Verkauf des Nürburgrings verzögert sich

Nürburg · Der Düsseldorfer Automobilzulieferer Capricorn muss 77 Millionen Euro für den Nürburgring zahlen. Doch der Verkauf verzögert sich, weil die EU noch prüft, ob der vorangegangene Bieterprozess nach ihren Regeln verlief.

Wegen einer ausstehenden Entscheidung der EU-Kommission kommt es im Verkaufsprozess des insolventen Nürburgrings zu Verzögerungen. Der Käufer der weltbekannten Rennstrecke in der Eifel, der Automobilzulieferer Capricorn, überwies die eigentlich Ende Juli fällig gewesene zweite Rate über fünf Millionen Euro noch nicht auf das dafür vorgesehene Treuhandkonto, wie Nürburgring-Sachwalter Jens Lieser gestern in Koblenz sagte und damit einen Bericht der "Rhein-Zeitung" bestätigte. Allerdings warte er zur Zeit auch nicht auf das Geld, weil beide Parteien die Kaufverträge entsprechend geändert hätten.

Capricorn hatte im März den Zuschlag für das Nürburgring-Areal bekommen, das derzeit fast zu 100 Prozent im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz ist. Der Düsseldorfer Mittelständler soll demnach 77 Millionen Euro für die Rennstrecke bezahlen und sie ab dem kommenden Jahr übernehmen. Allerdings steht zuvor noch eine Entscheidung der EU-Kommission aus, die entscheiden muss, ob der Bieterprozess nach den Regeln der EU verlief. Sollte das nicht der Fall sein, könnte der Ring-Käufer für mögliche zu viel gezahlte öffentliche Subventionen zur Kasse gebeten werden. Für Capricorn gibt es für einen solchen Fall eine Ausstiegsklausel aus dem Kauf-Vertrag. Weil die Entscheidung aus Brüssel noch immer ausstehe, hätten beide Seiten "den Vertrag an diese neuen Gegebenheiten angepasst", sagte Lieser . "Wir haben die Fälligkeit für die Rate 'rausgeschoben, weil wir Verständnis hatten, dass es jetzt unsinnig ist, dass fünf Millionen Euro auf das Treuhandkonto gezahlt werden, mit dem dort weder der Käufer noch der Verkäufer etwas anfangen können." Grund zur Panik sei diese Verzögerung nicht: Dass Verträge geändert würden, "ist ein total normaler Vorgang, der in meiner beruflichen Praxis an der Tagesordnung ist", betonte Lieser . Er rechne nun für Herbst mit einer Entscheidung der EU-Kommission. Sollte sich deren Entscheidung allerdings weiter bis ins kommende Jahr verschieben, werde Capricorn zum 1. Januar zunächst als Pächter am Nürburgring aktiv werden.

Die Nürburgring-Gesellschaft hatte 2012 Insolvenz angemeldet. Das Land Rheinland-Pfalz hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 330 Millionen Euro in das Areal an der Rennstrecke investiert. Mittlerweile haben sich die Verbindlichkeiten der GmbH beim Land auf über eine halbe Milliarde Euro angehäuft.

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