Dinosaurier in der Teufelsschlucht

Ernzen · Es geht auch mit weniger Geld als in Reden: Ein Jahr nach der Eröffnung hat der Dinosaurierpark Teufelsschlucht im Eifelkreis Bitburg-Prüm schon 100 000 Besucher, obwohl er nur statische Modelle zeigt. Blick auf ein Erfolgsmodell.

 Der nachgebaute Tyrannosaurus Rex im Dinopark in der Teufelsschlucht in der Eifel ist 14 Meter lang. Foto: Tittel/dpa

Der nachgebaute Tyrannosaurus Rex im Dinopark in der Teufelsschlucht in der Eifel ist 14 Meter lang. Foto: Tittel/dpa

Foto: Tittel/dpa

Es war einmal ein Erdzeitenpark in unmittelbarer Nähe zur Teufelsschlucht, einem Wanderer-Paradies zwischen Luxemburg und Rheinland-Pfalz. Die Outdoor-Schau war klein und fein, aber unbekannt und kam nie richtig ins Laufen. Allerdings steckten zwei Millionen Euro öffentliche Mittel des Zweckverbandes Naturpark Südeifel drin. Verschleudertes Steuergeld? Seit Frühjahr 2015 nicht mehr, seit die Dinos da sind, rund 120 ziemlich lebensechte Rekonstruktionen prähistorischer Tiere. Sie bewegen sich nicht wie die robotisch animierten Modelle in der Gondwana-Ausstellung in Reden , manche Exemplare sehen mit ihrer Plastik-Haut auch ziemlich künstlich aus.

Doch bis dato zählte der Geschäftsführer der Felsenland Südeifel Tourismus GmbH, Bruno Zwank, rund 100 000 Besucher, kaum weniger als Gondwana meldet (2015: 120 000). Doch dort beliefen sich die Privat- und Landes-Investitionen auf rund 30 Millionen Euro, die Eintrittspreise liegen bei 17 Euro (Kinder) und 23 Euro (Erwachsene). In der Südeifel kosten die Tickets 7,50 Euro (Kinder) und 9,50 Euro (Erwachsene) und sorgen dafür, dass das einstige Sorgenkind Erdzeitenpark zum Erfolgsmodell, ja zur Cashcow wurde. Denn der Park trägt sich und seinen zukünftigen Ausbau nicht nur selbst, mit dem Überschuss finanziert man sogar weitere Tourismus-Dienstleistungen an anderen Standorten.

"Wir denken streng betriebswirtschaftlich", sagt Tourismus-Manager Zwank und spricht von einem "intelligenten Geschäftsmodell". Das Waldareal war für den ursprünglichen Erdzeitenpark bereits angelegt, es flossen nur mehr 160 000 Euro zusätzlich, um einen Zoo-ähnlichen Rundwanderweg mit "Gehegen" für die unzähligen Dino-Modelle anzulegen.

Letztere sind Eigentum der niedersächsischen Firma Bernd Wolter Design, die in der Nähe von Hannover einen Dinopark betreibt, und kosten den Park lediglich 50 Prozent der Ticketeinnahmen. Wolter Design ist also massiv am Erfolg interessiert und am Misserfolg beteiligt. Auf drei Jahre läuft der Vertrag - eine Testphase, die in eine Verlängerung gehen wird, so der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Südeifel, Moritz Petry (CDU ). Denn aus den kalkulierten 40 000 Besuchern pro Jahr, durch die der Park sich bereits getragen hätte, sind mehr als das Doppelte geworden, rund 100 000. Zusätzlich generierte Touristen, die ohne den Anreiz Dinopark nicht in die Naturpark-Region gekommen wären? Das ist noch nicht evaluiert.

Allerdings sind Bürgermeister Petry und sein Tourismus-Chef Bruno Zwank sicher: "Wir haben den luxemburgischen Markt so stark angezapft wie nie zuvor." Denn obwohl Echternach nur sechs Kilometer entfernt liegt, war die zahlungskräftige Klientel bisher kaum aufgetaucht. Naturerlebnisse bieten sich auch im luxemburgischen Teil des Felsenlandes. "Jetzt ist der Dinopark die Attraktion", so Zwank. "Es gibt in Luxemburg keine vergleichbare Einrichtung."

Mit der saarländischen "Konkurrenz" Gondwana habe man Kooperationsabsichten. Zwank: "Es gibt keinen Grund, nicht nach Reden zu fahren, wenn man bei uns war - und umgekehrt." Tatsächlich sind das konzeptionell zwei Paar Schuhe. In der Südeifel herrscht ein rustikales Freiluft-Abenteuer-Feeling; zentral ist ein großes Kinder-Forschungs-Camp. Gondwana spielt hingegen in Hallen, setzt auf Illusion und filmische Wow-Effekte. Dass Letzteres die zeitgemäßere Präsentationsform für das Thema Dinosaurier ist, weiß man in der Südeifel auch. Trotzdem entschied man sich für statische Modelle, nicht nur aus Kostengründen. "In der Fantasie der Kinder bewegen sich die Tiere", sagt Zwank. Doch vorrangig suchte der Rat der Gemeinde nach einem risikoreduzierenden, alternativen Modell zur üblichen Public-Private-Partnership: "Wir wollten auf keinen Fall einen Nürburgringeffekt", so Zwank. Selbst der 160 000-Euro-Ausbau wurde nicht mit Steuergeld finanziert, sondern durch Kredite, die über den Betrieb getilgt werden.

Außerdem hat man in der Südeifel aus Erfahrungen bei Gondwana gelernt, das für Kinder unter sechs Jahren nur bedingt geeignet sei. "Belebte blutige Szenen machen kleinen Kindern Angst", so Zwank. Familien müssten sich trennen. In die Teufelsschlucht hingegen kämen Groß-Verbände. Mütter mit Kinderwagen und Großeltern schätzten die gut begehbaren Spazierwege. "Wir bieten eine hohe Aufenthaltsqualität", sagt denn auch Bürgermeister Petry. Und: "Wir sind stolz auf dieses Projekt. Denn wir kriegen das selbst hin, als Kommune." Und also klingelt bei Petry nicht selten das Telefon: "Wie geht so was?", fragen Bürgermeister-Kollegen.

Dinosaurierpark Teufelsschlucht, Ferschweilerstraße 50, Ernzen . Geöffnet bis 6. November täglich, 9 bis 18 Uhr.

dinosaurierpark-

teufelsschlucht.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort