Zweiter Prozesstag in Kaiserslautern Prozess um Todesschüsse bei Kusel geht weiter: Heute sollen erste Zeugen verhört werden

Kaiserslautern · Heute geht der Mordprozess um die tödlichen Schüsse auf zwei saarländische Polizisten bei Kusel weiter. Erste Zeugen sollen verhört werden, darunter auch Angehörige des mutmaßlichen Schützen. Dieser bestreitet die Mordvorwürfe.

 Der 33-jährige Angeklagte (l) steht neben seinen Anwälten Thomas Will (M) und Christian Kessler im Verhandlungssaal des Landgerichts.

Der 33-jährige Angeklagte (l) steht neben seinen Anwälten Thomas Will (M) und Christian Kessler im Verhandlungssaal des Landgerichts.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Mit dem Vernehmen erster Zeugen beginnt am Montag um 9.00 Uhr im Mordprozess um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten bei Kusel (Pfalz) die Beweisaufnahme. Dem Landgericht Kaiserslautern zufolge sind 13 Zeugen geladen, darunter die Ehefrau und die Schwiegermutter des mutmaßlichen Schützen. Sie besitzen aber ein sogenanntes Zeugnisverweigerungsrecht und müssen nicht aussagen.

Als Zeugen geladen sind auch Polizisten und Rettungssanitäter, die in der Tatnacht vor fünf Monaten als erste am Tatort waren. Zudem wird eine Freundin des Mannes erwartet, der mit dem mutmaßlichen Schützen in der Tatnacht illegal Wild gejagt haben soll.

Tat bei Kusel sorgte bundesweit für Entsetzen

Die Staatsanwaltschaft wirft einem 39 Jahre alten Mann vor, Ende Januar eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahre alten Polizeikommissar bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle mit Gewehrschüssen getötet zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Die Gewalttat sorgte bundesweit für Entsetzen. Einem 33 Jahre alten Komplizen wirft die Anklagebehörde versuchte Strafvereitelung vor. Er soll beim Verwischen von Spuren geholfen haben.

Zum Prozessauftakt in der vergangenen Woche hatte der Hauptangeklagte von seinem Verteidiger eine Erklärung verlesen lassen. Darin wies er die Mordvorwürfe zurück und gab seinem Komplizen die Schuld am Tod der Polizistin. Für sich selbst schilderte er eine Art Notwehrlage, aus der heraus er auf den Polizisten geschossen habe. Der Verteidiger des 33-Jährigen hatte die Erklärung als unzutreffend zurückgewiesen.

Prozess wird noch Wochen dauern

Bisher sind vom Landgericht mehrere weitere Termine bis zum 9. September vorgesehen. Nach Einschätzung eines Soziologen kann der Prozess das Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern. „Schmerz ist nicht Teil der juristischen Aufarbeitung“, sagte Thorsten Benkel. Auch die härteste Strafe für einen Täter könne die Trauer nicht beenden. „Einen gerechten Ausgleich für den Verlust eines Menschen gibt es nicht“, sagte Benkel, der in Passau zur Trauerkultur in Deutschland forscht. So banal es oft klinge, heile nur die Zeit die Wunden. „Irgendwann ist der Alltag wieder da.“

Wenige Stunden nach Entdecken der toten Polizisten am Rande einer abgelegenen Kreisstraße waren die beiden Verdächtigen im Saarland festgenommen worden. Der Mordvorwurf gegen den 33-Jährigen war später fallengelassen worden, er befindet sich nicht in Untersuchungshaft. Bei dem 39 Jahre alten Hauptverdächtigen kommt nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Falle einer Verurteilung auch Unterbringung in Sicherheitsverwahrung in Betracht.

(dpa)
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