Trierer Ermittler im Fall der verbrannten Schülerin in der Kritik

Trier · Der Verteidiger eines wegen Mordes an einer Trierer Schülerin angeklagten Mannes attackiert die Ermittler: Die Polizisten sollen den 24-Jährigen überrumpelt und zu einer Aussage verleitet haben. Chef-Staatsanwalt Peter Fritzen weist die Vorwürfe zurück.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage sorgt der Fall Laura-Marie in Trier für Schlagzeilen: Nachdem Anfang der Woche die Staatsanwaltschaft bekanntgegeben hat, dass sie Mordanklage gegen einen schon kurz nach der Tat festgenommenen Bekannten der 16-Jährigen erhoben hat, stehen jetzt die Trierer Ermittler selbst in der Kritik .

Thomas Julien, Trierer Rechtsanwalt und Verteidiger des Tatverdächtigen, erhebt schwere Vorwürfe gegen zwei Beamte der Mordkommission. Die Polizisten hätten "hinter dem Rücken" des Anwalts und "unter einem billigen Vorwand" versucht, mit dem in Untersuchungshaft sitzenden Mandanten ins Gespräch zu kommen. Dabei habe der 24-Jährige schon nach seiner Festnahme gesagt, dass er keine Aussagen machen wolle. "Ein faires Verfahren setzt zudem voraus, dass man mich als Verteidiger über einen beabsichtigen Besuch informiert", schimpft Julien.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Mann vor, die Schülerin getötet und ihre Leiche verbrannt zu haben, um eine versuchte Vergewaltigung zu vertuschen. Er war kurz nach der Tat festgenommen worden.

Rückendeckung bekommt der Verteidiger von dem Trierer Strafrechtler Hans-Heiner Kühne. Der emeritierte Universitätsprofessor spricht von einem womöglich rechtswidrigen Verhalten der Beamten. "Das könnte dazu führen, dass die dabei gewonnenen Erkenntnisse nicht verwertet werden dürfen", sagt Kühne. Nach Angaben des Verteidigers haben die zwei Kripobeamten im Gefängnis so lange auf seinen Mandanten eingeredet, bis er "unter diesem Druck" Angaben zu seinem Alkoholkonsum am Tattag gemacht habe. Diese Information sei dann in die Anklage eingeflossen. "So geht das nicht", sagt Julien.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen weist die Vorwürfe als unbegründet zurück. Der Beschuldigte sei stets auf seine Rechte hingewiesen worden; er, Fritzen, sehe kein rechtswidriges Verhalten.

Zu möglichen Konsequenzen wollte Rechtsanwalt Thomas Julien am Freitag zunächst keine Angaben machen. Wann der Prozess am Trierer Landgericht beginnt, ist noch offen.

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