Diskussion über Umgang mit Cannabis Ungesühnt Gras rauchen

Trier/Luxemburg · Nach der Freigabe von Cannabis in Luxemburg wird auch hierzulande über einen liberaleren Umgang mit der Droge gesprochen. Suchtberater sprechen sich für strengen Jugendschutz und intensivere Aufklärung aus.

 Ein Mann raucht eine selbst gedrehte Cannabis-Zigarette.

Ein Mann raucht eine selbst gedrehte Cannabis-Zigarette.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Kiffer schauen derzeit gebannt nach Luxemburg. Dort soll der Konsum von Cannabis bald legal werden. Wer sich Gras an einer offiziellen Verkaufsstelle besorgt und raucht, soll nicht mehr bestraft werden. Wer nun aber glaubt, dass fördere neben dem Tank-, Kaffee- und Zigarettentourismus bald auch einen regen Drogengrenzverkehr ins Ländchen, der irrt. Es ist geplant, dass nur luxemburgische Erwachsene Cannabis erhalten dürfen. Doch Befürworter einer Liberalisierung im Umgang mit der Droge gehen davon aus, dass diese Regelung gegen EU-Recht verstoßen könnte.

Gleichzeitig befürchten Kritiker, dass die Freigabe von Cannabis in Luxemburg zu einem Schwarzmarkt führen könnte, auf dem sich dann Nicht-Luxemburger die Droge besorgten.

Die Diskussion in Luxemburg zeige, dass auch hierzulande über den Umgang mit Cannabis neu diskutiert werden müsse, sagt Josef Fuchs. Er ist Drogenberater und Fachkraft für Suchtprävention beim Caritasverband Westeifel in Bitburg. Auf einer Klausurtagung im pfälzischen Dannenfels haben er und seine Kollegen aus den anderen rheinland-pfälzischen Suchtberatungsstellen sich für einen offenen Dialog hinsichtlich des Cannabiskonsums ausgesprochen. Dieser müsse den Jugendschutz ebenso berücksichtigen wie wissenschaftliche Erkenntnisse, was die Gefahren der Droge angehe. Die Auseinandersetzung mit dem Thema dürfe nicht von „Lobbyismus und Stammtischparolen“ geprägt sein, hieß es auf der Tagung. „Genauso wenig dürfen dabei die Risiken und Gefahren von Cannabis verharmlost oder vergessen werden.“

 Die Droge sei die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Rheinland-Pfalz, heißt es im Abschlussbericht zu der Tagung. Die Gesellschaft und die Politik müssten sich dieser Tatsache stellen und „verantwortungsvoll, aber auch realistisch damit umgehen“.

Dazu gehört in den Augen von Fuchs auch die Erkenntnis, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene Cannabisprodukte konsumierten. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sind die Gründe für den Drogenkonsum bei Jugendlichen vielfältig. Dieser könne mit dem Drang nach Grenzerfahrungen zusammenhängen, mit Selbstfindung oder der Abgrenzung von der Erwachsenenwelt. Der Cannabiskonsum könne dabei eine „vorübergehende Erscheinung“ sein.

Den Jugendlichen müsse verdeutlicht werden, dass Kiffen gesundheitsschädlich ist, sagt Fuchs. Doch dies müsse durch Aufklärung geschehen und nicht durch Strafe. Fuchs spricht sich dafür aus, dass Cannabiskonsum entkriminalisiert werden soll, dass Nutzer der Droge nicht mehr bestraft werden, wenn sie sie nur für sich verwenden und nicht damit dealen.

Auch die DHS ist für eine Freigabe von Cannabis. Weil die Droge illegal sei, sei sie nur auf einem unregulierten Schwarzmarkt verfügbar, den auch Kinder und Jugendliche nutzten. Dabei bliebe aber der Jugendschutz auf der Strecke, heißt es in einem Positionspapier der DHS. Bei einer Freigabe von Cannabis für Erwachsene könne durch den Jugendschutz geregelt werden, dass die Droge nicht an Minderjährige abgegeben werde, dass keine Werbung für sie gemacht werde und es verboten sei, sie in der Öffentlichkeit zu konsumieren. Dass eine solche Form des Jugendschutzes erfolgreich sein könne, zeigt sich laut DHS bei der legalen Droge Tabak. Durch ein strenges Jugendschutzgesetz, das den Verkauf an Minderjährige verbiete, und gleichzeitige massive Aufklärungsarbeit und ein Werbeverbot, seien die Raucherquoten unter Jugendlichen zurückgegangen. Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen das. Demnach waren 2017 86,3 Prozent der männlichen und 90,6 Prozent der weiblichen Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren Nichtraucher.

Sabrina Kunz, Landeschefin der Deutschen Polizeigewerkschaft, ist gegen eine Freigabe und Entkriminalisierung von Cannabis. Damit werde die Gesundheitsgefahr der Droge heruntergespielt und signalisiert, dass es völlig harmlos sei, diese zu konsumieren. „Cannabis muss weiter verboten bleiben“, sagt Kunz. Doch genau wie die Drogenberater ist sie dafür, die Prävention und Aufklärung zu verstärken.

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