Aufarbeitung Missbrauch im Bistum Trier: Heute präsentiert Kommission Bericht dazu

Trier/Saarbrücken · Missbrauch von Kindern und Jugendliche durch Pfarrer: Wie haben Bischöfe dazu beigetragen, dass solche Fälle in der katholischen Kirche über Jahrzehnte vertuscht wurden? Ein erster Bericht soll darüber Aufschluss geben. Derweil werden weitere Fälle bekannt.

 Kommission stellt Bericht zum Missbrauch im Bistum Trier vor.

Kommission stellt Bericht zum Missbrauch im Bistum Trier vor.

Foto: dpa/Marijan Murat

Ein gutes Jahr nach dem Start stellt die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im katholischen Bistum Trier am heutigen Donnerstag, 25. August, um 16 Uhr erste Ergebnisse vor.

Das Gremium besteht aus insgesamt sieben Betroffenen und Fachleuten und hatte beim ersten Treffen Ende Juni 2021 jährliche Zwischenberichte angekündigt.

Wie sind Bischöfe mit Informationen zu Missbrauch umgegangen?

Ziel der Kommission ist es, die Missbrauchsfälle in der Nachkriegszeit zu erheben und zu analysieren, wie Verantwortliche und speziell Bischöfe mit den Tätern umgegangen sind.

Auch mögliche Strukturen, die die Aufdeckung von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen erschwert haben, sollen in den Blick genommen werden. Die Arbeit der Kommission um den früheren rheinland-pfälzischen Justizminister Gerhard Robbers ist auf sechs Jahre angelegt. Zum Bistum Trier gehören rund 1,3 Millionen Katholikinnen und Katholiken in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Opfer reden von Vertuschung im Bistum Trier

Von der unabhängigen Kommission „priorisiert“ behandelt werden sollen etwa die Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein (1904-1993). Stein, von 1967 bis 1980 Bischof von Trier, soll Täter gedeckt haben, indem er sie in ihren Ämtern beließ oder an andere Orte versetzte.

Der Vereinigung der Missbrauchsopfer im Bistum Trier (Missbit) liegen nach eigenen Angaben Erkenntnisse vor, dass Stein an der Vertuschung in seinem Amtsbereich beteiligt war. Sie fordert daher auch eine Umbenennung des Bischof-Stein-Platzes am Trierer Dom.

Die Opfervereinigung wirft Bischof Stephan Ackermann „Dauerignoranz“ vor. Demnach werde seit zwei Monaten nicht auf einen Förderantrag seitens des Bistums reagiert. Es gehe dabei um eine geplante Missbit-Geschäftsstelle. Das Verhältnis zwischen beiden Seiten ist bereits seit längerem angespannt.

Bereits im Vorfeld der heutigen Vorstellung wurde bekannt, das wegen Sexualstraftaten verurteilte Priester in mehreren Fällen in der Krankenhausseelsorge eingesetzt worden. Darunter sollen auch zwei Priester aus dem Saarland sein. Sie sollen im Besitz von Kinderpornos gewesen sein.

Katholische Kirche in Saarlouis legt Schutzkonzept gegen Missbrauch vor

Unterdessen veröffentlichte die Saarlouiser Pfarreiengemeinschaft ein Schutzkonzept gegen Missbrauch. Ziel sei, es potenziellen Tätern möglichst schwer zu machen, heißt es dazu seitens der Verantwortlichen.

Ein mutmaßliches Missbrauchsopfer aus Freisen hatte in der SZ bereits zu Jahresbeginn gefordert, dass der Staat eingreifen müsse. Timo Ranzenberger sehe keinen Aufklärungswillen in den Reihen der Amtskirche. Über Jahrzehnte seien Missbrauchsfälle vertuscht, Täter geschützt worden. Damit reagierte er auf ein Gutachten einer Münchner Anwaltskanzlei zu Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising. Der Titel díeser Expertise: Bilanz des Schreckens.

Der frühere Trierer Bischof Reinhard Marx leitet heute die Diözese. Der spätere Papst Benedikt XVI. war hier als Josef Ratzinger zur fraglichen Zeit als Diözesanbischof tätig.

(dpa)
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