrer aus Leidenschaft nie schwergefallen. "Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, auf andere zuzugehen und die eigene Position immer wieder kritisch zu hinterfragen. Das wird auch von den Schülern respektiert." Dort gab es vielleicht die größten Veränderungen. Zeitweise hatte das staatliche Gymnasium über 1200 Schüler. "Die Klassen waren riesig, es gab fast nur Frontalunterricht. Die Schüler waren damals vielleicht etwas konzentrierter, disziplinierter und aufmerksamer. Die Einschätzung mag aber an meiner Brille des Alters liegen", sagt Walle scherzend, "die Schüler heute sind nicht schlechter, sie sind anders. Mit dem Einzug des Computers in die Gesellschaft ist das Leben schneller geworden, auch das Leben an der Schule. Wir als Pädagogen müssen da auch für eine gewisse Entschleunigung sorgen."

Mit fünf Schulleiterinnen und Schulleitern (Erich Dick, Roman Thömmes, Michael Voss, Rita Trojanus und zuletzt Gabriele Missy-Kallenbach) arbeitete Walle zusammen, viel gelernt hat er von seinem Vorgänger Günter Becker. "Seit 1984 habe ich mit Günter gemeinsam am Stundenplan und in der Verwaltung gearbeitet. Nach seinem Schlaganfall 2003 konnte ich so reibungslos übernehmen", erzählt der "Schulmanager" vom dienstlichen und dann vom menschlichen Aspekt: "Durch Günters Schicksalsschlag wurde mir bewusst, dass ich gehen muss, solange ich gesund und munter bin und das Bein noch über das Motorrad bekomme."

Motorradfahren, Gartenarbeit und lange Reisen werden nun den Lebensmittelpunkt einnehmen. "Ich denke, ich werde gut loslassen können", sagt Walle vor seinem letzten Arbeitstag, "ich weiß, das THG ist gut aufgestellt für die Zukunft. Mit engagierten Lehrerinnen und Lehrern." Wer Engelberts Walles Nachfolge antreten wird, ist noch nicht entschieden.

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