Katholische Kirche Bistum Trier will homosexuelle und geschiedene Angestellte nicht mehr bestrafen - Speyer wartet ab

Trier · Wiederverheiratete und homosexuelle Eheleute in Reihe des Bistums Trier müssen künftig nicht mehr um ihren Job fürchten. Der oberste Verwaltungschef hat die eigentlich vorgesehenen Sanktionen ausgesetzt. Das Bistum Speyer ist noch nicht so weit.

 Triers Bischof Stephan Ackermann.

Triers Bischof Stephan Ackermann.

Foto: dpa/Harald Tittel

Der Trierer Generalvikar hält Wort: Homosexuelle Eheleute in Diensten des Bistums Trier, zu dem weite Teile des Saarlandes gehören, sollen künftig keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen mehr zu befürchten haben. Auch Geschiedenen, die einen neuen Partner heiraten, drohen keine Sanktionen mehr. Das geht aus einem unserer Redaktion vorliegenden Schreiben Ulrich Graf von Plettenbergs an die Mitarbeitenden des Bistums hervor. Darin schreibt der „GV“, wie der Generalvikar bistumsintern genannt wird, dass er arbeitsrechtliche Sanktionen im Zusammenhang mit der persönlichen Lebensführung  für nicht angemessen halte. „Ich möchte auf diese Weise einen Beitrag dazu leisten, dass Sie als unsere Mitarbeitenden unsere Kirche als einen angstfreien Raum erleben“, heißt es in dem zwei Seiten lange Brief wörtlich.

Erst vor wenigen Tagen hatten sich elf Generalvikare in einem gemeinsamen Schreiben für einen sofortigen Verzicht auf arbeitsrechtliche Konsequenzen für queere Mitarbeitende ausgesprochen. Zudem solle die Überarbeitung des neuen kirchlichen Arbeitsrechts bis zum Sommer abgeschlossen sein, heißt es in dem Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. In ihrem Aufruf baten die Generalvikare die deutschen Bischöfe darum, „kurzfristig eine Änderung des Kirchlichen Arbeitsrechtes herbeizuführen und auf alle Bezüge auf die persönliche Lebensführung in der derzeit geltenden Grundordnung“ zu verzichten. Zu den Unterzeichnern gehörte auch der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm. Das Bistum Speyer, zu dem der Osten des Saarlandes gehört, setzt die neue Vorgehensweise aber - anders als Trier - noch nicht im Vorgriff auf eine Änderung der Grundordnung um, wie ein Sprecher am Freitag der SZ sagte. Zu weiteren Plänen wollte er keinen Kommentar abgeben.

Kirchliches Arbeitsrecht soll kurzfristig geändert werden

Die Grundordnung ist arbeitsrechtlich die Basis für die rund Dreiviertelmillion Menschen, die bei der katholischen Kirche oder der Caritas beschäftigt sind. Immer wieder zu Streit führen die dort erwähnten „Verstöße gegen Loyalitätsobliegenheiten“, weil damit etwa für Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auch Kündigungen begründet werden können.

„OutInChurch“ brachte Bewegung in die Debatte

Eine Debatte um das Arbeitsrecht hatte im Januar die Initiative #OutInChurch ausgelöst, bei der sich 125 Kirchenmitarbeitende öffentlich als queer zu erkennen gaben. Das englische Wort „queer“ ist ein Sammelbegriff für sexuelle Minderheiten, unter denen Homosexuelle die größte Gruppe darstellen.

In einer ersten Reaktion begrüßte der Trierer Priester Ralf Schmitz die Selbstverpflichtung des Bistums.  Erst das schaffe Klarheit und Sicherheit. Genau diesen Schritt habe der Arbeitskreis „Sexuelle und geschlechtliche Identitäten“ gefordert, sagte Schmitz unserer Redaktion. Mit OutInChurch sei echte Bewegung in ein Thema gekommen, das viele kirchliche Mitarbeitenden schon seit Jahrzehnten quäle.

„Schritt in die richtige Richtung“

Alex Rollinger, Vorsitzender des Veranstaltervereins SCHMIT-Z, sagte, nun könnten queere Mitarbeiter*innen im Trierer Bistum hoffentlich ruhiger schlafen. Er könne sich kaum vorstellen, „dass eine nötige Reform des katholischen Arbeitsrechtes daran nochmal etwas zurückdrehen kann. Traurig für all jene, die in der Vergangenheit wegen Kündigungen oder auch nur wegen der Angst vor einem Outing gezwungen waren, eine neue Ausbildung oder Arbeit zu suchen“, so Rollinger.

Vincent Maron vom Trierer Arbeitskreis ‚Sexuelle und geschlechtliche Identität in der Pastoral‘ bezeichnet die Selbstverpflichtung des Bistums als  „Schritt in die richtige Richtung“, der zeige,  dass das Bistum die Forderungen von OutInChurch ernst nehme. 

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