Straßburg denkt nach Rekordsommer um Straßburg plant besseren Schutz gegen Hitze

Straßburg · Elsass-Metropole will gegen Wärme-Inseln vorgehen – mit mehr Grün für Fassaden, Plätze und Dächer.

„Als wir Ende Juni und im Juli die Gluthitze mit bis zu 38 Grad hatten, war es am Nachmittag auf der Place Kleber unerträglich heiß und nicht mehr zum Aushalten“: So wie Johane Dumont, die im Aubette-Gebäude an der Place Kleber ihr Büro als Managerin des Einkaufszentrums „Les Boutiques de l‘Aubette“ hat, dürften viele Einheimische und Touristen unter den aufgeheizten Plätzen und Straßen gelitten haben. Wie in anderen Großstädten heizen sich in Straßburg auch durch den Klimawandel bei sehr heißen Temperaturen Gebäude, Straßen und Plätze deutlich stärker auf als auf dem Land. Und abends strahlen sie die Wärme wieder ab.

In Straßburg führten die zwei Hitzewellen im Juni dazu, dass am Nachmittag kaum noch jemand in der Innenstadt unterwegs war. Lediglich einige hartnäckigen Touristen bevölkerten etwa die Place de Château am Fuß des Münsters, wo kein Baum Schatten bot. Der Platz war 2011 neu gestaltet worden, die meisten großen Bäume trotz Protesten gefällt. Stattdessen wurden auf der gesamten Fläche zwischen Münster und Château de Rohan Platten verlegt, die sich bei starker Sommerhitze extrem aufheizen.

Das gleiche passierte auf der Place St. Thomas im Gerberviertel, die ebenfalls ihre großen Bäume verlor. Jüngstes Beispiel für eine Stadtplanung, die große Teile der Flächen versiegelt, viel auf Beton und Stein setzt und die Einrichtung von schattigen Plätzen und Luftschneisen vergisst, ist der Quai des Bateliers an der Ill am südlichen Rand der Altstadtinsel. Auch hier, wo die Straße entlang der Ill zur Fußgängerzone umgestaltet und mit Platten gepflastert wurde, war es an den Hochsommertagen besonders heiß.

Bei der Stadt Straßburg scheint aber inzwischen ein Umdenken einzusetzen. Man will gegen die Wärme-Inseln vorgehen und für mehr Grün und Blau in der Stadt zu sorgen: also mehr Bepflanzungen und Wasserflächen. Christel Kohler, als städtische Beigeordnete zuständig für den Klimaplan und Grünflächen, möchte jährlich 1000 zusätzliche Bäume auf öffentlichen Flächen pflanzen. Das würde jedes Jahr 1,5 Millionen Euro Mehrkosten bedeuten. Für 2020 will die Beigeordnete erreichen, dass der Stadtrat im Haushalt 500000 Euro zusätzlich für die Pflanzung von 500 weiteren Bäumen bereitstellt.

Kohler weist darauf hin, dass es an Hitzetagen in Straßburg deutliche Temperaturunterschiede etwa zwischen den Parkanlagen Citadelle und Orangerie und den versiegelten Plätzen in der Innenstadt gibt. Sie bezieht sich auf eine Untersuchung der Agentur für Städtebau und Stadtplanung des Ballungsraums (Adeus) vom Juni 2015, die Infrarot-Satellitenaufnahmen der US-Raumfahrtbehörde auswertete.

Am 14. Juni 2013 beispielsweise zeigte das Satellitenbild für Straßburg Orte, an denen in einem Kilometer Abstand bis zu zehn Grad Temperaturunterschied herrschte. Am stärksten hatte sich der Rheinhafen und der Güterbahnhof (40 und 38 Grad) aufgeheizt, während es in der Orangerie und im Parc de la Citadelle nur 25 Grad warm war. Ein Park, so die Schlussfolgerung, kann die Umgebungstemperatur zwischen 2,5 und vier Grad abkühlen. Die Wirkung sei in einem Umkreis bis zu 100 Metern spürbar. Kommt zum Park ein Wasserlauf dazu, kann die Abkühlung bis zu sechs Grad ausmachen. Im Regionalradio France Bleu Alsace kritisierte Christel Kohler die Städtebaupolitik der vorigen Stadtregierung, die dem Beton den Vorzug vor den Pflanzen gegeben habe. Sie möchte „hohle Zähne“ in Gärten umwandeln: „Wir müssen Frische-Inseln so nah wie möglich an den Wohnungen behalten.“

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