Mordprozess nach tödlichen Schüssen auf Polizisten „Weil ich schnell sein wollte“: Andreas S. spricht über seine Anfänge als Jäger und Sportschütze

Update | Kaiserslautern · Vor dem Landgericht in Kaiserslautern ist heute der nächste Prozesstag um die tödlichen Schüsse auf zwei saarländische Polizisten weitergegangen. Der Hauptangeklagte Andreas S. berichtete von seiner großen Leidenschaft für die Jagd – und wie diese angefangen hat.

Mordprozess nach Schüssen bei Kusel: Andreas S. berichtet über Jagd-Leidenschaft
Foto: dpa/Uwe Anspach

Der 39-Jährige, der bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle in der Pfalz zwei Polizisten getötet haben soll, hat sich vor Gericht als begeisterter Jäger dargestellt. „Mit zehn oder elf habe ich alles geschossen, was bei uns rumlief“, sagte er am Montag vor dem Landgericht Kaiserslautern aus. Im Saarland sei er später als Jäger überall bekannt gewesen, auch durch sein Erscheinungsbild: „Als der mit dem langen Mantel und der Fellkappe auf dem Kopf.“

Vor Gericht sagte der aus Neunkirchen stammende deutsche Angeklagte zudem aus, er habe sich beim Nachladen eine besondere Technik angeeignet, „weil ich schnell sein wollte“.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39 Jahre alten Angeklagten vor, Ende Januar nahe Kusel eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahre alten Polizeikommissar mit Schüssen in den Kopf ermordet zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Rechtsmediziner beschrieben vor Gericht die massiven Kopfverletzungen der Opfer, die sie am Tatort und bei einer anschließenden fünfstündigen Obduktion festgestellt hatten. Diese hätten - unabhängig von anderen Schussverletzungen - den Tod verursacht.

In seinem detaillierten Lebenslauf schilderte der Hauptangeklagte, er habe schon im Alter von sechs Jahren im Beisein seines Vaters auf Zigarettenschachteln geschossen. Ein Freund des Vaters habe ihn im Alter von zehn Jahren das erste Mal auf Wildschweine schießen lassen.

Auch wegen seiner „Affinität zum Schießen“ sei er mit zwölf Jahren in einen Schützenverein gegangen und habe dort angefangen, mit Luftpistole und Luftgewehr zu schießen, später auch mit Schnellfeuergewehren. Auch an Wettkämpfen habe er teilgenommen. „Bei den Saarlandmeisterschaft war ich immer vorne dabei“, berichtete er.

Im Alter von 16 Jahren habe er den Jagdschein ablegen können, allein im ersten halben Jahr danach habe er bei seinem Onkel 48 Rehe geschossen. „Mir hat das gefallen“, sagte er. Nach einer Ausbildung zum Bäcker und Konditor habe er zunächst den elterlichen Betrieb übernommen und ausgebaut und später einen Wildhandel eröffnet. Nach einem Jagdunfall sei ihm der Jagdschein für 17 Monate entzogen worden. Die Jagd habe er - auf Wunsch von „Berechtigten“, die über Wildschäden geklagt hätten - trotzdem fortgesetzt.

Ein Mediziner, der die beiden mutmaßlichen Täter am 31. Januar untersucht hatte, berichtete am Montag, der Hauptangeklagte sei nach der Tat „absolut gechillt“ gewesen und „nicht unter irgendwelchen Einflüssen stehend“. Sein Komplize hätte „unruhiger“ und „betroffener“ gewirkt. Dem 33 Jahre alten Mitangeklagten wirft die Anklagebehörde versuchte Strafvereitelung vor. Er soll beim Spurenverwischen geholfen haben. Vor Gericht äußerte er sich am Montag auf Anraten seines Verteidigers nicht zu den Vorwürfen.

Der Hauptangeklagte hatte vor Gericht erklärt, er habe zwar den Polizisten mit einem Gewehr erschossen, allerdings in einer Art Notwehrlage. Die Polizistin wiederum habe sein Komplize erschossen. Die Ermittler gehen dagegen von einem Schusswechsel zwischen dem Polizisten und dem Hauptangeklagten aus.

Die Gewalttat bei Kusel hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der Prozess begann am 21. Juni. Er wird am Dienstag (9.00 Uhr) fortgesetzt.

(dpa)
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