Blutsgeschwister und ein Wunschbaum

Werbung vermeidet Fragen. Ich vermute, das liegt daran, dass Fragen das Hirn der potenziellen Kunden in Gang setzen könnten - und womöglich weitere, verkaufshemmende Fragen provozieren

Werbung vermeidet Fragen. Ich vermute, das liegt daran, dass Fragen das Hirn der potenziellen Kunden in Gang setzen könnten - und womöglich weitere, verkaufshemmende Fragen provozieren. Etwa: Wen kann ich so wenig leiden, dass ich ihm das schenke? Kann man das auch essen? Wer braucht so was überhaupt? Also: Werbebotschaften besser ohne Fragen, dafür mit Antworten - nicht selten auf Fragen, die niemand gestellt hat.

Ein kleines Saarbrücker Unternehmen versucht es nun doch mit einer Frage. Das Unternehmen nennt sich "ella coutur" und verkauft Klamotten am St. Johanner Markt - nicht irgendwelche Klamotten, sondern Mode wie man sie - laut Werbung - auch in den Hackeschen Höfen in Berlin, in St. Tropez oder auf Ibiza findet.

Die Frage, die die Modefrauen auf ihren Werbezetteln aufwerfen, lautet: "Ziehen Gegensätze sich wirklich an?" - Kurz nachdenken. Noch ein Blick auf den Zettel. Die verkaufen Mode mit Markennamen wie "Blutsgeschwister", "Skunk Funk" oder "Hookahey" - klingt zwar nach dem Gegensätzlichen von dem, was ich anziehe, aber dieser Gegensatz zieht mich nicht an. Ist die Frage damit beantwortet? Wohl nicht. Klar ist: Ich bin nicht die Zielgruppe. Aber danke für die Werbung, mal über etwas nachzudenken, schadet ja nicht.

Ein anderes kleines Saarbrücker Unternehmen, der Salon "Haareszeiten - Friseure by Augustin" in Klarenthal sorgt gerade ebenfalls für Nachdenklichkeit. Nicht durch eine Frage, sondern durch eine Aktion. Die Friseure stellen ab 14. November einen Wunschbaum auf. An dem hängen Wünsche, die Kinder aus dem Burbacher Theresienheim haben. Wer möchte, kann sich einen Zettel vom Baum nehmen und den darauf notierten oder gemalten Wunsch erfüllen. Die Klarenthaler Friseure bringen die Geschenke dann kurz vor Weihnachten ins Heim zu den Kindern, die bisher wenig Glück gehabt haben im Leben. Das ist eine klasse Idee - keine Frage.

Sie haben Tipps? Dann schreiben Sie eine E-Mail an m.rolshausen@sz-sb.de

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