Brennkultur ist typisch

In diesen Tagen ist das Wetter zur Ernte ja bestens, kann man sich in diesem Jahr aber auch über gute Erträge freuen? Lambert-Debong: In diesem Jahr fällt die Ernte schon eher unterdurchschnittlich aus. Wir haben mitunter Landstriche, wo kein Apfel am Baum hängt

In diesen Tagen ist das Wetter zur Ernte ja bestens, kann man sich in diesem Jahr aber auch über gute Erträge freuen?

Lambert-Debong: In diesem Jahr fällt die Ernte schon eher unterdurchschnittlich aus. Wir haben mitunter Landstriche, wo kein Apfel am Baum hängt.

Letztes Jahr hatten wir ja zumindest viele Zwetschen, doch jetzt muss ich sogar selbst zum Bauern fahren, um Früchte für einen Kuchen zusammen zu bekommen.

Sie bauen selbst auch an?

Lambert-Debong: Ja. Mein Mann und ich haben auf dem Merchinger Berg ein Grundstück mit Äpfeln, Mirabellen und Zwetschen. Dort haben wir einige Wiesen mit altem Baumbestand gepachtet, auf denen die Besitzer viele interessante, alte Sorten gepflanzt haben. Der Großteil unserer Früchte sind Äpfel, die wir an die Mosterei abliefern.

Kommen wir zurück auf die Ernte: Woran liegen die schlechten Erträge in diesem Jahr?

Lambert-Debong: Die schlechten Erträge hängen mit den Witterungsbedingungen zur Blütezeit zusammen: Wir hatten erst Kälte und Frost im Frühjahr, dann wochenlang Regen. Und bei solchen Bedingungen läuft auch die Bestäubung der Blüten durch die Bienen nicht so, wie sie sein sollte.

Ein wichtiger Bestandteil der Erntekultur im Saarland ist das Brennen. Wie steht es um diese Variante der Obstverwertung neben Saft- oder Marmeladenproduktion in diesem Jahr?

Lambert-Debong: Im Landkreis Merzig-Wadern finden sich etwa 50 private Brennereien, das sind die mit Abstand meisten im Saarland. Das Brennen hat sich im Südwesten Deutschlands zum landwirtschaftlichen Nebenerwerb entwickelt. Die ländliche Struktur ist - beispielsweise im Saargau oder auch Richtung Bliesgau - durch kleinere Anbauflächen mit wenigen Bäumen geprägt. Diese Leute haben dann mit ihren vergleichsweise geringen Ertragsmengen eine gute Verwertungsmöglichkeit ihrer Früchte.

Eine Besonderheit des Saarlandes sind die vereinseigenen Brennerei-Betriebe. In einzelnen Betrieben wird der "gemeinschaftliche Einschlag" praktiziert: Wie in Bischmisheim, Ensheim oder Ommersheim werden die angelieferten Früchte in großen Gefäßen eingemaischt. Wie es die Tradition verlangt, dürfen diese Gefäße bei Schäden nur ausgebessert werden, aber keinesfalls ersetzt werden.

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