Brot und Kunst in Saarbrücken

Saarbrücken. "Eigentlich sollte ich längst viel Geld verdienen", sagt Markus Laforsch ironisch. Schließlich hat er sein Diplom schon 1999 gemacht, war anschließend zwei Jahre Meisterschüler bei Professor Bodo Baumgarten an der Hochschule für Bildende Künste Saar

 Eva Dincher bietet im Internet Drucke ihrer großformatigen Pop-Art-Bilder an. Die kleineren Versionen verkaufen sich besser, und sie muss sich nicht vom Original trennen. Foto: Herbert Kiefer

Eva Dincher bietet im Internet Drucke ihrer großformatigen Pop-Art-Bilder an. Die kleineren Versionen verkaufen sich besser, und sie muss sich nicht vom Original trennen. Foto: Herbert Kiefer

Saarbrücken. "Eigentlich sollte ich längst viel Geld verdienen", sagt Markus Laforsch ironisch. Schließlich hat er sein Diplom schon 1999 gemacht, war anschließend zwei Jahre Meisterschüler bei Professor Bodo Baumgarten an der Hochschule für Bildende Künste Saar. "Werbung" sei für ihn kürzlich die Teilnahme an der Gemeinschaftsausstellung "Angezettelt" des Saarländischen Künstlerhauses gewesen. Doch zum Broterwerb muss er aus dem Saarland raus. Laforsch kommt aus Stuttgart, da lag es nahe, sein Glück mit Kontakten zu Kunstvereinen in Süddeutschland zu versuchen. Im Raum Neckar-Odenwald war der Erfolg bisher "mittelmäßig". Man müsse einiges reinstecken, zum Beispiel ein Auto mieten, um Bilder zu transportieren. Jetzt will er sich in Richtung Köln, Bonn und Düsseldorf orientieren. Sein Fazit: Künstler müssen Geschäftssinn entwickeln, und auch Glück gehört zum Erfolg. "Im Saarland fehlt eine Kunstagentur. Die Galeristen sind hier eher wie die Künstler, die warten, bis jemand auf sie zukommt", stellt Laforsch fest und erntet Zustimmung von den Kolleginnen. Auch Lena Lieselotte Schuster setzt auf überregionale Kontakte. Die Videokünstlerin, die an der HBK Saar zwei Jahre Meisterschülerin bei Ulrike Rosenbach war, ist gerade dabei, ein Ausstellungsprojekt mit jungen Kollegen aus Wien, Berlin und München zu organisieren. Im November soll es stehen. "Abwarten hilft nicht, man muss eigene Dinge aufziehen, sich vernetzen", sagt sie. In ihrer Sparte kann Schuster vom Verkauf der Kunstobjekte nicht leben. Es gilt, Fördergelder und Sponsoren aufzutreiben. Lena Lieselotte Schuster plant, noch ein Aufbaustudium dranzuhängen. "Vielleicht gehe ich für ein Master-Studium in eine andere Stadt", überlegt sie."Leben kann man in Saarbrücken gut", sagt Sabrina Sperl. "Aber der Markt ist woanders". Als alleinerziehende Mutter hatte sie es besonders schwer, ihre Künstlerkarriere voranzubringen. Jetzt, wo die Tochter 15 Jahre alt ist, unternimmt die Künstlerin einen zweiten Anlauf. Wichtig sei es, einen Raum zu haben, in dem man ungestört arbeiten könne. Wie Eva Dincher und Markus Laforsch hat sie ihr Atelier in einem alten Industriegebäude auf den Saarterrassen. Sperl ist auf der Suche nach Galeristen, die ihre Arbeiten in Metropolen wie München und Hamburg zeigen. "Bilder, die sich dem Raum öffnen", beschreibt sie ihre dreidimensional angelegten Gemälde. Eva Dincher geht stilistisch in Richtung Pop Art. Das eröffnet ihr ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten. "Schon im Diplom bin ich gefragt worden, ob ich nicht Plakate produzieren will", erinnert sie sich. Jetzt bietet sie auf ihrer Homepage limitierte Kunstdrucke mit Zertifikat an. "Bei meinen Bildern kommt es auf die Expression an, da ist es nicht unbedingt wichtig, das Original an der Wand hängen zu haben", sagt sie. Dahinter steckt noch ein Trennungsproblem: Die junge Künstlerin hat so viel in ihre großformatigen Arbeiten investiert, dass sie diese nur ungern weggibt. Dincher hält Kontakt zur renommierten Agora-Galerie in New York. In deren Zeitschrift ist sie gerade mit Gedanken zu diesem Phänomen zitiert (www.artisspectrum.com/Feature-Articles/Volume-23/the-art-of-pricing-art.html). Mehr zu ihren Kunstdrucken verrät Eva Dincher auf ihrer Homepage:

 So hat Markus Laforsch "angezettelt". Foto: Künstlerhaus

So hat Markus Laforsch "angezettelt". Foto: Künstlerhaus

 Sabrina Sperls Malerei ist dreidimensional. Foto: Sperl

Sabrina Sperls Malerei ist dreidimensional. Foto: Sperl

 Die Runde der Bildenden Künstler: Lena Lieselotte Schuster, Markus Laforsch und Sabrina Sperl (von links). Foto: Oliver Dietze

Die Runde der Bildenden Künstler: Lena Lieselotte Schuster, Markus Laforsch und Sabrina Sperl (von links). Foto: Oliver Dietze

Auf einen BlickDie Künstler in der Gesprächsrunde: Eva Dincher (33), 2007 Diplom an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK), bis 2008 Vertiefungsstudium bei Gabriele Langendorf. Markus Laforsch (41), Diplom an der HBK Saar 1999, danach bis 2001 Meisterschüler bei Bodo Baumgarten. Lena Lieselotte Schuster (29), 2007 Diplom an der HBK Saar, bis 2009 Meisterschülerin bei Ulrike Rosenbach. Sabrina Sperl (41), 2003 Diplom an der HBK Saar im Fach Malerei.Atelier: Eva Dincher, Markus Laforsch und Sabrina Sperl haben ihre Ateliers in einem alten Fabrikgebäude auf den Burbacher Saarterrassen in der Heinrich-Barth-Straße 17. In dem schönen Backsteingebäude arbeiten noch fünf weitere Künstler. uc

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