Was ändert sich im Bistum Trier?

Trier · Im saarländischen Teil des Bistums soll es zehn Großpfarreien geben. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zur Strukturreform.

Das Bistum Trier hat einen Entwurf vorgestellt, wonach aus den 887 Pfarreien, die in 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengeschlossen sind, nur noch 35 "Pfarreien der Zukunft" werden sollen. Im Saarland soll es noch zehn Pfarreien geben. Wie sehen künftig die Gemeinden aus?

Warum gibt es die Neugliederung?

Bischof Stephan Ackermann hat vor dreieinhalb Jahren eine Synode beauftragt, ihn zu beraten, wie die Kirche im dritten Jahrtausend aussehen soll. Im Mai 2016 hatten die Synodalen unter anderem rund 60 "Pfarreien der Zukunft" gefordert. Hintergrund: Die Lebensbezüge der Menschen haben sich geändert und die klassischen Angebote einer Pfarrei entsprechen nicht mehr ihren Bedürfnissen. Daher gebe es auch die Erwartung, dass sich die Kirche verändert. Mit der Reform stellt sich das Bistum angesichts des Priestermangels und sinkender Mitgliederzahlen neu auf. Diese machen es nicht möglich, alle Angebote an jedem Ort aufrechtzuerhalten.

Was ändert sich?

Aus 887 Pfarreien, die in 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengeschlossen sind, sollen 35 "Pfarreien der Zukunft" entstehen, davon zehn im Saarland. Diese neuen Pfarreien sollen aber nicht die gleiche Arbeit wie die bisherigen Pfarreien erledigen. Es geht dem Bistum nicht um eine Zentralisierung und bloße Vergrößerung der Räume, sondern um grundlegende Veränderungen. In jeder Großpfarrei soll es einen "Pfarrort" geben, an dem die Verwaltung gebündelt ist und immer jemand erreichbar ist, der Kontakt zu einem Seelsorger vermittelt. Dort können auch Urkunden und Bescheinigungen ausgestellt werden. Die Pfarrei der Zukunft soll von einem Team aus mindestens drei hauptamtlichen Personen, darunter ein Priester, geleitet werden. Das Team soll die übrigen Priester der Großpfarrei von der Verwaltung entlasten, sodass diesen mehr Zeit für die Seelsorge bleibt. Zudem sollen in der Pfarrei der Zukunft Netzwerke aus Themenzentren, Gemeinschaften und anderen "Knotenpunkten" entstehen. Zum Beispiel Orte, an denen es Gottesdienste gibt, andere, an denen die Jugendarbeit stark ist. Doch mit den neuen Strukturen solle nicht die Nähe zu den Gläubigen verloren gehen. "Wo vor Ort etwas funktioniert, wollen wir das nicht abschneiden, sondern die bewährte Praxis weiterentwickeln", sagt Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg.

Gibt es künftig nur noch 35 Kirchen, in denen Messen stattfinden?

Nein. Zwar wird es 35 leitende Priester in den Pfarrorten geben, doch die übrigen Priester halten weiter Messen in den Gemeinden der Großpfarrei.

Wann steht fest, wo es welche Angebote geben wird?

Der Entwurf für die Pfarrei der Zukunft soll bis Herbst in einer "Resonanzphase" diskutiert werden. Bis 10. April ist ein Resonanz-Telefon eingerichtet unter Tel. (06 51) 71 05 777, das von 9 bis 17 Uhr besetzt ist. Unter www.herausgerufen.bistum-trier.de gibt es einen Rückmeldebogen, den Interessierte ausfüllen können. Bischof Ackermann kommt am 9. Juni nach Dillingen und am 16. Juni nach Saarbrücken, um Fragen zu beantworten. Ende 2017 wird er die Strukturreform in Kraft setzen. Anschließend folge eine "Erkundungsphase", in der überlegt wird, wo es welche Angebote geben wird. Anfang 2020 sollen die neuen Pfarreien eingerichtet werden.

Steht die Zahl 35 und ihr Zuschnitt endgültig fest?

Im Grunde ja. Doch sollten Gläubige in der "Resonanzphase" überzeugende Argumente vorbringen, warum es weitere Großpfarreien geben soll, ließe sich die Zahl erweitern. Das gilt auch für die Aufteilung der Orte in die neuen Großpfarreien. Doch fest steht: Es soll keine Bundesländer übergreifenden Großpfarreien geben.

Was passiert mit kirchlichen Gremien wie dem Pfarrgemeinderat?

In jeder Pfarrei der Zukunft soll es einen Pfarreienrat geben. Dies bedeute aber nicht, dass sich nicht in den Gemeinden vor Ort verantwortliche Gemeindeteams bilden dürfen, die sich auf Eigeninitiative für das kirchliche Leben im Ort einsetzen. Die Gemeindeteams sollen vom Leitungsteam professionell unterstützt werden. Zu den Befürchtungen, dass es zu einem Stellenabbau komme, sagte der Generalvikar: "Wir werden nicht weniger Arbeit haben, wir werden anders arbeiten. Wir werden flexibler werden müssen, auch die Hauptamtlichen."

Was passiert mit den 32 Dekanaten, davon zehn im Saarland?

Darüber wird noch diskutiert. Klar ist aber, dass es Veränderungen geben wird, entspricht die Zahl der Dekanate doch fast der der Pfarreien der Zukunft.

Was passiert mit dem Vermögen der einzelnen Pfarreien?

Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Experten wollen bis Herbst kirchenrechtlich tragfähige Lösungen der Vermögensfragen entwickeln. "Die Zielperspektive heißt: Eine Pfarrei der Zukunft, eine Kirchengemeinde", sagt von Plettenberg. Dies geschehe nicht sofort, sondern nach einer eigenen Resonanzphase. Bevor eine Entscheidung falle, werde man die Meinung der Gremien vor Ort als auch das Votum der diözesanen Räte einholen. Doch könnten auch in Zukunft lokale Verantwortungsstrukturen erhalten bleiben.

Welche Kommune künftig in welcher Großpfarrei liegt, zeigen Grafiken unter www.bistum-trier.de/heraus-gerufen/raumgliederung-pfarreien-der-zukunft/im-saarland

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