Bloß kein Stress im Prüfungsraum

Homburg · Der erste Prüfungstag des Abiturs 2012 ging gestern mit dem Fach Deutsch über die Bühne. Wir fragten an den drei Homburger Gymnasien nach den ersten Eindrücken und erhielten durchweg eine sehr saarländische Antwort: Wir machen uns keinen Stress, war die Devise.

Homburg. Die Welt schien gestern, am ersten Abiturprüfungstag, etwas verkehrt. Das literarische Thema über den Roman Effi Briest und das Frauenbild des Autors Theodor Fontane hatten diejenigen Schülerinnen und Schüler bekommen, deren Herz eher für die Naturwissenschaften als für die Literatur schlägt.Und das weltanschauliche Thema über entlassene Manager und deren Identitätsprobleme, basierend auf einem Theaterstück von Urs Widmer aus dem Jahr 1996 - das bekamen diejenigen, die sich in der Oberstufe eigentlich für Literatur interessieren.

Aber was bleibt Abiturienten am ersten Prüfungstag übrig? Die Themen sind nun mal, wie sie sind. Also muss man sich konzentrieren, zum Stift greifen und loslegen.

Der erste Schub, also diejenigen, die Deutsch im Grundkurs belegt hatten, waren bereits um elf Uhr mit ihrer ersten Prüfung durch. Drei Stunden lagen hinter Max Carlsson und Sarah Mues vom Mannlich-Gymnasium, als sie gestern um 11 Uhr aus dem Prüfungsraum kamen. Beide hatten schon etwas früher abgegeben, kein Wunder, beide sind eher praktisch veranlagt. "Ich bin nicht so der Literatur-Typ", sagt Max, 17, der im Herbst Lebensmittelchemie studieren möchte, "ich habe zwar alle Bücher gelesen, die auf dem Programm standen, aber Deutsch war für mich ein Pflichtfach, mehr nicht." Er hat das Thema über den Roman Effi Briest von Theodor Fontane genommen, "das war ganz okay, es ging eigentlich ganz gut für den Anfang." Seine stärkeren Fächer Mathe und Englisch kommen noch. Seine Klassenkameradin Sarah Mues, 17, hat sich "keinen Stress" vor dem ersten Prüfungstag gemacht, "ich habe auch das Effi-Briest-Thema genommen, das war in Ordnung." Ein bisschen unruhig ist sie höchstens wegen Mathe in der kommenden Woche, aber auch das geht vorüber: "Im Herbst gehe ich an die HTW nach Saarbrücken", plant Sarah "mein Wunschfach ist Biomedizinische Technik". Auch am Saarpfalz-Gymnasium war die Stimmung nach dem ersten Prüfungstag gut. Jillian Sarah Clark, 17, war über das Thema Effi Briest erfreut: "Das war in Ordnung, die Fragestellung gab eine Menge her, ich konnte einiges dazu schreiben." Sie hat "ein ziemlich gutes Gefühl", obwohl Deutsch eigentlich nicht Jillians Lieblingsfach ist: "Ich bin besser in Mathe und Informatik". Deshalb will sie diese Fächer auch studieren, "auf Lehramt", wie sie betont, "und zwar gleich im kommenden Herbst." Auch ihr Klassenkamerad Robin di Grazia hat schon ganz konkrete Pläne: "Ich werde erst mal bei Bosch ab August eine Ausbildung als Elektrotechniker machen, die Stelle habe ich schon. Danach sehe ich weiter." Auch er hat das Effi-Briest-Thema genommen und war damit zufrieden: "Das lag mir ganz gut, man konnte anhand der Fragestellung das Thema gut entwickeln." Seine Lieblingsfächer kommen aber erst nächste Woche dran: Mathe und Geschichte.

Am Gymnasium Johanneum trafen wir gestern gegen 13 Uhr dann zwei Abi-Kandidaten, die erst gegen 13 Uhr fertig waren, denn sie hatten Deutsch nicht als Pflicht-, sondern ganz bewusst als Leistungsfach gewählt: Chiara Ruffino, 18, und Fabian Coenen, 17. Chiara hatte sich mit einem Zitat aus dem Urs Widmer-Stück "Top Dogs" beschäftigt, in dem es darum geht, dass Business "Krieg, Blut und Tränen" bedeute. Sie hatte danach ein "ganz gutes Gefühl." Deutsch, sagt Chiara, sei ohnehin ihr bestes Fach, sie gehe "ganz zufrieden nach Hause". Nach dem Abitur will sie erst einmal ein Jahr ein Verlags-praktikum in Kanada machen und dann in München Kommunikationswissenschaft studieren. Fabian hatte ein anderes Thema gewählt, die Textanalyse über den Umgang mit Medien. Auch er hat nach der ersten Abitur-Prüfung ein gutes Gefühl, "die anderen Fächer, die noch bevorstehen, sind auch okay, damit habe ich keine Probleme, ich habe mich ganz gut vorbereitet." Er plant im Herbst ein Jura-Studium mit dem Schwerpunkt Wirtschaft. Auch einen Studienort hat er schon: "Ich denke, ich werde nach Hamburg gehen." Foto: Wolf

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