Erinnerung an Widerstandskämpfer Gedenken an ermordete Luxemburger in Hinzert

Hinzert · Politiker und Kirchenvertreter mahnten an der KZ-Gedenkstätte: Nur ein starkes Europa garantiert Freiheit und Frieden.

Führende Vertreter aus Politik und Kirche in Luxemburg haben am Samstag an die Verbrechen im SS-Sonderlager/KZ-Hinzert im Hunsrück erinnert. Im Zentrum stand das Gedenken an 23 luxemburgische Widerstandskämpfer, die dort am 25. Februar 1944 auf Anordnung aus Berlin ermordet wurden.

Luxemburgs Großherzog Henri sagte: „Erinnerungsorte wie Hinzert müssen für uns alle Lehre sein, dass der Mensch, so grausam er sein kann, im Stande ist, eine positive Zukunft aufzubauen.“ Luxemburg und Deutschland seien heute in noch nie da gewesener Freundschaft verbunden. Es gelte, die gemeinsamen Werte wie Freiheit, Demokratie und Menschenwürde zu verteidigen. Premierminister Xavier Bettel würdigte die Rolle Europas. Europa ermögliche, „dass wir heute frei reden, frei wählen und frei leben dürfen“.

Nach Worten des luxemburgischen Erzbischofs Jean-Claude Hollerich mahnen Gedenkorte wie Hinzert, nicht zu Nationalismen zurückzukehren. Der designierte Kardinal appellierte an die Europäer, sich „Europa nicht kaputt machen zu lassen“. Mit Blick auf Populisten wandte er sich gegen einen einseitigen Identitätsbegriff. „Identität und Freiheit gehören zusammen“, sagte Hollerich. Gerade in einer Zeit zunehmender Individualisierung seien Beziehungen und eingebettete Identitäten wichtig.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erklärte, Erinnerung sei wichtig „in einer Zeit, in der rechtsextreme Stimmen mit Hetze und Hass wieder lauter werden“. Für viele Luxemburger sei Hinzert „bis heute Inbegriff von Tyrannei und Mord durch eine unbarmherzige Gewaltherrschaft“. Es gelte, denjenigen entschieden entgegenzutreten, die „jetzt versuchen, einen sogenannten Schlussstrich zu setzen“. Jeder sei gefordert, Nationalismus keinen Raum zu geben – „in der Kneipe, im Restaurant und im Gespräch mit Freunden“, so Dreyer. Vor allem in der Sprache sei „schon wieder viel zu viel zur Selbstverständlichkeit geworden“. An der Gedenkveranstaltung nahmen auch Angehörige ehemaliger Häftlinge des Lagers, Diplomaten beider Länder sowie der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann und der rheinische Präses Manfred Rekowski teil.

1939 war in Hinzert bei Trier ein Polizeihaftlager für straffällige Westwall-Arbeiter eingerichtet worden – mit der Bezeichnung „SS-Sonderlager Hinzert“. Ab 1940 wurde es unter Leitung der SS als KZ genutzt; Gefangene aus 25 Ländern wurden von dort nach Buchenwald, Natzweiler oder Dachau gebracht, darunter auch etwa 1600 Luxemburger.

(kna)
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