"Brennpunkte sind gleich hinterm Rathaus"

Friedrichsthal. Im Mittelpunkt der Sitzung des Friedrichsthaler Stadtrates stand am Mittwoch der Ausbau der Edith-Stein-Schule (ERS) zur sogenannten Gebundenen Ganztagsschule (GGTS)

 Werner Loos, seit Jahren der treueste Zuhörer bei den Stadtratssitzungen in Friedrichsthal, wurde sehr freundschaftlich von Bürgermeister Rolf Schultheis begrüßt. Foto: ane

Werner Loos, seit Jahren der treueste Zuhörer bei den Stadtratssitzungen in Friedrichsthal, wurde sehr freundschaftlich von Bürgermeister Rolf Schultheis begrüßt. Foto: ane

Friedrichsthal. Im Mittelpunkt der Sitzung des Friedrichsthaler Stadtrates stand am Mittwoch der Ausbau der Edith-Stein-Schule (ERS) zur sogenannten Gebundenen Ganztagsschule (GGTS). Der Antrag der Grünen in der Regionalversammlung wurde zwar Anfang Februar von der dortigen CDU/SPD-Mehrheit abgelehnt (wir berichteten), dennoch wollen die Grünen die Initiative der Schule, getragen vom Kollegium und Rektor Werner Hillen, weiter unterstützen. Regionalverbandsdirektor Peter Gillo hat nach Angaben der Grünen anklingen lassen, dass in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen sei.Im Stadtrat hörte man daher am Mittwochabend hierzu den Ortsverbandsvorsitzenden der Bündnisgrünen, Horst-Henning Jank, und Rektor Werner Hillen. "Die jetzige Edith-Stein-Schule als Gemeinschaftsschule ist nur eine Übergangslösung", meinte Hillen, "in der angestrebten GGTS sind die Schüler von 8 bis 16 Uhr unter professioneller pädagogischer Förderung. Schüler lernen nicht nur hier, sie leben auch in der Schule, das ist ein wichtiger Punkt, denn gerade in Friedrichsthal leben viele sozial schwache Familien", so der Pädagoge.

"Durch das Ganztagsangebot lernen die Kinder langfristig ein besseres Sozialverhalten, es entlastet die Familien und verringert das Risiko, eine Klasse wiederholen zu müssen", so Hillen weiter. Er machte deutlich, dass es an der Zeit sei, die jungen Leute dort abzuholen, wo sie inzwischen stünden: "Die Schüler sind auch während des Unterrichts mit ihrem Handy in Facebook, dort sind sie zwölf bis 14 Stunden am Tag. Soziale Netzwerke sind für sie das A und O", so der Ratsgast.

In der individuellen Förderung sehen Bündnis 90/Die Grünen ein Hauptargument für die Umwandlung der Schulform. In dem Antrag, über den letztlich das Bildungsministerium entscheiden wird, heißt es wörtlich: "In der GGTS gibt es ein Mehr an Zeit von ca. acht Stunden. Dadurch kann die individuelle Förderung (...) realisiert werden". Denn man reagiere hier auf soziale Brennpunkte vor Ort, die nicht nur in Malstatt oder Burbach zu finden seien. "Diese Brennpunkte fangen gleich hinterm Rathaus an", bekräftigte Jank. Ferner sei der Schulstandort Friedrichsthal bei einem Schulmodellwechsel auf Dauer gesichert, heißt es im Grünen-Antrag weiter. Die CDU-Fraktion legte anhand eines kurzfristig eingereichten Antrags am Mittwochabend allerdings ihr Veto ein: Man würde durch einen Schulmodellwechsel die Entwicklungsmöglichkeiten der Edtih-Stein-Schule einschränken und sich auf eine einzige Schulform festlegen. "Wir wären flexibler, als wenn wir nur auf ein System gehen. Eine Festlegung schränkt die Wahlfreiheit der Eltern ein", so Lothar Schmidt (CDU). "Über Schulformen werden wir uns immer wieder unterhalten müssen", wirkte Bürgermeister Rolf Schultheis indes ausgleichend auf die Debatte.

Letztlich wurde das Gesuch der CDU in der Abstimmung abgelehnt, der Grünen-Antrag zum Ausbau der Edith-Stein-Schule zur Gebundenen Ganztagsschule mehrheitlich - mit 18 Stimmen und zehn Enthaltungen - angenommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort