Pandemie Luxemburg erneut zum Corona-Risikogebiet erklärt

Update | Berlin/Luxemburg · Eine europäische Region nach der anderen wird zum Corona-Risikogebiet erklärt. Darunter ist erneut Luxemburg.

 Luxemburgische und europäische Fahnen wehen vor dem Turm der Staatssparkasse am 20.11.2007 in der Stadt Luxemburg.

Luxemburgische und europäische Fahnen wehen vor dem Turm der Staatssparkasse am 20.11.2007 in der Stadt Luxemburg.

Foto: dpa/Ronald Wittek

Die Bundesregierung hat ganz Tschechien, Luxemburg und das österreichische Bundesland Tirol wegen rasant steigender Infektionszahlen zu Corona-Risikogebieten erklärt und warnt nun vor touristischen Reisen dorthin. Die Risikoliste des Robert Koch-Instituts und die Reisehinweise des Auswärtigen Amts wurden am Freitag entsprechend aktualisiert. Damit sind nun 15 von 27 EU-Ländern zumindest teilweise Corona-Risikogebiete, Spanien, Tschechien und Luxemburg sogar ganz. Polen ist das einzige der neun Nachbarländer Deutschlands, das noch nicht betroffen ist. Aber auch dort steigen die Infektionszahlen.

Die meisten tschechischen Regionen waren bereits am Mittwoch in die Risikoliste aufgenommen worden. Jetzt folgten noch die Mährisch-Schlesische Region im äußersten Osten des Landes an der Grenze zu Polen und das an Sachsen grenzende Usti (Aussig). Auch Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck ist eine Grenzregion und zudem ein bei Deutschen sehr beliebtes Urlaubsgebiet im Sommer wie Winter. Dort liegt auch der Skiort Ischgl, der im vergangenen Winter zu den Hotspots gehörte, von denen sich die Pandemie in Europa ausbreitete.

Luxemburg grenzt an das Saarland und an Rheinland-Pfalz. Die Regierung des Großherzogtums hatte frühere Grenzschließungen und Reisewarnungen seitens Deutschlands stets kritisiert. In dem kleinen Land mit seinen etwa 630 000 Einwohnern gibt es zahlreiche Berufspendler, die regelmäßig die Grenze überqueren. Sie sind allerdings von Quarantäneregeln ausgenommen.

Durch die Einstufung Luxemburgs als Risikogebiet stehe das Saarland als direkte Grenzregion wieder vor besonderen Herausforderungen, erklärte ein Sprecher der Landesregierung in Saarbrücken: „Die saarländische Bevölkerung ist eng mit Luxemburg vernetzt.“ Er verwies auf die bestehenden Ausnahmeregelungen von der Quarantäne, beispielsweise bei triftigen Gründen wie dem Besuch des Lebenspartners sowie bei der Betreuung und Pflege Angehöriger. Kontrollen an der Grenze seien von der saarländischen Landesregierung nicht vorgesehen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rät wegen der steigenden Infektionszahlen in Europa bereits von Auslandsreisen in den Herbst- und Winterferien ab. Die Herbstferien beginnen in den ersten Bundesländern bereits übernächste Woche am 5. Oktober.

„Man kann ja auch Urlaub im Inland machen“, sagte Spahn (CDU) im ZDF-„Morgenmagazin“. In den Reisewarnungen der Regierung für Risikogebiete heiße es, man solle auf unnötige Reisen verzichten und das seien nun mal Urlaubsreisen. Es habe sich in der Corona-Pandemie immer wieder gezeigt, dass Reiserückkehrer verstärkt das Virus einschleppten. „Ich finde, für Herbst-, Winter-, Weihnachtsurlaub sollten wir daraus gemeinsam lernen“, sagte Spahn. Das sei zwar hart für die Reiseveranstalter, aber in der derzeitigen Lage nicht zu ändern.

Die Bundesregierung hatte erst am Mittwoch Regionen in elf EU-Ländern zu Risikogebieten erklärt und vor touristischen Reisen dorthin gewarnt. Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen und dann solange in Quarantäne bleiben, bis das Testergebnis da ist. Die Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Urlaubern, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Die Einstufung als Risikogebiet und die anschließende Reisewarnung erfolgen, wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen die Marke von 50 Fällen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen übersteigt. Bei der Reisewarnung für Länder außerhalb Europas kann es bisher auch noch andere Gründe für eine Reisewarnung geben wie Einreisesperren oder Einschränkungen des Flugverkehrs. Das soll aber zum 1. Oktober geändert werden.

In Tschechien reagierte man nüchtern auf die Ausweisung als Risikogebiet. „Leider hat es nicht lange gedauert. Deutschland hat soeben entschieden, die beiden verbliebenen Regionen auf die Liste der Risikogebiete zu setzen“, schrieb der tschechische Außenminister Tomas Petricek auf Twitter. „Damit betrachtet man bereits die ganze Tschechische Republik als Risikogebiet, und das mit sofortiger Wirkung.“ Tschechiens Gesundheitsminister Roman Prymula kündigte für nächste Woche Einschränkungen der Freizeitaktivitäten an, um die Infektionszahlen zu drücken.

In Österreich befürchtet man weitere Auswirkungen auf den Tourismus durch die Reisewarnungen. Bereits am Mittwoch war die an den Bodensee grenzende Region Vorarlberg zum Risikogebiet erklärt worden. „Jede Reisewarnung ist für den Tourismus dramatisch“, sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger bei einer Pressekonferenz.

Am Donnerstagabend waren auf Österreichs offizieller Corona-Ampel bereits die Tiroler Bezirke Landeck und Schwaz neu als Gebiete mit hohem Risiko bewertet worden. Zu Landeck gehört Ischgl. Dort wollen die Tourismusbetriebe nicht nur das Aprés-Ski-Verbot der Regierung umsetzen, sondern Gäste auch mit weiteren Maßnahmen locken. Unter anderem sind Virustests für Mitarbeiter geplant. Aber ob das reicht, um Touristen aus Deutschland anzuziehen?

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