Schelm mit Hundewelpenblick

Neunkirchen · Rüdiger Hoffmann gilt als Pionier der deutschen Stand-Up-Comedy: Er gastierte jetzt in Neunkirchen und gab den Schelm von nebenan. Nach einer ersten Halbzeit wie aus einem Guss reihte er in der zweiten Stückwerk aneinander.

. Er ist bekanntlich nicht der Schnellste, aber jetzt war er ja endlich da, der Rüdiger. Zwei Jahre Vorlauf brauchte es, einmal hatte er abgesagt, aber nun konnte der Pionier der deutschen Stand-Up-Comedy endlich in Neunkirchen - ja was eigentlich? Fruchtaufstrich und Kinderwunschzentren bewerben, von Pärchenurlauben in Dänemark und Wellnesstagen im Sauerland dringend abraten, in den intimsten Untiefen seines Lieblingspärchens Birte und Olaf herum tauchen und austesten, wie viele Furzwitze man in der Provinz verkraftet. Nun, es waren einige.

Los legte der Paderborner nach dem obligatorischen "Ja, hallooo erst mal" augenzwinkernd mit einer XXL-Schleimspur: Neunkirchen wäre ja schon immer sein Traum gewesen, was auch die Freunde in Australien bestätigen, die, falls es sie je nach Europa verschlage, Paris, London und diesen Fleck im Saarland ansteuern würden. Das ist so saublöd, dass es schon wieder gut war. Wie so vieles an diesem Abend.

Im verwaschenen Donald Duck T-Shirt, das für die weiblichen Fans netter Weise exakt so kurz ausfiel, dass beim Strecken und Trippeln und Hüpfen Hoffmanns Waschbrett zum Vorschein kam, gab der lange Kahle mit Bravour den Schelm von nebenan. Einem, dem man nie ernstlich böse sein kann, auch wenn er über Birtes Oberschenkelumfang oder die FDP ablästert. Wenn's ganz eng wird, holt Hoffmann seinen zuckersüß-trotteligen Hundewelpenblick raus - Relikte eines frühkindlichen Traumas. Wurde Rüdiger doch nur deshalb gezeugt, "weil unser Hund ein Geschwisterchen haben wollte".

"Das Programm gefällt mir sehr", erklärte Andrea Schlicker aus Birkenfeld , die ihre Tickets zum Geburtstag bekommen hatte. "Wobei wir am meisten über die anderen Zuschauer lachen", fügte ihre Freundin Nicole Groß aus Bildstock an. Was sie überraschte: "dass Rüdiger Hoffmann Klavier spielt und singt", und das richtig gut. Bestens unterhalten fühlten sich auch Luise und Karl-Heinz Köther.

Nach der Pause bezog Hoffmann thematisch endgültig unterhalb der Gürtellinie Stellung, was er mit blumigen Verbalverrenkungen "für die Kleinen und die ganz, ganz Alten" kaschierte. Wirkte die erste Halbzeit noch wie aus einem Guss, reihte der Comedian nun eher Stückwerk aneinander. Mal rockte er am Klavier gegen Burger und Cola ("Poppen ist erlaubt, aber gegessen wird zu Hause!"), mal sinnierte er deprimiert darüber, dass mit seiner Luschi-Crew nach der Show einfach nix anzufangen ist. Nach zwei Stunden stimmte Hoffmann den titelgebenden Ohrwurm an und animierte den Saal zum Mitsingen, derweil er mit Herzblut in die Tasten haute. Zugaben gab es reichlich, Beifall auch und wenn er mag, darf Rüdiger gern noch mal einen Mau-Mau-Abend zugunsten eines Gigs in Neunkirchen absagen.

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