Auch Luxemburg hat mit Vogelart zu kämpfen Immer mehr Nilgänse machen Kommunen in der Großregion zu schaffen

Koblenz/Ludwigshafen/Echternach · Die Nilgans mit ihrem bräunlich-schwarzen Gefieder ist immer häufiger an Gewässern in unserer Großregion zu sehen. Sie ist hier eigentlich nicht heimisch - und bereitet manchen Kommunen inzwischen Probleme.

 Nilgänse stehen an einem Ufer eines Flusses.

Nilgänse stehen an einem Ufer eines Flusses.

Foto: dpa/Lennart Stock

Die aus Afrika stammende Nilgans breitet sich in Rheinland-Pfalz vor allem entlang des Rheins und der Mosel weiter aus. Das geht aus der Abschusszahlen der Jäger hervor: Mit 2195 erlegten Nilgänsen im Jagdjahr 2019/2020 (bis Ende März) seien so viele wie nie zuvor geschossen worden, teilte der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz der Deutschen Presse-Agentur mit. „Nilgänse zu bejagen ist wichtig“, sagte Verbandssprecher Günther Dieter Klein.

Die nicht-heimischen Nilgänse könnten mit ihrem aggressiven Brutverhalten heimische Arten verdrängen. Zudem verursachten sie Schäden in der Landwirtschaft und Probleme auf öffentlichen Plätzen an Gewässern. Vergrämungsmaßnahmen seien weniger effektiv, sie verlagerten das Problem nur auf andere Flächen. Die Nilgans darf seit 2013 jedes Jahr vom 1. November bis 15. Januar gejagt werden.

Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) ist dagegen bislang nicht erwiesen, dass die Nilgans ökologische Schäden verursacht. Daher sei nicht gerechtfertigt, den Bestand zu reduzieren. Eine Bejagung der Nilgans lasse sich lediglich mit dem Verzehr als Wildfleisch begründen, eine Bejagung zur Bestandsreduktion sei abzulehnen, teilte der Nabu mit. Die derzeit in neun Bundesländern gültigen Jagdzeiten für die Nilgans seien „entschieden zu lang“.

So oder so: Kommunen in Rheinland-Pfalz müssen mit den Wasservögeln klarkommen. Auch in Ludwigshafen seien die Nilgänse als invasive Art inzwischen angekommen: Sie kämen „in weiten Teilen des Stadtgebiets vor“, sagte seine Sprecherin. „Mit der wachsenden Verbreitung und Population nehmen auch die Berührungspunkte mit der Bevölkerung zu.“ Die Population wachse - zahlenmäßig werde das aber nicht erfasst. Im Jagdjahr 2019/2020 seien dort 53 Nilgänse geschossen worden.

Neben Fraßschäden in der Landwirtschaft seien auch Verkotungen von Gemüsekulturen ein Problem, sagte die Sprecherin weiter. An Badegewässern verursache Kot hygienische Beeinträchtigungen und müsse aufwendig entfernt werden. Allerdings verursachten Grau- und Kanadagänse, die ebenfalls in der Stadt verbreitet seien, die gleichen Schadbilder, so dass eine bezifferbare Zuordnung zu den Nilgänsen nicht möglich sei.

Die Stadt Koblenz sieht in den Nilgänsen kein „wachsendes Problem“: Das Federvieh lasse sich aber mittlerweile nicht nur im Freibad nieder, sondern auch auf Sportanlagen beispielsweise im Stadion Oberwerth und auf den Rasenplätzen Metternich und Neuendorf, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Im Freibad Oberwerth erfolge unter der Woche einmal täglich stichprobenartig eine grobe Zählung: Dort seien in den verganenen Monaten 20 bis maximal 50 Gänse gezählt worden.

Da das Freibad derzeit nicht geöffnet und kein Wasser in den Becken sei, würden derzeit nur die Liegewiesen mit Kot beschmutzt. Um das Federvieh abzuhalten, habe man in dem Freibad, das direkt am Rhein liegt, die Uferböschung wachsen lassen. „Diese Maßnahme kann man durchaus als erfolgreich werten“, sagte der Sprecher.

Endgültig könne man das aber erst bewerten, wenn das Bad ab Mai 2021 wieder in Betrieb sei. Auch in Ludwigshafen hätten sich an Badegewässern Zäune im Strandbereich als geeignet erwiesen, die Gänse von den Liegewiesen fernzuhalten, sagte die Sprecherin.

Auch im an Rheinland-Pfalz grenzenden Luxemburg hat man mit der Vogelart zu kämpfen. In Echternach sprach Stadt-Schöffe Ben Scheuer von einer regelrechten „Nilgänseplage“. Er schätzte, dass es bis zu 200 Nilgänse am dortigen See gibt. Das größte Problem sei der Kot. Es gebe Stellen, da sei er „zentimeterhoch“. Die Gemeinde sei dauernd dabei, „die ekligen, glitschigen Fäkalien wegzuräumen und für kurze Zeit annehmbare hygienische Verhältnisse zu schaffen“.

Die Tiere hätten einheimische Entenarten und andere Wasservögel vertrieben. Das luxemburgische Umweltministerium habe unterdessen mitgeteilt, dass die Eier der Nilgänse sterilisiert und somit der Nachwuchs vernichtet werden könnte. „Das genügt meiner Meinung aber nicht, um Herr der Lage zu werden“, sagte Scheuer. Die Jagd auf Nilgänse ist in Luxemburg nicht erlaubt.

„Wir fühlen uns alleine gelassen“, sagt Scheuer. „Es kommen immer mehr invasive Arten, da muss die Politik auch mal Klartext reden, wie man damit umgeht“, sagte er. Von der Mosel im Kreis Trier-Saarburg dagegen sind keine Probleme mit Nilgänse bekannt. „In den vergangenen vier Jahren wurde an uns noch keine Thematik oder Problematik im Zusammenhang mit Nilgänsen herangetragen“, hieß es von der Unteren Naturschutzbehörde in Trier.

(dpa)
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