Wohin mit den Windrädern?

Kell am See · Wo rotieren künftig Windräder in der Verbandsgemeinde Kell am See – in direkter Nachbarschaft zum Grünen Kreis? Diese Frage soll der Rat in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag beantworten. Welche Ratsmitglieder bei der Abstimmung mitmachen dürfen, ist inzwischen geklärt. Ungewiss bleibt aber, ob das Gremium einen Kompromissvorschlag im Dauerstreit über die künftigen Standorte akzeptiert.

Die Erwartungshaltung ist selbst bei den politischen Akteuren in der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See sehr hoch: "Für mich ist es die entscheidende Sitzung, ob wir beim Thema Windkraft weiterkommen oder weiter stehen bleiben", sagt FWG-Sprecher Erwin Rommelfanger im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Keller VG-Rat kommt am heutigen Donnerstag, 26. Februar, 18 Uhr, in der Siebenbornhalle Mandern zusammen, um die künftigen Standorte für Räder festzulegen. Es geht also um nicht mehr und nicht weniger als um eine Lösung für die seit langem größte Streitfrage in der VG. Nach dem Verlauf des bisherigen Verfahrens sind fünf Flächen im Rennen - und zwar das Keller Gebrüch, Kell /B 407, Manderner Rodung, Teufelskopf Waldweiler und Zerfer Wald. Es kamen im Herbst 2014 aber neue Anträge aus Baldringen, Hentern und Greimerath dazu. Vor drei Monaten musste der damals schon vorgesehene Beschluss des VG-Rats jedoch vertagt werden. Der Grund: Es gab Uneinigkeit, welche Ratsmitglieder bei der Abstimmung über die künftigen Standorte mitmachen dürfen, und wer von ihnen möglicherweise befangen ist. Zumindest in diesem Punkt gibt es im Vorfeld der Sitzung in Mandern nun juristische Klarheit (siehe Hintergrund).

Doch gelingt in der Sitzung am heutigen Donnerstag auch eine Einigung über die künftigen Windkraftstandorte? VG-Bürgermeister Martin Alten (CDU ) äußerte sich vorsichtig optimistisch. "Eine Lösung scheint möglich."

Tags zuvor war in einer kleinen Runde - unter anderem mit den Beigeordneten und den VG-Fraktionssprechern - ein Kompromissvorschlag ausgelotet worden. Wie dieser aussieht, gab Alten aber nicht preis. "Ich will nicht der Sitzung vorgreifen. Außerdem beraten die Fraktionen noch über den Vorschlag." SPD-Sprecher Manfred Rauber sagte am Dienstag, dass er mit dem Kompromissvorschlag "gut leben" könne. Eine Aussage, die der Waldweilerer Ortschef sicher nicht so tätigen würde, wenn darin der Standort Teufelskopf wegfallen würde. Laut Rauber hat sich die SPD-Fraktion am Montagabend getroffen und darauf verständigt, dass sie den Lösungsansatz nur dann akzeptiert, "wenn es dabei auch bleibt und nicht noch nachträglich versucht wird, einzelne Punkte zu ändern".

Etwas mehr aus der Deckung ging gestern Klaus Marx. Der CDU-Fraktionschef sagte auf Anfrage, dass die Windhöffigkeit das entscheidende Kriterium beim am Sonntag ausgehandelten Kompromissvorschlag gewesen sei. Denn nur diese Standorte würden ausreichenden wirtschaftlichen Ertrag garantieren, wenn die Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR), also die kommunale Energiefirma der VG Kell , dort als Betreiber einsteigt.

Würden nur Standorte mit gemessenen Schwellenwerten von über 6,7 Metern Wind pro Sekunde berücksichtigt, blieben lediglich Teufelskopf und Zerfer Wald als Standorte übrig.

Die CDU-Fraktion hatte ebenfalls am Montagabend über den Vorschlag laut Marx "ausgiebig diskutiert". Man sei aber ohne Ergebnis auseinandergegangen. Das hängt damit zusammen, dass es in der CDU mehrere Ratsmitglieder aus Schillingen, Kell und Mandern gibt. Diese Gemeinden haben sich aber gegen Windräder in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück ausgesprochen. Genau dort würden die Räder am Teufelskopf und im Zerfer Wald errichtet. "Diese Fraktionskollegen haben deshalb gesagt, dass sie sich nicht in der Lage sehen, sich über die Entscheidungen in ihren Ortsgemeinderäten hinwegzusetzen", sagte Marx. Es erscheint also zumindest bei der CDU mehr als ungewiss, ob diese Fraktion am Donnerstag im VG-Rat den Kompromissvorschlag mittragen wird.

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HintergrundNach Auskunft von Verbandsgemeinde-Bürgermeister Martin Alten (CDU ) darf er selbst bei der Sitzung des VG-Rats nicht über die Windkraft-Standorte mitabstimmen. Denn sein Vater gehört der Manderner Gehöferschaft an, die Eigentümer des potenziellen Standorts Manderner Rodung ist. Auch CDU-Mann Markus Lehnen ist von der Entscheidung ausgeschlossen. Der Keller Ortschef ist stellvertretender Vorsitzender der Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR). Die kommunale Energiefirma will Windräder in eigener Regie betreiben und hat dafür unter anderem die Fläche B 407/Kell ins Auge gefasst. Kein Abstimmungsrecht haben am Donnertag auch die SPD-Ratsmitglieder Manfred Rauber und Dieter Engelhardt. Sie sind zugleich Ortsbürgermeister von Waldweiler beziehungsweise Zerf und haben jeweils bereits für Flächen auf ihrem Gebiet (Teufelskopf beziehungsweise Zerfer Wald) Vorverträge mit Investoren abgeschlossen. ax

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