Hunsrücktracht soll in die Läden kommen

Kreis Birkenfeld · Das nennt sich dann wohl ministerielles Start-up: Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke möchte, dass die eigens zur Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald entworfene Hunsrücktracht nicht nur hin und wieder auf Modenschauen gezeigt wird.

Moderne Interpretation der klassischen Tracht. Foto: Drumm

Foto: Drumm

"Mein Ziel ist es, dass diese Tracht auch getragen wird, dass sie den Hunsrück und seine Menschen widerspiegelt." Damit liegt sie genau auf Linie mit Landrat Matthias Schneider.

Aus diesem Grund sucht das Wirtschaftsministerium nun Jungunternehmer, die sich mit dem Handel dieser Tracht selbstständig machen möchten. Lemke: "Es gibt Möglichkeiten für Anschubkredite und Bürgschaften der Investitions- und Strukturbank (ISB). Das Risiko für das Start-up kann so minimiert werden."

An Pfingsten, bei der offiziellen Eröffnung des Nationalparks , war die Trachtenmodenschau das Highlight des Festtags am Erbeskopf gewesen. Die Kreationen von 23 Studentinnen der Fachrichtung Modedesign an der Uni Trier erhielten viel Lob und bewundernde Blicke - ebenso die Wirtschaftsministerin. Sie trug an diesem Tag selbst eine der schwarz- oder grau-weißen Hunsrücktrachten. Die Studentinnen hatten ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und 23 völlig unterschiedliche Kreationen geschaffen, mal modern, mal klassisch, allesamt inspiriert von historischen Kleidern aus dem Hunsrück und dem Saarland, dabei meist modern umgesetzt. Es gibt rückenfreie und schulterfreie Entwürfe, bodenlange Glockenröcke und auch knielange oder ganz kurze Kleider, Kleider mit Schürzen, angenähten Stoffbeuteln oder kunstvoll drapierten Ausschnitten.

"Die Menschen im Hunsrück waren einfache Leute, die nicht viel hatten", erklärte die angehende Modedesignerin Verena Bräutigam damals. "Sie konnten sich keine bunten, teuren Stoffe leisten. Deswegen waren die Trachten immer in sehr gedeckten Farben gehalten. Unsere Aufgabe war es, diese klassischen Trachten neu zu interpretieren." Eveline Lemke fände es toll, wenn zum Beispiel Gastronomiebetriebe aus der Nationalparkregion den ersten Schritt machen und ihr Servicepersonal mit der Tracht ausstatten würden. "Das kennen wir doch alle aus dem Urlaub in Österreich oder Bayern. Und finden es toll. Warum sollten das Urlauber in unserer Region nicht auch toll finden?" Trachten sind groß in Mode - das wird jeder bestätigen, der in den vergangenen Wochen auf einem der vielen Oktoberfeste in der Region war. Und für diese Art Mode wird zum Teil viel Geld ausgegeben. Eine wirtschaftliche Nische mit Perspektive, ist die Ministerin überzeugt.

Sie stellt sich einen Laden etwa in Idar-Oberstein vor, wo man diese Tracht anschauen und auch anprobieren kann. Auch in den Nationalparktoren sollten Teile der Kollektion ausgestellt werden. Mit vertrieben werden könnte dann auch der passende Nationalparkschmuck, den der Idarer Goldschmied Wolfgang Wild bereits produziert: Halsschmuck, Armreif und einen Sticker fürs Männeranzugsrevers bietet er seit einigen Wochen in seinem Atelier in Idar-Oberstein an. Die Kollektion gibt es aber auch in den Tourismus-Infostellen in Idar-Oberstein und Birkenfeld sowie an den Nationalparktoren an der Wildenburg und im Hunsrückhaus am Erbeskopf.

Lemke stellt sich vor, dass sich im Angebot des Jungunternehmens dann auch noch weitere Accessoires rund um den Nationalpark dazugesellen können: vom Kugelschreiber über Postkarten bis hin zu hochwertigeren Andenken und eben dem Wildkatzenkopf-Schmuck von Wild. "Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt", so die Ministerin. Allerdings ist die Nutzung des Nationalparklogos mit der Keltenkatze an Vorgaben gebunden: Die Artikel sollten in der Region produziert, auf jeden Fall aber fair gehandelt worden sein. Billige T-Shirts aus Sri Lanka soll es auf jeden Fall nicht geben im Nationalparkshop. Lemke sagte: "Wir können da aufs rheinland-pfälzische Textilnetzwerk zurückgreifen."

Wer die Hunsrücker Tracht noch nicht gesehen hat, der hat dazu am kommenden Wochenende auf der "Kostbar" Gelegenheit. Bei der Verbrauchermesse kann man sie nicht nur auf Bügel und Büsten bewundern.

Interessenten können sich an den Mittelstandslotsen der Landesregierung wenden: Eckart Helfferich: Tel (0 61 31) 16 5 6 52, E-Mail

mittelstandslotse@mwkel.rlp.de