Energieversorgung selbst in die Hand nehmen

Neunkirchen/Nahe · Das Dorf Neunkirchen/Nahe ist in der Lage sich künftig mit eigener Energie selbst zu versorgen. Das ergab eine Untersuchung zum Projekt „(Bio) Energiedorf“ bei dem die örtlichen Energiepotenziale ausgelotet wurden. 61 Bürger kamen zur zweiten Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus.

 Wiebke Klingenberger (links) während ihres Vortrags. Foto: Faber

Wiebke Klingenberger (links) während ihres Vortrags. Foto: Faber

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Laut einer Studie des Birkenfelder Instituts für angewandtes Stoffmanagement (IfaS) sind die Preise für Strom, Heizöl und Treibstoff im Zeitraum von 2003 bis 2013 um 76 Prozent gestiegen. "Die Gehälter der Arbeitnehmer sind im gleichen Zeitraum aber nicht so stark angestiegen", erklärte Alexander Reis , IfaS-Experte für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien am Umwelt Campus in Birkenfeld . Die Regionen seien zum größten Teil von der Einfuhr von Energieträgern und Rohstoffen aus Drittländern abhängig. Regional vorhandene Potenziale und Ressourcen wie Biomasse und Sonnenenergie würden bisher kaum und ineffizient genutzt.

Reis und seine Kollegin Wiebke Klingenberger informieren derzeit die Bürger in Neunkirchen /Nahe über die Initiierung eines "(Bio) Energiedorfs", damit die Bürger später eventuell die Energieversorgung selbst in Hand nehmen können. "In Neunkirchen /Nahe sieht es dafür ganz gut aus", meinte Projektmanagerin Klingenberger nach dem groben Erstellen der theoretischen Potenziale. Was den Strombereich anginge, sei das Dorf in der Lage, sich selbst zu versorgen. "Mit Photovoltaikanlagen würde das schon funktionieren", sagte Klingenberger.

Zu wenig Wind

Was die Windenergie betrifft, so weht ums Dorf ein zu laues Lüftchen. "Die Potenziale für Windenergie sind ganz klein", teilte sie mit. Die Siedlungsstruktur wird als homogen eingestuft, die Möglichkeit die Haushalte an ein Nahwärmenetz anzuschließen, sei gegeben. "Für eine erfolgreiche Umsetzung bedarf es darüber hinaus geeigneter Ideen, viel Engagement und die Motivation der Bürger die bestehenden Strukturen zu ändern", stellte Projektleiter Reis fest. Als Beispiel führte er das kreis- und gemeindeübergreifende Bioenergiedorf Fürth/Dörrenbach an. Nach Angabe von Ortsvorsteher Dieter Bleimehl (SPD ) seien 63 Haushalte in Dörrenbach an das dezentrale Nahwärmenetz angeschlossen. Ein ähnliches Modell stellte Reis für Neunkirchen /Nahe vor. "Bei einem Nahwärmenetz wird das Wasser in einer Heizzentrale erzeugt und von dort an die Verbraucher verteilt", so Reis . Auf den Verbraucher komme zwar eine finanzielle Investition zu, was sich im Laufe der Zeit dann aber rechnen würde. Vorteile seien, die wegfallenden Schornsteinfegerkosten, geringere Heizkosten, die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und der Beitrag zum Klimaschutz. "Dazu bietet sich an, dass sich die Bürger zusammenschließen", riet Reis . Als Gesellschaftsform empfahl er die Gründung einer Genossenschaft. Biogasanlagen werde es nach dem im August überarbeiteten Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) "in Deutschland nur noch ganz wenige geben". Wie es nun in Neunkirchen /Nahe im Jahre 2030 aussehen könnte, wird im dritten Teil der Veranstaltung "Zukunftswerkstatt" am 13. November um 19 Uhr im Bürgerhaus vorgestellt.

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Projekt "(Bio) Energiedorf-Coaching", ist eine Initiative des Landkreises St. Wendel, der Gemeinde Nohfelden und dem Institut für angewandtes Stoffmanagement (IfaS). Derzeit nimmt je ein Dorf aus den beiden Nationalpark-Gemeinde Nohfelden und Nonnweiler daran teil. Das dreiteilige Projekt gliedert sich in eine Grundlagenschulung, der praktischen Entwicklung von Projekten sowie der Zukunftswerkstatt, zur Umsetzung der Energiepotenziale. frf

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