Chinesen staunen übers „Dirndl“

Nonnweiler · Traditionelle Hunsrücktracht, neu interpretiert: Trierer Studenten haben mit ihren Entwürfen großes Aufsehen erregt. Nun wird heiß diskutiert, ob die Kleidung eine Chance im kommerziellen Handel hat.

 Traditionelle Tracht, wie man sie aus dem Hunsrück kennt – modern umgesetzt und dazu auch noch tragbar: Dem Urteil von Umweltministerin Eveline Lemke über die Entwürfe der Trierer Studenten schlossen sich auch bei den dortigen Design- und Kulturtagen viele Zuschauer der Modenschau an. Foto: Klaus Kimmling

Traditionelle Tracht, wie man sie aus dem Hunsrück kennt – modern umgesetzt und dazu auch noch tragbar: Dem Urteil von Umweltministerin Eveline Lemke über die Entwürfe der Trierer Studenten schlossen sich auch bei den dortigen Design- und Kulturtagen viele Zuschauer der Modenschau an. Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass Studenten der Hochschule Trier bei der Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald mit ungewöhnlichen Entwürfen für eine Hunsrücktracht für Aufsehen sorgten. Sie waren anders, als man sich gemeinhin regionaltypische Kleidung vorstellt. Es gab kurze und bodenlange "Dirndl ", hochgeschlossene und rückenfreie, welche mit Schürzen und andere mit Schleifen, alles in Weiß und Grau, uni oder gestreift.

Die 23 Studenten der Fachrichtung Modedesign hatten wenig Vorgaben und konnten ihrer Kreativität freien Raum lassen. Bei der einen Modenschau ist es längst nicht geblieben. "Nach einer überwältigenden Resonanz aus allen Teilen Deutschlands und auch international", sagt Professor Dirk Wolfes, Leiter der Fachrichtung, sind die Modelle schon mehrfach gezeigt worden, bei den Trierer Design- und Kulturtagen, auf der Messe Kostbar in Idar-Oberstein und sogar im Reich der Mitte.

"Das Projekt kam so gut an, dass eine Einladung nach China folgte", berichtet Susanne Keeding, Pressesprecherin des Mainzer Wirtschaftsministeriums. Die Trachten waren der offizielle Höhepunkt der Messe China International Folk Crafts and Cultural Products Expo in Guiyang, Provinz Guizhou. Bei der Kunsthandwerkermesse wurden die Designerstücke unter großer Begeisterung von chinesischen Models vorgeführt. "Wir freuen uns sehr über das Interesse an unseren Trachten", sagt Stephanie Hemmann, eine der Trierer Erstsemesterstudentinnen. Schon bei der ersten Präsentation seien einige Menschen auf die Gruppe zugekommen, die sich vorgestellt haben, dass man die Trachten auch in der Gastronomie nutzen könne.

Ihr Kommilitone Markus Schütz geht davon aus, dass die Modelle in abgewandelter Form von Servicekräften in Restaurants oder Hotels als "Uniform" getragen werden können. Eher skeptisch ist er bei der Frage, ob es die etwas anderen Trachten bald im Laden zu kaufen gibt. Er glaubt nicht, dass "sie unbedingt in dieser Form für den kommerziellen Handel geeignet sind". Das sieht die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke völlig anders. Sie hofft, dass die Kreationen aus der Designwerkstatt der Hochschule Trier bald in Läden der Region und auch an den Nationalparktoren am Erbeskopf oder an der Wildenburg, zu kaufen sind. Die Ministerin ist ein Fan der weiß-grauen Kleidung: "Die Trachten der Trierer Modedesignschüler finde ich wunderschön. Hier wurde das traditionelle Thema modern umgesetzt - und dann auch noch so, dass die Kleider alle tragbar sind." Sie trug bereits bei der Präsentation an Pfingsten ein Kleid aus der Kollektion, und sie zog es den ganzen Tag nicht mehr aus.
Hilfe für Start-ups

Lemke wünscht sich, dass Jungunternehmer die Nische für sich entdecken. Sie sagt zu, sogenannte Start-ups, also Unternehmensneugründungen, mit einem breiten Instrumentarium zu unterstützen, und verweist auch auf den Mittelstandslotsen der Landesregierung. Es werden unter Federführung des Kreises Birkenfeld Gespräche zu den Umsetzungsmöglichkeiten für eine Designlinie mit Hunsrückbezug geführt, sagt Lemkes Pressesprecherin Keeding. Handfeste Ergebnisse kann man allerdings auch hier noch nicht vorweisen. "Alles hängt davon ab, dass jemand die Geschäftsidee als seine erkennt und Geld in die Hand nimmt", sagt Michael Dietz, Wirtschaftsförderer des Kreises Birkenfeld. Mehrere Gastronomen hätten aber schon Interesse signalisiert. Allerdings müssten die Entwürfe überarbeitet werden, um als tragbare und bezahlbare Arbeitskleidung etwa für eine Servicekraft dienen zu können.

Dietz macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: "Wir reden über Kleidung, aber eigentlich reden wir auch über regionale Identität. Wenn St. Wendeler, Birkenfelder, Thalfanger und Hermeskeiler in Sachen Nationalpark zusammenarbeiten können, dann können sie auch mit einer gemeinsamen Tracht ein Zeichen für eine regionale Identität setzen."

Das Projekt hat also durchaus Charme und Potenzial. Und eine eindrucksvolle Nachfrage gibt es auch - vor allem im Ausland. "In China hätten die Studierenden die Kleidung dutzendfach verkaufen können", berichtet Wolfes.

Interessenten können sich an den Mittelstandslotsen der Landesregierung, Eckart Helfferich, wenden, Tel. (0 61 31)

16 56 52, E-Mail an: mittelstandslotse@mwkel.rpl.de

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