Bouser Röhrenwerk stellt sich beim Tag des offenen Denkmals vor

Bous · Vor 125 Jahren ging die Produktion in den Bouser Röhrenwerken los. Heute befindet sich am selben Standort eine eigenständige Tochtergesellschaft der Georgsmarienhütte Holding. An diesem Sonntag, 8. September, sind dort um 10 und 14 Uhr Führungen zum Tag des offenen Denkmals.

Der Kreisausschuss Saarlouis genehmigte am 15. Oktober 1888 die Aufstellung von neun Dampfkesseln, antwortete der Bouser Heimatforscher Alfred Schon auf Nachfrage. Diese Entscheidung datiere den eigentlichen Arbeitsbeginn bei Mannesmann in Bous. Anders, als vielfach dargestellt, begann die Produktion dort nicht im Jahre 1886 und auch nicht gleich mit dem Pilgerschrittverfahren. Denn erst einmal entwickelten die Brüder Reinhard und Max Mannesmann ein Schrägwalzverfahren. Damit wollten sie große Rohre nahtlos herstellen. Der Patentantrag für dieses Verfahren erfolgte im Januar 1885. 1886 kam es zur Gründung der Mannesmann-AG, und Bous wurde zum Standort für ein Werk an der Saar ausgesucht.

Dort begannen im Frühjahr 1887 die Bauarbeiten, im Sommer waren die Werkshallen fertig. Was fehlte, waren zwei große Walzapparate. "Selbst ein Jahr später war man noch nicht weiter", heißt es in einer Festschrift. Von Oktober 1888 stammt die erwähnte Entscheidung des Kreisausschusses bezüglich Dampfkessel. Im November desselben Jahres wurden anscheinend erstmals dickwandige Rohre einigermaßen zuverlässig produziert.

Eine Zeit lang führte Max Mannesmann die Geschäfte des Bouser Werkes. Ende 1889 schlug er für dessen Ausbau die Produktion von Granaten und Rohren vor. Allerdings lieferte das Schrägwalzverfahren allein noch keine marktfähigen und gewinnbringenden Rohre. Deshalb arbeiteten die Brüder Mannesmann seit Anfang 1890 an einem ergänzenden Verfahren. Daraus entstand das Pilgerschrittverfahren, welches 1891 zum Patent angemeldet wurde. Eine Pilgerwalze steht seit Juni 2009 als Industriedenkmal nahe dem Seniorenheim Haus Bergfriede an der B 51.

Anfangs schoben Arbeiter die Rohblöcke in diese Walze hinein, zogen sie wieder zurück und dann ging es erneut vorwärts. Dieses Hin und Her ähnelte der Echternacher Springprozession und führte zur Bezeichnung Pilgerwalze. In Bous wurden neben großen Rohren die ersten Rohre für Fahrradrahmen hergestellt.

In neuerer Zeit entstand ein Elektrostahlwerk (1961) sowie eine Vakuum-Entgasungsanlage für bessere Stahlgüten (1992). 1998 übernahm die Georgsmarienhütte Holding GmbH das Werk. Seither ist die Stahlwerk Bous GmbH eine eigenständige Tochtergesellschaft der Holding im Stahlbereich. Bei Modernisierungen kam es zum Bau einer modernen Stranggussanlage.

Einblicke in das Bouser Stahlwerk ermöglicht der Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag. Führungen sind um 10 und um 14 Uhr, Treffpunkt ist am Torhaus an der Saarstraße.

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