„Eine neue Erde“ entstand vor 500 Jahren in der Pfalz

Zweibrücken · Am 31. Oktober 2017 feiern die Protestanten das 500-jährige Jubiläum der Reformation. Zweibrücken wird mit der Ausstellung „Neuer Himmel. Neue Erde. Die Reformation in der Pfalz“ eine Hauptrolle im Luther-Jahr spielen.

 Die Zweibrücker Museumschefin und Ausstellungs-Macherin Charlotte Glück blättert in einer Luther-Bibel. Foto: Gerrit Dauelsberg

Die Zweibrücker Museumschefin und Ausstellungs-Macherin Charlotte Glück blättert in einer Luther-Bibel. Foto: Gerrit Dauelsberg

Foto: Gerrit Dauelsberg

Von "geschwinden Zeiten" sprachen schon die Menschen, die während der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert lebten. Von Zeiten des Umbruchs. Sie sollten recht behalten. Die Reformation, die 1517 begann, bewirkte mehr als eine Kirchenspaltung. Sie veränderte die Welt. Genau das will die Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums, Charlotte Glück, in einer Ausstellung zeigen, die am Sonntag, 30. Oktober, eröffnet wird: "Das Theologische ist mir dabei nicht so wichtig", sagt Glück. Der Titel "Neuer Himmel. Neue Erde. Die Reformation in der Pfalz" komme deshalb nicht von ungefähr.

Wie diese "neue Erde" nach der Reformation aussah, wird in der Ausstellung aufgezeigt. Der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers, die sich im kommenden Jahr zum 500. Mal jährt, folgten nicht nur theologische, sondern auch politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und sogar sprachliche Umbrüche.

"Die Individualität wurde gestärkt", sagt Glück. Denn die Lehre Luthers sah unter anderem vor, dass Christus allein Heilsvermittler ist und jeder direkten Zugang zu ihm hat. Der Klerus als Vermittlungsinstanz fiel zumindest in den protestantischen Landesteilen weg. Damit brach auch die alte Ständeordnung zusammen. Auch die Fürsten profitierten davon - sie konnten ihre Macht ausbauen. Die "protestantische Ethik", die Luxus ablehnt und somit die Anhäufung von Vermögen fördert, stand letztlich in engem Zusammenhang mit dem Aufkommen des Kapitalismus. "Alles hängt miteinander zusammen", betont Glück.

Auch die Bildung wurde durch die Reformation massiv beeinflusst. Das geht vor allem auf Luthers Forderung zurück, dass jeder die Bibel lesen können muss, die alleinige Grundlage des Glaubens sei (er selbst übersetzte sie aus der althebräischen, der aramäischen beziehungsweise der altgriechischen Sprache ins Deutsche, was wiederum den Grundstein für eine einheitliche deutsche Sprache legte). So war das protestantische Herzogtum Pfalz-Zweibrücken der erste Landesteil, der die allgemeine Schulpflicht einführte (der erste Beleg dafür stammt von 1574).

Nicht nur deshalb war die Pfalz ein Kernland der Reformation. Vor allem Johann Schwebel (1490-1540) hatte großen Anteil daran, dass in Zweibrücken 1533 eine der ersten evangelischen Landeskirchen gegründet wurde. Und 1588 folgte in der Pfalz sogar noch eine "zweite Reformation", als sich der Herzog, und damit zwangsweise auch seine Untertanen, dem Calvinismus zuwandten. Also stieß die Zweibrücker Museums-Leiterin Glück das Projekt an, dem sich später auch noch Kaiserslautern und Ludwigshafen anschlossen. Dorthin wird die Schau nach dem 14. Mai 2017 weitergegeben.

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