Ein Mann und das ausverkaufte Haus

Gräfinthal · Ein wenig nachdenklicher als sonst gab sich Marcel Adam bei seinem Auftritt in Gräfinthal, ein wenig sentimentaler. Schließlich ist der Sänger keine 20 mehr. Er ist im Bliesgau bestens bekannt und in Gräfinthal sehr beliebt.

 Marcel Adam bei seinem Auftritt in „Haus Wulfinghoff“ in Gräfinthal. Foto: Jörg Martin

Marcel Adam bei seinem Auftritt in „Haus Wulfinghoff“ in Gräfinthal. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Wenn ein Sänger bei seinem Auftritt das Publikum zum Mitsingen auffordert, ist das immer so eine Sache. Oft verhallt dieser Wunsch im Nichts. Oder die Leute versuchen es der Höflichkeit halber, grinsen dabei zur Bühne, der Künstler grinst respektvoll zurück, denkt sich seinen Teil dazu, und es klappt dann nicht so richtig, weshalb man dann das Ganze abhakt. Es gibt aber auch noch eine andere Variante: Wenn Stammbesucher des Auftrittes dezent anfangen zu singen, die zahlreichen Debütanten hinsichtlich des Konzertbesuchs bei eben diesem Künstler mitgerissen werden und anschließend der ganze Saal den Mann auf der Bühne unterstützt.

So geschehen am Freitagabend beim Auftritt von Marcel Adam im Haus Wulfinghoff in Gräfinthal . Es gab fast kein Lied, welches nicht engagiert mitgesungen wurde, auch von den Neulingen. Der beliebte Chansonnier aus Lothringen ist hier natürlich kein Fremder und hat quasi schon sein Feldbett in der Ecke stehen. Bei der zweiten Veranstaltung der Reihe Gräfinthaler Vierjahreszeiten von Gemeinde und Verkehrsverein für 2015 trat der Mann aus Großblittersdorf dieses Mal vor ausverkauftem Haus alleine auf. Das komme selten vor, betonte der Barde eingangs. ,,Das Alter, nach 34 Jahren auf der Bühne, die Mühen des Auf- und Abbaus der Technik - Sie wissen schon", flachste er zum Aufwärmen. Gut, der Liedermacher ist keine 20 mehr. Und er gab sich an diesem Abend ein wenig nachdenklicher und stellenweise weniger lustig und dafür mehr sentimental als sonst. Aber: es schien irgendwie zu passen. Vielleicht lag es ja auch am Sommer, der sich nicht von seiner Schokoladenseite zeigte. Auffällig war an diesem Abend die nicht geringe Zahl an Wunschliedern. Ein Ritual im Hause Adam: Man kontaktiert den Lothringer ein paar Tage vor dem Auftritt, teilt das Wunschlied mit und kündigt ein kleines Schokoladengeschenk für den Abend an. Nur nicht vergessen!

Bloß keine Zartbitter

Und: Bitte keine Zartbitter. Wenn die Sorte stimmt, sieht er auch über das Lied "Bleeder Hund" hinweg, das er ungerne vorträgt. Angeblich spielen hier Jugenderinnerungen und -traumata eine große Rolle. Oder "Sommer 61", gleichsam Wunschlied Nummer zwei an diesem Abend, das sowohl Kindheitserinnerungen an das lothringische Hambach und Sentimentalität beim Wiederbesuch offenbarte. Adam schafft es, schnell den Gänsehautfaktor hochzupuschen. Etwa bei der deutschen Version von "The Rose". "Es gibt schöne Lieder", schwärmt er hinterher. Weiter zum dritten Wunschlied, nämlich "Des Passages", das natürlich auch mitgesungen wurde. Die Schoki werde nachgeliefert, versprach die Frau in der ersten Reihe. Es ist nicht alles ernst an diesem Abend. Auch dann nicht, wenn schwupps, der Text mal weg ist. Dann wird improvisiert. Also, her mit der Ukulele, um die "Wilde Mary Lou" zu besingen, eine starke Frau - der Typus, der Männer angeblich wuschig macht. So eine wolle man aber auf Dauer nicht zu Hause haben, das sei viel zu anstrengend, sagt Adam lachend. Zurückblicken muss eben nicht nur traurig sein.

Mehr Infos zur Veranstaltungsreihe beim Verkehrsverein Mandelbachtal, Tel. (0 68 93) 809-126, E-Mail: verkehrsverein@mandelbachtal.de.

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