Video in Saarbrücken aufgezeichnet „Einfach so abgeknallt“: Vernehmungsvideo im Polizistenmord-Prozess gezeigt

Update | Kaiserslautern · Der Nebenangeklagte sagt nach Angaben seines Verteidigers nun doch im Polizistenmord-Prozess aus. Das Gericht zeigt frühe Aussagen des 33-Jährigen als Video. Ein Film läuft zweimal - weil der Fernseher falsch steht.

Der Hauptangeklagte kommt in den Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern (Archivfoto vom Juni 2022).

Der Hauptangeklagte kommt in den Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern (Archivfoto vom Juni 2022).

Foto: dpa/Uwe Anspach

Im Mordprozess um tödliche Schüsse auf zwei Polizisten Ende Januar bei Kusel (Pfalz) sind im Landgericht Kaiserslautern die Videos von frühen Vernehmungen des Nebenangeklagten gezeigt worden. In der mehr als zweistündigen Aufzeichnung vom 31. Januar sagt der 33-Jährige mehrfach, der Hauptangeklagte Andreas S. habe die Polizisten „einfach so abgeknallt“.

Den Namen des 39-Jährigen wollte der Mann bei der Vernehmung anfangs nicht nennen. „Ich habe Angst davor, dass er mich genauso über den Haufen schießt“, sagt der 33-Jährige in dem Video, das in Saarbrücken aufgezeichnet worden war. Er habe die Polizisten nicht getötet. „Die Wahrheit ist: Ich habe niemandem etwas getan“, betont der Nebenangeklagte wiederholt. „Das schwöre ich.“

Polizistenmord-Prozess: Video noch einmal abgespielt

Bilder aus dem Gericht - Saarländer wegen Mordes an zwei Polizisten angeklagt
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Saarländer wegen Mordes an zwei Polizisten angeklagt – Bilder aus dem Gerichtssaal

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Das Video wurde am Freitag zunächst auf einem großen Bildschirm abgespielt, der vom Publikum abgewandt stand. Nachdem die Verteidigung des Hauptangeklagten kritisierte, dass dies dem Grundsatz der Öffentlichkeit eines Prozesses widerspreche, wurde der Bildschirm anders platziert und das Video noch einmal abgespielt.

Der Nebenangeklagte hatte zwar unmittelbar nach der Festnahme ausgesagt, schweigt aber seit Prozessbeginn. Sein Verteidiger sagte am Freitag, der 33-Jährige wolle nun doch aussagen. Sein Mandant sei bereit, an einem der künftigen Verhandlungstage - möglicherweise am 19. September (11.00 Uhr) - auf zuvor schriftlich eingereichte Fragen des Landgerichts zu antworten. Auf Fragen der Verteidigung des Hauptangeklagten werde er aber nicht antworten.

„Erst kam die Jagd, dann lange nichts, dann noch mal die Jagd, dann erst die Familie“

Die zweite Vernehmung fand am 18. Februar in Kaiserslautern statt. In diesem Video sagt der 33-Jährige, der Hauptangeklagte habe der Jagd alles untergeordnet. „Erst kam die Jagd, dann lange nichts, dann noch mal die Jagd, dann erst die Familie.“ Er habe dem 39-Jährigen nur wegen des Geldes bei der Jagd geholfen. „Seit der Nacht ist der Mann für mich gestorben.“ Warum sein damaliger Komplize geschossen habe, sei ihm völlig unklar. „Das ist das, was ich mich die ganze Zeit frage.“ Das Gericht zeigte auch ein Video einer Tatortbegehung.

Der Nebenangeklagte hatte zwar unmittelbar nach der Festnahme ausgesagt, schweigt aber seit Prozessbeginn. Sein Verteidiger sagte am Freitag, sein Mandant sei bereit, an einem der künftigen Verhandlungstage - möglicherweise am 19. September (11.00 Uhr) - auf schriftlich eingereichte Fragen des Gerichts zu antworten. Auf Fragen der Verteidigung des Hauptangeklagten werde er aber nicht antworten.

Hauptangeklagter Andreas S. ist 39 Jahre alt

Als Hauptangeklagter steht seit Ende Juni ein 39 Jahre alter Mann, Andreas S., vor Gericht. Er soll bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle eine Polizeianwärterin (24) und einen Polizeikommissar (29) mit Gewehrschüssen in den Kopf ermordet haben, um Jagdwilderei zu verdecken (Aktenzeichen 4 Ks 6035 Js 21467/22). Die Gewalttat sorgte bundesweit für Entsetzen. Der Hauptangeklagte hatte die Vorwürfe im Prozessverlauf zurückgewiesen.

Dem Nebenangeklagten wird versuchte Strafvereitelung vorgeworfen. Der 33-Jährige soll geholfen haben, Spuren zu verwischen. Die Männer waren kurz nach der Tat im Saarland festgenommen worden.

Auch am 14. Verhandlungstag stieß der Mordprozess am Freitag auf großes Interesse der Öffentlichkeit. Wegen des Andrangs besetzte das Publikum erneut auch einige frei gebliebene Presseplätze im Saal. In Kaiserslautern sind bisher Termine bis in den November geplant.

Am Freitag schaute das Gericht auch Bodycam-Aufnahmen der Ermittler an, die als erste am Tatort waren. Dabei ging es dem Vernehmen nach unter anderem um die Position der getöteten Polizisten.

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