Brotdorfs „Freeschenkönigin“ „Das war doch ein Kindheitstraum“

Brotdorf · Jasmin Altmann ist die neue Brotdorfer Freeschenkönigin. Was bedeutet das für sie? Und was heißt eigentlich „Freeschen“?

 Jasmin Altmann (23) ist die Brotdorfer Freeschenkönigin 2019/2020. Der Frosch ist das Wappentier der Königin – und eine Anspielung auf die Sumpfgebiete, in denen Brotdorf einst als Ort entstanden ist.  

Jasmin Altmann (23) ist die Brotdorfer Freeschenkönigin 2019/2020. Der Frosch ist das Wappentier der Königin – und eine Anspielung auf die Sumpfgebiete, in denen Brotdorf einst als Ort entstanden ist.  

Foto: BeckerBredel

Jasmin Altmann ist abenteuerlustig. „Wenn mir jemand ein Ticket kauft und sagt, ich soll irgendwo hinfliegen – dann fliege ich“, sagt sie. Und so fieberte sie zuletzt einer mehrwöchigen Rucksacktour durch Australien entgegen und plant das Gleiche nochmal durch Indonesien – weil es in Australien so schön war.

Einen Fahrschein ganz anderer Art hatte Simon Leistenschneider aus Brotdorf für sie parat. Der Feuerwehrmann musste laut Brotdorfer Traditionsgesetz eine junge Frau finden, die bereit ist, sich zur Freeschenkönigin krönen zu lassen. „Das ist heute gar nicht mehr so einfach, denn viele scheuen die Menge an Verpflichtungen, die man eingeht“, sagt die 23-jährige Einzelhandelskauffrau, die nach nur einem Tag Bedenkzeit zusagte. „Das war doch ein Kindheitstraum. Ich bin in Brotdorf aufgewachsen, meine Tante war 1988 die Freeschenkönigin. Ich war sehr schnell bereit dazu, diese Tradition zu pflegen und hab mir schon in der Folgewoche das Abendkleid für die Krönung und das Dirndl gekauft.“

Nur bei den Arbeitskollegen habe es  kritische Stimmen gegeben, sie fürchteten, dass der Repräsentationsjob als Königin negative Folgen für die Arbeit haben könne. Doch die Termine seien immer an Wochenenden und auch dann nur abends. Freie Wochenenden habe sie allerdings kaum noch, erzählt sie. Als Freeschenkönigin sei sie Botschafterin ihres Heimatorts und zu allen Festen in der Region eingeladen. Vom Perler Winzerfest über das Viezfest und die Erntedankfeste sei sie unterwegs. „Natürlich ist das anstrengend, aber es ist auch nur ein Jahr, und man lernt so viele Menschen kennen und ganz neue Situationen. Man fährt mit den anderen Königinnen aus dem Saarland zur Grünen Woche nach Berlin und macht einzigartige Erfahrungen. Das war es mir wert“, sagt sie und rückt sich vor dem Fototermin die Krone zurecht.

Die muss nämlich mittig sitzen, damit ihr Wappentier, der Frosch, gut zu sehen ist. Übersetzt ist sie „Froschkönigin“, was aber nichts mit dem Märchen zu tun hat: Es spielt an auf eine mundartliche Bezeichnung im Nordsaarland, wo man die Einwohner des Merziger Ortsteils Brotdorf lange als „Freeschen“ bezeichnete, weil sich ihr Ort in einem frühen Sumpfgebiet entwickelte. Auch der Karnevalsverein hat Frösche als Wappentier. In der Dorfkneipe „Germania“ hängen Bilder älterer Krönungen und Plakate. Eine Freeschenzeitung erscheint jährlich kurz vor der Krönung im Ort und stellt die neue Hoheit vor, die beim Freeschenfest feierlichen Einzug hält.

Jasmin kam mit einer Kutsche zum Dorfplatz, aber ihr eigenes Pferd „Blacky“ war als Kutschpferd ungeeignet. Immerhin sind die Bilder für die Freeschenzeitung mit Blacky gemacht worden.  Ihre beiden Pferde sind ihr Hobby; außerdem reist sie gern, bevorzugt ans Wasser. Denn Tauchen ist ihre zweite große Leidenschaft nach der Reiterei.

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