Zuschlag für Zerfer Wald und Teufelskopf

Kell am See · Auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde (VG) Kell bleiben nur noch zwei Flächen übrig, auf denen sich in Zukunft Windräder drehen sollen. Der VG-Rat hat mit deutlicher Mehrheit beschlossen, dass der Zerfer Wald und der Teufelskopf bei Waldweiler mit 14 geplanten Anlagen als künftige Standorte für Windkraft ausgewiesen werden. Die CDU musste mit diesem Beschluss nach eigener Aussage eine „dicke Kröte schlucken“.

Im Deutschen Bundestag haben am Freitag viele CDU-Politiker für weitere Griechenland-Hilfen gestimmt, obwohl ihnen das schwer gefallen ist. In einer vergleichbaren Situation waren am Abend vorher auch einige Mitglieder der CDU-Fraktion im Keller VG-Rat. Sie akzeptierten mit ihrem Votum den im Vorfeld ausgearbeiteten Kompromissvorschlag, mit dem die seit langem umstrittene Frage nach den künftigen Standorten für Windräder in der VG nun beantwortet wurde. Nur noch der Zerfer Wald (zehn geplante Anlagen) und der Teufelskopf bei Waldweiler (vier Räder) bleiben von ursprünglich fünf ins Auge gefassten Gebieten für mögliche Windparks übrig.

Das hat der Rat bei fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme (Bernd Hermesdorf, FWG) entschieden und den Entwurf für den VG-Flächennutzungsplan in Sachen Windkraft verabschiedet. Der Keller Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU ) stellte dem Gremium den Vorschlag vor. Dabei durften später weder er noch die SPD-Ortsbürgermeister Manfred Rauber (Waldweiler ) und Dieter Engelhardt (Zerf ) sowie VG-Chef Martin Alten (CDU ) wegen Befangenheit mit abstimmen. "Um den Durchbruch zu schaffen, konzentrieren wir uns auf die Windgeschwindigkeit und verzichten auf alle anderen weichen Kriterien", sagte Lehnen.

Nur im Zerfer Wald und am Teufelskopf liegt der Schwellenwert bei Windmessungen über 6,7 Meter pro Sekunde. Deshalb sind die beiden Standorte auf dem Höhenzug des Schwarzwälder Hochwalds, der zugleich Grenzkamm zum Saarland ist, die ertragreichsten im VG-Gebiet. "Unumstößliches Argument muss für uns sein, nur Flächen für Windkraft vorzusehen, auf denen der Betrieb rentabel ist. Ansonsten wollen wird das Landschaftsbild möglichst schonen", betonte Lehnen. Ihm sei bewusst, dass der Vorschlag vor allem seinen Parteifreunden einiges "abverlange".

Denn die CDU hatte bisher gerade die Standorte Zerfer Wald und Teufelskopf unter anderem wegen ihrer Lage in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück abgelehnt. Nach dem aktuellen Beschluss des VG-Rats sind nun aber weder die Naturpark-Kernzone noch Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiete oder Wasserschutzzonen ein Tabu-Kriterium für den Bau von Windrädern. Die CDU-Fraktion hatte in der Sitzung noch vergeblich versucht, zumindest der Errichtung von Rädern in der Wasserschutzzone einen Riegel vorzuschieben. Das hätte teilweise die geplanten Räder am Teufelskopf betroffen. "Wir haben schon einige dicke Kröten geschluckt. Diese wollen wir nicht auch noch schlucken", sagte Fraktionssprecher Klaus Marx. In diesem Punkt überstimmten SPD und FWG aber die CDU . Festzuhalten bleibt nach dem Beschluss des VG-Rats jedoch eins: Die Errichtung von Windrädern auf dem Teufelskopf und am Zerfer Wald steht damit noch nicht ohne jeden Zweifel fest. Im weiteren Verfahren prüfen nun die übergeordneten Behörden, ob der von Kell vorgelegte Entwurf des Flächennutzungsplans auch genehmigungsfähig ist. Reinhold Hierlmeier vom beauftragten Büro BGH Plan wies das Gremium ausdrücklich darauf hin, dass es zum Beispiel Einwände geben könnte, weil die VG Kell die Errichtung von Rädern in FFH-Gebieten zulassen will. Manfred Rauber (SPD , Waldweiler ): "Ich sehe mich nicht als Sieger. Mir ist aber ein Stein vom Herzen gefallen und ich bin froh, dass die Vernunft gesiegt hat. Wir konzentrieren uns mit diesem Kompromiss auf die ertragreichsten Standorte in der VG."

Sascha Kohlmann, Pateivorsitzender der CDU in der VG Kell : "Wir mussten einen Spagat machen, der uns sehr schmerzt. Das war aber notwendig, weil wir sonst überhaupt keinen Flächennutzungsplan hinbekommen. In diesem Fall droht uns aber, dass unsere VG mit Windrädern verspargelt wird."

Dieter Engelhardt (SPD Zerf ): "Für uns geht ein langer Kampf erfolgreich zu Ende. Deshalb geht es mir jetzt besser. Unsere Hausaufgaben haben wir gemacht. Jetzt müssen wir schauen, was das weitere Verfahren bringt."

Martin Alten (VG-Bürgermeister Kell , CDU ): "Für meine Parteifreunde war es eine schwere Entscheidung. Es ist aber gut, dass wir einen politischen Konsens gefunden haben. Es steht uns aber noch viel Arbeit im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bevor."

Bernd Hermesdorf (FWG Lampaden): "Es gibt auch Leute, die klar für Windkraft sind. Wir haben eher einen Flächenverhinderungsplan aufgestellt und uns mit der Festlegung auf Standorte mit besonders hoher Windgeschwindigkeit zu sehr eingeschränkt."

Meinung:

Wildwuchs verhindert

Von SZ-MitarbeiterAxel Munsteiner

Auf dem Höhenzug des Schwarzwälder Hochwalds wird es in Zukunft vermutlich eine Phalanx von Windrädern geben. Das sind Aussichten, die sicher nicht jedem Bürger schmecken und zu Kritik am Beschluss des VG-Rats führen werden. Es muss aber klar gesagt werden: Das Ja zu maximal 14 Rädern an der Grenze zum Saarland ist der politische Preis für eine Einigung, die bis vor kurzem fast unmöglich erschien. Mit viel Hinterzimmer-Diplomatie ist ein Kompromiss zustande gekommen, der in dreifacher Hinsicht positiv zu bewerten ist: Erstens: Das jahrelange Herumgeeiere ist endlich vorbei. Die Leute wissen nun endlich, wo Windräder aufgestellt werden sollen. Zweitens: Mit der Festlegung auf zwei Standorte hat die VG Kell ihre klare Absicht bekundet, ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Drittens: Es bleibt trotzdem bei einer begrenzten Zahl an Anlagen, die sich am südlichen Rand der VG konzentrieren, so dass es keinen flächendeckenden Wildwuchs von Rädern gibt.

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