Heimspiel für Basler Ex-Fußballprofi startet Bühnenshow in der Pfalz

Kaiserslautern · „Basler ballert“ nennt Ex-Fußballer Mario Basler seine neue Show. Der frühere Profi kultiviert sein Image als unangepasster Kicker in der Welt des Leistungssports.

 Der ehemalige Fußballer Mario Basler startete mit seinem Auftritt in Kaiserslautern die Tour seiner Liveshow „Basler Ballert“.

Der ehemalige Fußballer Mario Basler startete mit seinem Auftritt in Kaiserslautern die Tour seiner Liveshow „Basler Ballert“.

Foto: dpa/Oliver Dietze

90 Minuten können lang sein. Das weiß der frühere Fußballprofi Mario Basler aus seiner aktiven Zeit, und das erlebt der 49-Jährige jetzt auch in seiner neuen Rolle als Entertainer. Denn der ehemalige Mittelfeldspieler, in seiner Profikarriere zweimal Deutscher Meister und zweimal Pokalsieger, hat sich auf ein neues Wagnis eingelassen. Der Mann mit der sonoren Stimme geht mit Anekdoten und Sprüchen auf Bühnentour durch Deutschland. Der Auftakt in Kaiserslautern war - in der Sportsprache - ein Pflichtsieg.

„Ich war ein wenig ein anderer Fußballer“, sagt Basler zu Beginn des Abends in einem Club der pfälzischen Stadt, in der er 1987 seine Profikarriere startete. Die Geschichten gleichen sich. Auf eine Disziplinlosigkeit (Alkohol, Rauchen, eine Frau) folgt am nächsten Tag eine starke Leistung auf dem Platz. „Mit Wodka-Lemon habe ich immer gute Spiele gemacht“, erzählt er. Das mit dem FC Bayern München verlorene Champions-League-Finale 1999 habe er „schon vor dem Anpfiff begossen“. Würde er heute etwas anders machen? „Nein. Aber die Vereine hätten heute wohl ein größeres Problem mit mir“, meint er.

Die eine Hand in der Hosentasche, Stichwortkärtchen in der anderen Hand, wandert Basler auf der Bühne unablässig auf und ab. Der große Ledersessel unter einer Stehlampe in der Nähe bleibt fast ungenutzt. Kurz nimmt ein Gast Platz, der frühere Kaiserslautern-Profi Marco Reich. Launig moderiert Basler das Gespräch mit dem Publikum.

 Mario Basler (rechts) sitzt gemeinsam mit seinem Gast Marco Reich auf der Bühne des Kulturzentrums Kammgarn.

Mario Basler (rechts) sitzt gemeinsam mit seinem Gast Marco Reich auf der Bühne des Kulturzentrums Kammgarn.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Bis April 2019 plant er rund 20 Shows deutschlandweit. Der Auftakt in Kaiserslautern war binnen kurzem ausverkauft, bei Ticketpreisen von etwa 30 Euro. Für eine Zusatzshow im April im gleichen Club sind bereits 250 Karten verkauft. Das „Phänomen Basler“ funktioniert auch deswegen, weil es Sportler wie ihn, die von Idealen krass abwichen, aber trotzdem ihre Leistung brachten, kaum noch gibt.

Den meisten der rund 520 Zuschauer, viele davon im Trikot des 1.FC Kaiserslautern, gefällt das. Es wird oft geklatscht und dazwischen gerufen. Der Mann, der da auf der Bühne steht, ist einer von ihnen. In Neustadt an der Weinstraße geboren, beim FCK groß geworden, später Europameister und 30-facher Nationalspieler. „Unn er hält die Gosch net“, lobt Zuschauer Gert aus Lambrecht die unverblümte Sprache. Denn Basler „ballert“ nicht nur, wie das Programm heißt, er polarisiert auch: In Zeiten geschliffener Statements ist er für manche ein wohltuender Klartexter, für andere aber bloß ein Meckerrentner.

Gerne hätte man gewusst, was Basler vom aktuellen Geschehen hält. Der Abstieg der deutschen Nationalmannschaft aus der Nations League, die jüngsten Enthüllungen von wohl weiteren Finanzskandalen im Weltfußball, die Krise seines ehemaligen Vereins Bayern München: alles Steilvorlagen für den einst schussstarken Profi. In TV-Talkshows nimmt er dazu gelegentlich durchaus Stellung dazu. In Kaiserslautern ist das kein Thema. Bei kommenden Shows vor Großstadtpublikum in Hamburg, München oder Berlin könnte Basler gut beraten sein, den Fokus weiter zu spannen.

 Mario Basler lockte mit seiner Show rund 520 Menschen ins Kulturzentrum Kammgarn.

Mario Basler lockte mit seiner Show rund 520 Menschen ins Kulturzentrum Kammgarn.

Foto: dpa/Oliver Dietze

„Ich habe irgendwann entschieden, das zu sagen, was ich denke“, sagt Basler am Rande der Show der Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe diese Eigenschaft wohl auch ein wenig von meinem Papa.“ Der habe selten ein Blatt vor den Mund genommen. Die Wurzeln liegen vermutlich auch in seiner Jugend in Neustadt. „Wir mussten damals lernen, uns durchzusetzen. Man hat sich gefetzt und dann wieder vertragen. Heute kommen die Jugendlichen mit dem Messer oder mit dem Anwalt.“

Den Mund wolle er sich nicht verbieten lassen – auch falls es schärfere Kritik gibt, wenn er etwa Ex-Nationalspieler Mesut Özil eine „Körpersprache wie ein toter Frosch“ attestiert. „Das ist nach wie vor meine Meinung“, sagt Basler. Und wo verläuft die Grenze zwischen Provokation und Beleidigung? „Es darf nicht ins Persönliche gehen. Und die Familie ist tabu. Mich selbst kann man nicht so sehr beleidigen, dass ich die Nerven verliere.“ Nach der Show schreibt Basler im Foyer Dutzende Autogramme und posiert für ungezählte Selfies. An diesem Donnerstag ist er in München zu Gast.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort