Rheinland-pfälzische Polizei wird aufgerüstet gegen Terroristen

Mainz · Brüssel, Paris, Kopenhagen – im Herzen Europas haben islamistische Terroristen zuletzt Attentate verübt. Die Spezialeinheiten der Polizei in Rheinland-Pfalz bekommen als Reaktion auf die Bedrohung zusätzliche Waffen und Ausrüstung sowie eine neue Struktur.

Es ist eine Szene wie aus einem Action-Film oder einem Fernsehkrimi. "Zugriff, Zugriff", ruft ein Polizist in sein Funkgerät. Dann knallt es, sehr laut. Die beiden Donnerschläge der Blendgranaten lenken die zwei Männer ab, die an ihren Autos gerade noch mit Waffen hantiert haben. Schwerbewaffnete Spezialeinheiten der Polizei nutzen die Verwirrung, stürmen auf sie zu und überwältigen die beiden Waffenschieber.

Es handelt sich um einen Übungseinsatz, mit dem die Spezialkräfte gestern in Mainz einen eher seltenen Einblick in ihre Arbeit gewähren. Und dennoch wirkt die Szene erschreckend vertraut. Das liegt wohl zum Teil daran, dass derartige Polizeiaktionen nicht mehr nur in Filmen zu sehen sind, sondern auch in den Nachrichtensendungen. Etwa, als bei den Terroranschlägen in Paris Islamisten Anfang Januar 17 Menschen töteten.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD ) schaut sich den Übungseinsatz an. "Wir haben festgestellt, - rund um Paris - dass wir dort neue Gegner haben, die sehr brutal vorgehen, die kriegserfahren sind", sagt er. Er will daher an diesem Tag erklären, wie sich die Polizei künftig für den Kampf gegen diese Gegner wappnet. Die beiden Antworten: Ausrüstung und Organisation.

Für rund 1,6 Millionen Euro werden zusätzliche Gewehre , Schutzwesten und Helme angeschafft. Sie sollen es möglichen machen, im Ernstfall eine noch größere Zahl an Spezialeinheiten mit der passenden Ausrüstung in den Einsatz schicken zu können. Es gibt mehr Schutzwesten, die sich dank ihres geringeren Gewichts auch über mehrere Stunden tragen lassen und durchschlagskräftigere Waffen. Lewentz verweist erneut auf die Paris-Attentäter. "Sie hatten Schutzkleidung, die man mit der normalen Pistole eines Streifenpolizisten - um dieses Wort zu gebrauchen - nicht durchdringen kann."

Die zweite Antwort betrifft die Organisation der Spezialeinheiten. Die Spezialeinsatzkräfte (SEK) und die Mobilen Einsatzkräfte (MEK) werden Schritt für Schritt unter dem Dach der Bereitschaftspolizei zusammengeführt. Das MEK war bislang Teil des Landeskriminalamts und kümmert sich vor allem um die Beschattung von Schwerkriminellen. Das SEK war bereits bei der Bereitschaftspolizei angesiedelt und kommt meist zum Einsatz, wenn etwa bei Geiselnahmen eingegriffen werden muss.

Beide Einheiten sollen ihre jeweilige Expertise behalten, wo es geht aber zusammenarbeiten, zum Beispiel bei der Ausbildung. Es wird eine gemeinsame Führung geben. So soll es künftig unproblematischer sein, kurzfristig eine größere Zahl von Spezialeinsatzkräften auf die Beine zu stellen.

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