Ein Gentleman genießt und singt

Trier · Knapp zwei Stunden Reggae, ausgelassen tanzen und springen bis zum Himmel – so sah der Samstagabend in Trier für 1800 Festivalbesucher aus. Gentleman heizte mit seiner Band The Evolution ein.

 Durch das durchsichtige Dach der Bühne ist die Porta Nigra zu erkennen. Vor dem historischen Gemäuer gibt Gentleman das Auftaktkonzert des Festivals Porta{+3}. Fotos: Evelyn Schneider

Durch das durchsichtige Dach der Bühne ist die Porta Nigra zu erkennen. Vor dem historischen Gemäuer gibt Gentleman das Auftaktkonzert des Festivals Porta{+3}. Fotos: Evelyn Schneider

 Tilmann Otto alias Gentleman bringt Reggae nach Trier.

Tilmann Otto alias Gentleman bringt Reggae nach Trier.

 In gespannter Erwartung: Die Fans begrüßen die Musiker der Band The Evolution. Gleich betritt Gentleman die Bühne.

In gespannter Erwartung: Die Fans begrüßen die Musiker der Band The Evolution. Gleich betritt Gentleman die Bühne.

. "Sonnenschein würde gar nicht zur Porta Nigra passen. Grau ist authentischer", sagte Toby von der Band Oazo. Und er sollte Recht behalten. Denn Grau war so etwas wie das Motto beim Auftaktabend des dreitägigen Festivals Porta{+3} vor eben jener Porta Nigra in Trier . Das historische Gemäuer trägt ein würdevolles Grau, der Himmel passte sich dementsprechend an, und auch der Hauptact des Abends, Gentleman, war komplett in Grau gekleidet. Hin und wieder ließen die Wolken ein paar Tropfen fallen, aber die Bühne war vorbereitet, trug ein durchsichtiges Dach, ähnlich der Regenumhänge mancher Fans . So war der Blick frei auf die Porta Nigra, die im Farbenspiel der Bühnenscheinwerfer angeleuchtet wurde.

1800 Fans waren da. Die einzige, die fehlte, war die Sonne. Zumindest, die am Himmel. Denn die in den Herzen der Reggae-Freunde dürfte an diesem Abend gestrahlt haben. Knapp zwei Stunden lang spielte Gentleman mit seiner Band The Evolution Lieder quer durch alle Alben. Die Fans sangen, tanzten und sprangen ausgelassen umher - so ist das eben, wenn Frohnatur Tilmann Otto auf der Bühne steht. Wenn er von der "wunderschönen Location" schwärmt und dem Publikum dafür dankt, dass es da ist, dann wirkt das so wunderbar ehrlich. Zeigt sich ein Großer der Reggaeszene ganz demütig vor dem, was er tut.

Immer wieder setzte sich Gentleman auf einen Lautsprecher und plauderte mit den Fans . Und zwar nicht nur mit jenen auf dem eingezäunten Festivalgelände, sondern auch mit Anwohnern, die vom Fenster oder vom heimischen Balkon aus das Geschehen verfolgten. "Ihr seht ein bisschen aus wie die beiden Alten aus der Muppet-Show", rief er einem Paar zu, das auf einem Balkon stand. Der Gruß an die Nachbarschaft wurde zum Running-Gag des Abends. Gentleman hob ein ums andere Mal die Hand und rief "Muppets". Die Angesprochenen reagierten prompt und winkten.

In Liedern wie "It no pretty” übt der Reggaekünstler Kritik an der Gesellschaft. "Es brodelt auf der Welt. Aber in der Dunkelheit gibt es auch Licht", sagte er. Jeden Tag würden Babys geboren - so wie seine kleine Tochter vor fünf Monaten. Es stiegen Seifenblasen auf, die über das Gelände flogen, wurden Feuerzeuge in die Luft gereckt. Kaum künstliches Licht von Handys, die jede Sekunde des Konzertes mitschneiden. Letzteres fiel auch Gentleman auf, und er machte seinen Fans ein Kompliment dafür. Es sei schön zu sehen, dass sie tanzen. Das ewige Filmen zerstöre doch den Augenblick. Oder einen Moment wie den, als Gentleman sich auf die Bühne setzte, nur zarte Klaviertöne erklangen und er dazu die Zeilen seines Liedes "Memories" ins Mikrofon hauchte. Gänsehaut. Die gab es auch, als der Sänger mit "Songs of freedom" an Bob Marley erinnerte und 1800 Menschen mit ihm sangen.

Ob "New Day Dawn" a cappella oder temporeiche Stücke wie "To the Top" - die Mischung stimmte. Als Gentleman seinen Hit "Superior" anstimmte, gab es für die Fans noch eine Überraschung. Denn der Sänger verließ die Bühne und wanderte durch die feierende Menge, klatschte Hände ab.

Gentleman und The Evolution gaben zwei Runden Zugabe. Zuletzt nahm der 40-Jährige das Trio Oazo mit auf die Bühne, das den Abend musikalisch eröffnet hatte. Jochen, Hannah und Toby improvisierten Textzeilen zu "Lonely Days" - so als würden sie das jeden Tag tun. Mit "Jah ina yuh life" verabschiedete sich Gentleman schließlich von seinen Fans . Die Textzeilen "Everything is beautiful and everything is bright" (übersetzt: alles ist schön, alles ist strahlend) passten zu dem Konzert. Denn das war absolut gelungen. Die besondere Location, die Musik und ein Künstler zum Anfassen - alles passte perfekt zusammen. Ein Lob hoch {+3}.

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