Verkehrskonzept stößt sauer auf

Birkenfeld · Ein Kritikpunkt an dem Nahverkehrskonzept ist die fehlende innere Erschließung des Gebietes mit Bussen. Die Zeit drängt, denn das Wegekonzept des Nationalparks hängt vom ÖPNV-Konzept ab.

 Für immer mehr Wanderer ein Erlebnis: der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Foto: Archiv/B&K

Für immer mehr Wanderer ein Erlebnis: der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Foto: Archiv/B&K

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Zufriedenheit sieht anders aus. Die Reaktionen auf die Mobilitätsstudie zum Nationalpark (NLP) Hunsrück-Hochwald, die auch ein Nahverkehrskonzept enthält, reichen von Unverständnis bis Enttäuschung. Das Konzept stellte Rolf Alexander vom Dortmunder Büro "Planersocietät" am Montagabend im Rahmen der Nationalpark-Akademie im Kommunikationscenter am Umwelt-Campus Birkenfeld vor. Verärgert zeigten sich zahlreiche Bürger , die im Vorfeld in Workshops an der ÖPNV-Planung mitgearbeitet hatten und nun feststellen mussten, dass Anregungen aus der Region nicht eingeflossen sind.

Erhard Pitzius etwa, der Sprecher der Gruppe, die die Hochwald- und Hunsrück-Querbahn wieder in Betrieb nehmen möchte, befürchtet, dass, "wenn diese Planung umgesetzt wird, es ein reiner Automobil-Nationalpark wird". Zum Thema Bahnreaktivierung heißt es in der Studie: "Derzeit gibt es nur ein überschaubares Nachfragepotenzial."

Vermisst wurde von vielen Anwesenden vor allem die innere Erschließung des Schutzgebiets, etwa die Busanbindung der beiden Gemeinden im Nationalpark, Börfink und Muhl. Oder das Traunbachtal, das "Kernstück von Nationalpark und Traumschleifenland", wie Naturführer Gerhard Hänsel aus Brücken betonte. Die L 165 führe ins Zentrum des Nationalparks , und sie sei auch breit genug für Busse - warum also werde sie ausgeklammert? Manfred Müller aus Schwollen schlug mit ähnlichen Argumenten eine Verbindung über die L 175 ausgehend vom Hambachtal nach Idar-Oberstein vor. Auch eine direkte Nord-Süd-Verbindung etwa vom Hunsrückhaus über den Ferienpark Hambachtal nach Birkenfeld fehle. "Es geht immer nur außenrum", bemängelte Gastronomin Petra Pallotz aus Börfink. Eine andere Teilnehmerin kritisierte die Konzentration von Anbindungen in Idar-Oberstein, "weit weg vom Nationalpark". Birkenfelds Bürgermeister Bernhard Alscher sagte: "Ich bin sehr enttäuscht von dieser Studie. Regionalentwicklung ist darin nicht im Ansatz zu erkennen. Wir haben 31 Kommunen, die Ja gesagt haben zum Nationalpark, und die werden jetzt fast alle enttäuscht." Die Verbandsgemeinde hatte sich eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots erhofft und eine direkte Busverbindung von der Kreisstadt zur Nachbarkommune Hermeskeil.

Enttäuschung für Kommunen

"Wir haben nicht auf ein Nationalparktor bestanden und werden dafür nun bestraft", sagte Alscher zu den Ausführungen Alexanders, wonach bei der von seinem Büro und dem Land favorisierten "Vorzugsvariante" in erster Linie die Nationalparktore und die vier Ferienparks in der Region bedient werden sollen. Auch der Neuhüttener Beigeordnete Hermann Bier vermisst die von vielen Bürgern erhoffte Verbindung Birkenfeld - Hermeskeil im ÖPNV-Konzept und fragte: "Wo bleiben die Einheimischen?" Auch Landrat Matthias Schneider unterstrich, dass das ÖPNV-Konzept auch den Bürgern vor Ort zugutekommen müsse. Alscher bezweifelte ebenso wie Helmut Schott ("Das Konzept ist bizarr"), "dass auch nur ein Holländer mit dem Zug anreisen wird und dann im Hambachtal sitzt und auf den Bus wartet". Rolf Alexander entgegnete: "Wir werden keinem verbieten, mit dem Auto anzureisen. Es geht aber auch darum, wie die Touristen im Nationalpark unterwegs sein können." Da wolle man weg vom "MIV", dem motorisierten Individualverkehr.

Der Leiter des Nationalparkamts, Harald Egidi, musste den Planer immer wieder in Schutz nehmen. Auf Fragen, wie das Ganze finanziert werden soll, könne Alexander keine Antworten gebe. Er nehme aber alle Anregungen und Kritikpunkte mit in die weiteren Verhandlungen. Am Ende müsse die Kommunale Nationalparkversammlung entscheiden. Egidi verdeutlichte, dass die Zeit ein wenig drängt: Ohne das ÖPNV-Konzept kann zum Beispiel am Wegekonzept für den Nationalpark nicht weitergearbeitet werden: "Dafür müssen wir wissen, wie die Busse fahren und wo die Haltestellen sind."

Alexander hatte zuvor deutlich gemacht, wie man auf die "Vorzugsvariante" gekommen ist: Danach wurde so kombiniert, dass möglichst viele Ausflugsziele und Traumschleifen an die Ferienparks und Verkehrsknotenpunkte anschließen. Zudem ermögliche sie die Direktverbindung Idar-Oberstein - Thalfang. Ausschlaggebend sei aber die Kostenersparnis gewesen, da Teile der Vorzugsvariante über das kommende ÖPNV-Konzept Rheinland-Pfalz Nord finanziert werden könnten. Die Planer gehen von einem Kostenvolumen für die beiden Nationalparklinien zwischen 0,5 und 0,9 Millionen Euro im Jahr aus. Andere Varianten seien nicht unter 1,4 Millionen zu haben.

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