Steigende Temperaturen und weniger Regen Klimawandel setzt auch Baumschulen zu

Bad Kreuznach · Steigende Temperaturen und weniger Regen – der Klimawandel hinterlässt in den Baumschulen in Rheinland-Pfalz seine Spuren. Vor allem Unternehmen in ohnehin schon wärmeren Regionen wie Rheinhessen oder der Vorderpfalz müssten sich umstellen, sagte Welmar Rietmann in Bad Kreuznach.

Er ist der Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Landesverbands im Bund deutscher Baumschulen (BdB).

„Da gehen die Temperatur im Sommer so hoch, dass die Bäume und auch andere Pflanzen gar nicht mehr weiterwachsen.“ Denn jede Pflanze habe eine Wohlfühltemperatur, bei der sie besonders gut gedeihe. Wenn es deutlich heißer sei, mache die Pflanze eine Hitzepause. Für die Baumschulen bedeute ein Wachstumsstopp verlorene Zeit.

Die Bäume und Sträucher müssten außerdem regelmäßig alle paar Jahre umgepflanzt werden. Wenn es dann gerade eine Hitzephase gebe, bestehe jedes Mal das Risiko, dass die Pflanzen das Umpflanzen nicht überleben. Durch die gestiegenen Temperaturen müsse dann immer mehr gewässert werden – auch das sei eine Umstellung für einige Unternehmen. „Gerade Baumschulen, die in klimatisch kühleren Gebieten waren, die waren das in der Vergangenheit gar nicht gewohnt.“ Inzwischen gebe es aber in einigen Regionen so trockene Böden, dass diese bereits vor dem Pflanzen mehrfach gewässert werden müssten.

Kommt damit langfristig das Aus für einige Baumschulen? Rietmann gibt Entwarnung: „Die schließen nicht, sondern die ändern ihren Geschäftsbereich.“ Viele Unternehmen hätten bereits ihre Produktion verkleinert und böten eher Dienstleitungen wie beispielsweise Gartenpflege an. Ein entsprechender Trend zeichne sich verstärkt bereits seit Anfang der 2000er Jahre ab.

„Nach 2003 hatte wir höhere Temperaturen, im Schnitt ein Grad. Und das ist ja als Jahresmitteltemperatur eine Riesensteigerung.“ Außerdem gebe es deutlich weniger Niederschlag und der Grundwasserspiegel sei abgesunken. Entsprechend müssten sich die Baumschulen seitdem umstellen. Der Klimawandel ist übrigens laut Rietmann zwar für die Baumschulen kein neues Thema, aber anscheinend für die Kunden. „Was sich zeigt, ist, dass sich die Baumarten verändern, die von den Kunden nachgefragt werden.“

Trotzdem wird es nach Einschätzung des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) mit Sitz in Berlin auch künftig ein breitgefächertes Sortiment an Gehölzen geben; sowohl bei den Baumschulen als auch bei den Pflanzungen. „Allerdings werden bestimmte Standorte für einige heimische Sorten immer schwieriger“, erklärte der BdB-Hauptgeschäftsführer Markus Guhl. Beispielsweise seien Buche und Fichte an trockenen Standorten auf dem Rückzug. Auch Birken litten unter langen Trocken- und Hitzephasen. „Diese Situation wird sich verschärfen, wenn es weniger regnet – wie in den vergangenen beiden Sommern.“ Ein weiteres Problem sei, dass einige Schädlinge bei einem wärmeren Klima aggressiver seien.

Der BdB plädiere daher für eine Mischung aus altbewährten heimischen und neuen Arten bei Pflanzungen. Denn eine Artenvielfalt könne den Folgen des Klimawandels besser standhalten als eine Monokultur. „Gerade am Extremstandort Stadt brauchen wir eine breite Auswahl an Gehölzen.“ Die genaue Prüfung des jeweiligen Standortes sei wichtig: „Ein Baum in einem Stadtpark hat bei weitem nicht eine so hohe Umweltbelastung wie ein Straßenbaum in einer Betonschlucht.“

Einige Baumschulen in Deutschland würden bereits in Südosteuropa und Asien nach Baumarten Ausschau halten, die sowohl mit heißen Sommern als auch mit harten Wintern umgehen könnten. „Denn wir werden aller Voraussicht nach auch künftig kalte Temperaturphasen erleben.“ Vielversprechend sei beispielsweise der Amberbaum, die japanische Zelkove oder die Hopfenbuche.

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