Interview mit Mulo Francel Sie verpassen alten Liedern neuen Schwung

Konz · Der Saxofonist der Band Quadro Nuevo spricht vor dem Konzert in Konz über Volkslieder und das, was die Band daraus macht.

 Die Band Quadro Nuevo probiert immer wieder Neues aus.

Die Band Quadro Nuevo probiert immer wieder Neues aus.

Foto: www.van-der-voorden.com/Rena© van der Voorden

Mit ihrem Programm „Volkslied reloaded“ will die Band Quadro Nuevo den alten Weisen neues Leben einhauchen – und vermischt sie mit Tango, Bossa Nova und weiteren Klängen. An diesem Freitag präsentieren die Musiker die Ergebnisse ihres Schaffens im Freilichtmuseum Roscheider Hof in Konz. Über die Bedeutung des Volkslieds und den bisherigen Tourverlauf spricht Mulo Francel im Interview.

Quadro Nuevo spielt alte Volkslieder im neuen Gewand. Woher kam diese Idee?

FRANCEL Wir touren seit 1996 quer über den Globus. Unser Spaß daran ist unermüdlich. Die Musik von Quadro Nuevo hat sich immer durch die Begegnung mit fremden Kulturen genährt. Beim Reisen haben wir immer wieder eines festgestellt: Italiener, Skandinavier, Russen, Griechen. Sie sitzen beieinander und stimmen fröhlich in ihre Lieder ein. Das tut man bei uns nicht. Und selbst wenn man wollte, man kriegt es nicht so ganz hin. Dabei gab es doch mal einen reichen Schatz. Besungen werden all die Themen des Lebens: die Liebe, die Schönheit, die Freiheit, der Rausch, das Feiern des Daseins auf dieser Erde. Diesen Schatz wollen wir nun auf einer instrumentalen Ebene heben.

Was steckt hinter dem Namen „Quadro Nuevo“?

FRANCEL Ist uns mal beim Pizza-Essen eingefallen. Klingt gut und bedeutet „neues Bild“.

Wie würden Sie das beschreiben, was die Besucher des Konzerts auf der Bühne hören werden?

FRANCEL Musik, mit viel Spielfreude und Liebe zu unseren Instrumenten vorgetragen. Mal rhythmisch mitreißend, mal sommerlich schwelgend.

Was unterscheidet Quadro Nuevo von anderen Gruppen?

FRANCEL Wir sind seit vielen Jahren auf der großen Reise und werden des Experimentierens nicht müde. Das macht die Musik abwechslungsreich und bunt.

Wie gehen Sie mit der teils problematischen Geschichte des deutschen Volkslieds um? Thematisieren Sie diese? Arbeiten Sie sie in Ihrer Musik auf?

FRANCEL Wir sind weder ,Pädagogen noch Historiker. Deshalb haben wir uns vor allem musikalisch-spielerisch mit den alten Melodien beschäftigt – wohl wissend, dass diese phasenweise vor den Wagen nationaler Bewegungen gespannt wurden. Wir spielen sie mit Freude. Das eine als Minimal Music, das andere als jazzigen Swing. Dadurch nehmen wir ihnen die Biederkeit und können ihnen vielleicht ihre Würde zurückgeben. Außerdem bringen wir zwischendrin World Music. Zum Beispiel orientalische Grooves aus unserem Projekt mit ägyptischen Musikern. Obwohl man’s nicht glauben mag, harmoniert das bestens.

Wie reagieren die Leute darauf?

FRANCEL Für uns war es wichtig, den Weisen junge Energie und rhythmische Finesse in die alten Adern zu schießen. Das funktioniert beim brasilianisch angelegten „Hoch auf dem gelben Wagen“ besonders – da wippt der „open minded“ Zuhörer gerne mit.

Was ist das älteste Volkslied, das sie neu interpretieren?

FRANCEL „Maikäfer flieg“ ist aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ ist auch ziemlich alt. Das interpretieren wir sehr positiv mit Schwung nach vorne.

Was können die Zuhörer Ihres Albums „Volkslied Reloaded“ erwarten?

FRANCEL Ein schillerndes Kaleidoskop handgemachter Musik für Herz und Verstand, die von unseren kulturellen Wurzeln inspiriert ist.

Von den Volksliedern, die Sie live spielen, welche sind Ihnen besonders wichtig? Aus welchen Gründen?

FRANCEL „Die Gedanken sind frei“ plädiert für Werte wie Freiheitsliebe und Offenheit, die wir uns hier in Mitteleuropa hart erkämpft haben. Die dürfen wir uns von populistischen Bewegungen nicht nehmen lassen.

Wie ist Ihre aktuelle Tour bislang verlaufen?

FRANCEL Gut, wir sind schon quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz gefahren und hatten viele schöne Abende.

Gibt es einen besonders denkwürdigen Moment, der Ihnen von einem Ihrer Konzerte in Erinnerung geblieben ist?

FRANCEL Ach, da gibt es unzählige Momente. Ein Lächeln. Entspannte Gesichter, nachdenkliche Gesichter, Rührung. Jeder Abend ist anders. Aber jeder ist ein spannendes Abenteuer.

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