„Neue Wege in der Seelsorge sind möglich“

Losheim am See · Über den Sommer gehörte er zum Bild am Rand des Losheimer Stausees: der Bauwagen, in und an dem die Pfarrreingemeinschaft Losheim einen Ort des Zuhörens angeboten hat. Nach drei Monaten ist der Bauwagen weg, das besondere Seelsorgeangebot für Touristen und Einheimische vorläufig beendet. Zeit für eine Bilanz.

 Berichten vom Einsatz am Bauwagen: von links Dorothe Altmeyer, Barbara Jung, Anja Hanowski, Wolfgang Drehmann. Foto: Bistum/Hans-Georg Schneider

Berichten vom Einsatz am Bauwagen: von links Dorothe Altmeyer, Barbara Jung, Anja Hanowski, Wolfgang Drehmann. Foto: Bistum/Hans-Georg Schneider

Foto: Bistum/Hans-Georg Schneider

Rund 200 längere und tiefere Gespräche wurden geführt, berichtet Diakon Wolfgang Drehmann. Gemeinsam mit 15 Ehrenamtlichen aus der Pfarrreingemeinschaft und weiteren hauptamtlichen Seelsorgern hatte er für das "Zuhör-Angebot" gesorgt. Die meisten Besucher des Angebotes waren im mittleren Alter, es gab keine Gesprächsuchenden über 70 Jahren, erklärt Drehmann nach der Auswertung der Aktion im Seelsorge-Team.

Vermittlung an Fachdienste

Die Gesprächsgäste kamen aus der Umgebung, es waren viele Kurzurlauber dabei und auch Wanderer. 30 Minuten bis zu einer Stunde dauerten die tiefen Gespräche in der Regel. Kürzere Gespräche unter zehn Minuten wurden nicht gezählt, waren aber sehr zahlreich. Etwa die Hälfte der Gespräche hatten Lebensfragen zum Thema, von Einsamkeit und Trauer über Depression, Krankheit, Altersprobleme, Sucht bis zu Schwierigkeiten in der Familie. Zehn Besuchern konnte das Team zu weiterhelfenden Fachdiensten vermitteln. Mit einigen der Gesprächspartner kam es auch zu kurzen Glaubensgesprächen, berichtet Drehmann.

In den drei Monaten "Zuhör-Bereitschaft" gab es auch viel Zeit des Wartens auf einen Gesprächspartner. "Das war für mich geschenkte Zeit. Da konnte ich nachdenken und meine Gedanken wandern lassen", sagt Anja Hanowski aus dem Bauwagen-Team. Die Zeit habe sie auch dazu genutzt, "den Alltag mal sacken zu lassen und den Ort zu genießen".

Keine "verlorene Zeit"

Man konnte auch mal was lesen, musste aber aufmerksam und ansprechbar bleiben, ergänzt Gemeindereferentin Barbara Jung. Jedenfalls habe niemand aus dem Team die Zeit zwischen den Gesprächen als "verlorene Zeit" empfunden. "Auch die Vorbereitung auf das Gesprächsangebot war eine wichtige Erfahrung", sagt Dorothe Altmeyer. "Es war bereichernd zu spüren, dass das Anliegen von vielen geteilt wird." Schon im Vorfeld habe sich gezeigt, dass andere Wege in der Seelsorge möglich sind, lobt Altmeyer die gute Vorbereitung und den erlebten regen Austausch im Team.

Ob es im nächsten Jahr wieder eine "Bauwagen-Seelsorge" am Stausee geben wird? "Es hat niemand Nein zu einer Fortsetzung im nächsten Jahr gesagt", erklärt Drehmann. Aber man lasse sich für die Entscheidung bis Januar Zeit. Drehmann erinnert an die weiteren Angebote der Pfarrreingemeinschaft für Touristen und Einheimische.

So gibt es in der Reihe der "Spirituellen Wanderungen" am 9. Oktober "Wandern mit Johann-Sebastian Bach" und am 14. Oktober eine Wanderung zu dem Erntedank-Teppich in der Losheimer und der Niederlosheimer Kirche.

 In diesem Bauwagen am Rand des Losheimer Stausees fanden die Gespräche statt. Foto: pfarreiengemeinschaft

In diesem Bauwagen am Rand des Losheimer Stausees fanden die Gespräche statt. Foto: pfarreiengemeinschaft

Foto: pfarreiengemeinschaft

Info: Pfarrbüro Losheim , Telefon (0 68 72) 99 30 66.

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