Neben Ausstellungs-Projekt mit Saarlandmuseum Damit beglückt das Luxemburger Mudam die Kunstfans im Jahr 2022

Luxemburg-Stadt · Sei es der Fotoepos von Zoe Leonard, einer der anerkanntesten US-Fotografinnen, seien es die Gemälde von Lynette Yiadom-Boakye, die sich in London als Publikumsrenner entpuppt haben: Kunstfans erwartet 2022 im Luxemburger Mudam ein vielfältiges Programm der zeitgenössischen Kunst.

Werke von Tacita Dean und Lynette Yiadom-Boakye im Mudam in Luxemburg
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Das gibt es im neuen Jahr im Luxemburger Mudam zu sehen

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Foto: Schauspiel

Mit „Stolz und Wehmut“ hat die scheidende Direktorin Suzanne Cotter zum letzten Mal die neue Saison in dem Kunsthaus vorgestellt. „Wir haben vier Einzelausstellungen, die sich Künstlerinnen mit ganz verschiedenen Wurzeln widmen“, sagte Cotter und verwies dabei auch auf wichtige Partner, wie die Londoner Tate Gallery, das Pariser Musée d’Art Moderne und nationale Kooperationen wie mit der Europäischen Kulturhauptstadt Esch/Alzette. Zudem ist ein besonderes Projekt mit dem Saarlandmuseum geplant, bei dem beide Kunsthäuser sich wechselseitig Werke leihen (wir berichteten). Die Ausstellung mit dem Arbeitstitel „Face à Face“ soll zwischen 8. Oktober 2022 bis 16. April 2023 zu sehen sein.

Den Saisonauftakt bildet die mit Spannung erwartete Premiere des Fotoepos „Al Río/To the River“ der US-amerikanischen Künstlerin Zoe Leonard, die vom Mudam in Zusammenarbeit mit dem Musée d’Art Moderne de Paris produziert wird. Leonard ist eine der anerkanntesten US-Fotografinnen. Seit fünf Jahren arbeitet sie an dem Fotoepos, das sich auf den Grenzfluss Rio Grande/Río Bravo zwischen den USA und Mexiko konzentriert. 500 Abzüge zeigten diesen Fluss als einen Ort, an dem sich vielfältige soziale, politische, ökonomische und kulturelle Dimensionen treffen. Und Leonard verstehe den Fluss als Sinnbild der Konstruktion der Nationalität und erzähle von ihm wie von einer Metapher der Moderne, so die Kuratoren. Von 26. Februar bis 6. Juni 2022.

Tina Gillen vertritt Luxemburg bei Biennale von Venedig

Kunst aus der Luxemburger Szene bekommen Besucherinnen und Besucher ab Februar kredenzt, wenn das Künstlerduo Martine Feipel und Jean Bechameil seine Werke im Skulpturengarten präsentieren wird. Die Werke können dann das ganze Jahr über in Augenschein genommen werden. Feipel und Bechameil beschreiben die Kuratoren als stellvertretend für die dynamische Luxemburger Kunstszene, auch, weil sie an der Biennale in Venedig teilgenommen haben und darüber hinaus international aktiv sind. Ihre Einflüsse ziehen sie unter anderem aus dem Bauhaus, Kubismus und Art Déco, wobei sie sich durch ihre Skulpturen mit politischen und sozialen Widrigkeiten der Moderne auseinandersetzen. Zudem arbeitet das Mudam mit der Luxemburger Künstlerin Tina Gillen für deren Ausstellung „Faraway So Close“ zusammen. Mit der speziell für den Luxemburger Pavillon konzipierten Installation nimmt das Großherzogtum von April bis November 2022 zum 16. Mal an der Biennale von Venedig teil.

Ab dem Frühjahr werden im Mudam 67 Werke von Lynette Yiadom-Boakye (2. April bis 5. September) gezeigt. Die Künstlerin ghanaisch-britischen Ursprungs setzt mit der Formensprache der klassischen Malerei sehr zeitgenössische Themen um, bezieht sich dabei auch auf den Meister Manet, aber arbeitet im Unterschied zu ihm nicht mit einem Modell, sondern erfindet fiktive Figuren. In rätselhaften Dekors zeigt Yiadom-Boakye ihre Figuren bei einfachen Aktionen wie dem Träumen und Liegen, und gibt wenige Informationen über deren sozialen Status. „Ihre schwarzen Protagonisten in diesem Dekor hinterfragen unsere Gegenwart“, sagt Cotter, und berichtet, dass die Ausstellung in London viel Erfolg hatte: „Der Eindruck, den Lynette hinterlassen hat, war so groß, dass die Tate Gallery die Ausstellung verlängert hat. Sie kehrt nach ihrer Zeit im Mudam auch wieder dorthin zurück.“

Bedeutende europäische Künstlerin spielt mit Dante

Der Mudam-Sommer gehört Tacita Dean, und damit einer der bedeutendsten europäischen Künstlerinnen unserer Zeit. Nach ihren zeitgleichen Ausstellungen in der Royal Academy, der National Gallery und der National Portrait Gallery in London im Jahr 2019 wird das Mudam zum ersten Mal ihre von Dantes Göttlicher Komödie inspirierte Trilogie aus großformatigen Kreidezeichnungen, Fotografien und einem neuen 35-mm-Film zeigen, die als Teil der Aufführung von „The Dante Project“ durch das Royal Ballet in London entstand. Dean zeichnet sich aus, weil sie verschiedene Medien und Techniken wie Film, Foto und Gravur verwendet. Ihr Werk, so die Kuratoren, stelle Fragen zur individuellen Geschichte und Erinnerung, und beschäftige sich mit dem Verschwinden des Analogen. Es ist Deans erste Ausstellung in der Großregion. Von 9. Juli bis 29. Januar 2023.

Im Henry J. und Erna D. Leir Pavillon ist das neue Ausstellungsjahr ab 11. Dezember schon vor dem Jahreswechsel eingeläutet: Hier tritt der japanisch-US-amerikanische Künstler Danh Vo mit einer Installation in den Dialog mit Werken des modernistischen Bildhauers Isamu Noguchi. Noguchi, dessen Mentor Constantin Brâncuși war, ist einer der bedeutendsten Bildhauer der USA und hat als Pionier der Land Art die USA 1986 auf der Biennale von Venedig vertreten. Das Besondere ist, dass sich die im Winter eingeweihte Installation, die lokale Pflanzen einbindet, im Laufe der vier Jahreszeiten weiterentwickeln wird. Wiederkommen könnte sich also lohnen. Erst recht, wenn die aus Vietnam stammende preisgekrönte Künstlerin Sung Tieu eingeladen ist, den Pavillon ab Herbst mit einer neuen skulpturalen Klanginstallation zu bespielen. Danh Vo bis 19. September, Sung Tieu von 8. Oktober bis 5. Februar 2023.

Theaterstück von Yasmina Reza mitten im Mudam

Neben Performances von William Engelen, Cecilia Bengolea und Trajal Harrell gibt es auch einen Leckerbissen für Theaterfans: Zwischen 17. und 19. März wird im Mudam das Theaterstück „Art“ von Yasmina Reza in einer neuen Produktion unter der Leitung des Luxemburger Regisseurs Frank Hoffmann aufgeführt. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Leipzig und dem Théâtre National du Luxembourg. Im Zentrum des Stücks, das Ausschnitte aus dem Alltag dreier Freunde zeigt, die in ein hitziges Gespräch über ein modernes Kunstwerk verwickelt sind, steht die berühmte Frage „Was ist Kunst?“.

Das Mudam ist donnerstags bis montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, mittwochs bis 21 Uhr, dienstags geschlossen. Weitere Informationen unter www.mudam.com/de

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